piwik no script img

Argentinischer Ex-General Menendez verurteiltDer Bluthund bereut nichts

Mit Ex-General Luciano Menendez wurde in Argentinien der erste ranghohe Militär für Verbrechen in Gefangenenlagern der 70er Jahre verurteilt.

Luciano Benjamín Menéndez, 81, ist bis heute überzeugt davon, während der Diktatur zu Recht gefoltert und gemordet zu haben. Bild: Reuters

Luciano Benjamín Menéndez galt als Teil der "Duros", der harten Militärs, die sich 1976 in Argentinien an die Macht geputscht hatten. Der General war von 1975 bis 1979 Kommandant des 3. Heereskorps. Sein Befehlsgebiet erstreckte sich über 10 Provinzen des Landes, darunter die Provinz Córdoba. Menéndez war verantwortlich für die geheimen Gefangenenlager im Nordenwesten Argentiniens.

Hier räumte er auf, unter den Subversiven und der kommunistischen Bedrohung. Oftmals war Menéndez bei Folterungen und Erschießungen persönlich anwesend, berichten Überlebende. Dass sein Kampf nicht erfolgreich war, gestand der 81-Jährige am Donnerstag vor Gericht. "Die Guerilleros der 70er Jahre sind heute an der Macht," bedauerte der Ex-General. Ohne ein Wort der Reue ließ der Weißhaarige die Vision der kommunistischen Weltverschwörung wieder aufleben, die Argentiniens Militärs als Rechtfertigung für den "schmutzigen Krieg" gegen die "Subversion", also die massenhafte Ermordung Oppositioneller gedient hatte.

Argentinien sei das erste Land, das seine siegreichen Soldaten verurteilt, so der Angeklagte Menéndez in seinen letzten Worten vor seinem Urteil. Danach befand ihn das erste Anhörungsgericht in der Stadt Córdoba der Entführung, der Folterung und des Mordes in vier Fällen für schuldig und verurteilte ihn zu lebenslanger Haft. Die Verbrechen - verübt an vier AktivistInnen der Revolutionären Arbeiterpartei PRT - fanden 1977 im Lager La Perla statt, knapp 15 Kilometer von der Stadt Córdoba entfernt. In La Perla "verschwanden" nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen rund 2.300 Menschen. Nur 17 Menschen überlebten das Lager.

Menéndez ist nun seit der Aufhebung der Amnestiegesetze im Jahr 2005 der erste ranghohe Militär, der in Argentinien verurteilt wurde. Als "historisches" Urteil gegen "einen Mörder, der nichts bereut," bewertete die Vorsitzende "Großmütter der Plaza de Mayo", Estela de Carlotto, den Richterspruch.

1988 wurde gegen Menéndez bereits wegen 47-fachen Mordes, 76 Fälle von Folterungen und vierfachen Kindesraub ermittelt. Aber die juristische Aufarbeitung der Verbrechen wurde 1990 vom damaligen Präsidenten Carlos Menem endgültig gestoppt. Menem hatte ihn per Dekret begnadigt.

Menéndez wird den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Anders als bei über 65-Jährigen üblich ordnete das Gericht normale Haft an. Seine Zelle wird Menéndez nur zu weiteren Prozessen verlassen müssen. Unter anderen wird wegen der Ermordung zweier katholischer Priester in der Provinz La Rioja gegen ihn ermittelt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!