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Wenn die Kids zu gut sindBitte nicht für Schüler engagieren

Eine bayerische Lehrerin fördert ihre Kinder so gut, dass sie exzellente Noten haben. Grund genug für Schulämter und -leiter, zu fragen, was da falsch läuft.

Wenn gutes Abschneiden der Schüler als Problem dargestellt wird, liegt das Problem beim Schulsystem, nicht bei der Lehrerin. Bild: dpa

MÜNCHEN taz Kurz vor Ende des bayerischen Schuljahres fasste Sabine Czerny einen Entschluss. Die Lehrerin entschloss sich, ihren Lehrerkollegen zu erklären, dass nicht sie es ist, die falsch tickt, wenn 91 Prozent der Kinder ihrer Klasse sich für eine weiterführende Schule qualifizieren. Sondern dass es das Schulsystem ist, das nicht ganz richtig sein kann, wenn es ein derart gutes Abschneiden als Problem darstellt.

Also verfasste die Lehrerin Sabine Czerny einen offenen Brief ans Kollegium. Darin legte sie dar, warum sie alle darunter zu leiden hätten, wenn das System mittelmäßige Notenschnitte erzwinge. Nur zu dem Zweck, damit Realschule und Gymnasium, aber auch die ungeliebte Hauptschule mit ausreichend Kindern im Alter von zehn Jahren bestückt werden können.

Die Geschichte von Sabine Czerny ist nicht nur deswegen ungewöhnlich, weil sie per offenem Brief mit ihren Kollegen in so wichtigen Fragen kommuniziert. Die Geschichte der 36-jährigen Lehrerin ist es vor allem deshalb, weil sie schief dafür angeschaut wird, dass sie ihren Job offensichtlich gut macht. Seit einem halben Jahr ist die Pädagogin Anfeindungen ihrer Rektorin ausgesetzt, weil 25 SchülerInnen ihrer vierten Klasse in einer klassenübergreifenden Vergleichsarbeit in Mathematik einen Schnitt von 1,8 erreicht hatten. In einer Heimat- und Sachkunde-Probe schafften sie kurz darauf sogar einen Schnitt von 1,6. Beinahe erleichtert notierte Czerny nach einer Prüfung in Deutsch eine 2 vor dem Komma - und ertappte sich dabei, zu bedauern, dass einer ihrer wenigen Fünferschüler wegen Umzugs die Klasse verlassen würde.

Aus dem Rektorat waren wegen der ungewöhnlich guten Notenschnitte Vorwürfe laut geworden. Entweder sage sie Ergebnisse vor - oder sie korrigiere falsch. Die Leiterin des zuständigen Schulamtes dementiert auf Nachfrage vehement, dass man von Amts wegen Notenschnitte vorgebe. Aber sie vergisst nicht, gleich im nächsten Satz zu ergänzen, dass eine Schulleiterin die "verdammte Pflicht" habe, einem so ungewöhnlich guten Schnitt nachzuforschen. Es gebe halt viele Möglichkeiten zu beeinflussen, direkt oder indirekt.

Solche mehr oder weniger offenen Unterstellungen kränkten Sabine Czerny zutiefst. Die Grundschullehrerin hatte innerhalb der vergangenen zehn Jahre an mehreren Schulen unterrichtet, überall mit großem Erfolg. Dafür hat sie hart gearbeitet. Hat neben dem Schulalltag jahrelange Fortbildungen in unterschiedlichen pädagogischen, medizinischen und psychologischen Richtungen absolviert. Sie wollte besser verstehen, wie man Kinder fürs Lernen begeistern kann.

Sabine Czerny weiß zahlreiche Eltern hinter sich, die sie als pädagogisch und fachlich herausragend loben. Einmal sogar fuhr ein Vater ins Schulamt, um das Wort für die von den Kindern heiß geliebte Pädagogin zu ergreifen. "Mit welchem Recht kommen Sie überhaupt hierher?", herrschte man ihn dort an. Als sie selbst versuchte, ihre Pädagogik zu erklären, wies man sie an, sie solle nicht so "anmaßend" auftreten.

Czernys Erfolge machen offenbar nervös. Schon an der Vorgängerschule hatten die auffälligen Lernzuwächse mit einer zweiten Klasse zur Konfrontation mit dem zuständigen Schulrat geführt. "Sie haben sich an das Niveau der Parallelkollegen anzupassen!", wies der Mann seine Lehrerin an. Für die brach in diesem Moment eine Welt zusammen: Sich anzupassen - das hätte ja bedeutet, absichtlich schlechtere Resultate zu produzieren, nicht bessere.

Den Vorgesetzten aus dem Schulamt störte, dass sich die Eltern der Parallelklassen beschwert hatten. Was lag da für den braven, bayerischen Schulbeamten näher, als mal eben für Ruhe zu sorgen? Czerny verwies einmal mehr auf ihre innovativen Methoden, ihre Hinwendung zu jedem einzelnen Kind, doch das nützte ihr nichts. Im Gegenteil. Fortan eilte ihr zuverlässig der Ruf voraus, aufsässig zu sein.

So sah sie sich zum Ende dieses Schuljahres gezwungen, einmal darzustellen, wofür sich bislang kaum jemand wirklich interessiert hatte: Warum ihre Kinder so gut gelernt hatten - und wie kontraproduktiv die gängige Benotungspraxis sei, die schon bei der Vermittlung einfacher Grundlagenstoffe notwendigerweise Verlierer produziere. Es sei widersinnig, schrieb sie, wenn es "Sitzplätze gibt, die eine bestimmte Zahl tragen". Nämlich maximal drei Stühle mit der Ziffer 1, höchstens sechs Stühle mit der Ziffer 2, jeweils bis zu neun mit den Ziffern 3 und 4 und auch bis zu fünf Stühle mit den Ziffern 5 und 6.

Denn sie, die LehrerInnen, seien dadurch gezwungen, die Kinder auf diese Stühle zu platzieren. So aber breche man das Engagement jedes schwächeren Schülers, der könne lernen wie verrückt und bekomme doch wieder nur eine schlechte Note - weil eben der Schnitt stimmen müsse. "Ein Fünferschüler bleibt ein Fünferschüler, einfach weil es Fünferschüler geben muss."

In ihrem Plädoyer für eine andere Lern- und Bewertungskultur appellierte sie: "Bitte, machen wir uns bewusst, dass es hier keinen objektiven Maßstab gibt, der die tatsächliche Leistung misst! Wir erstellen Proben mehr oder weniger bewusst von vornherein unter dem Gesichtspunkt, dass der Schnitt stimmen soll, bzw. passen den Notenschlüssel im Nachhinein entsprechend an, das heißt, wir produzieren schlechte Kinder."

Kinder im Grundschulalter aber identifizierten sich mit den Noten, viele, so schrieb sie, stellten irgendwann ihre Bemühungen ein, resignierten oder würden verhaltensauffällig. Das gehe vor allem Kindern aus sozial schwachen oder problematischen Familien so. Die bräuchten eher ihre Hilfe als Lehrerin und Aussicht auf sichtbare Erfolge statt ständiger demoralisierender Rückmeldungen wie von einer Richterin. Auch das Vertrauensverhältnis zu den Eltern leide, wenn man denen einerseits erzähle, wie wichtig Förderung sei, andererseits aber genötigt werde, schlechte Noten zu vergeben.

Was Sabine Czerny da beschrieb, hat viel mit dem Namen Gauß zu tun - und mit einem System, das die nach dem Mathematiker benannte ,,Normalverteilung" zur Norm erhebt. Gauß hatte beobachtet, dass in der Natur Extreme selten sind, die breite Mitte dafür umso öfter auftritt. Er hätte seine Beobachtung allerdings nicht unbedingt in einer Lerngruppe machen können.

Wie falsch es ist, Notengebung am Maßstab eines vermeintlich naturgesetzhaft sich ergebenden Mittelwerts auszurichten, dämmerte irgendwann auch der Kultusministerkonferenz (KMK). Die schrieb dementsprechend 1968 eine sogenannte kriterienbezogene Benotung vor statt der bis dahin gültigen Orientierung am Leistungsdurchschnitt der Klasse. Benotet werden darf in allen deutschen Bundesländern seitdem nur, in welchem Maße ein Schüler die ,,Anforderungen" erfülle. In jüngster Zeit propagiert man sogenannte kriteriale Leistungsmessung, der Bewertungsmaßstab bleibt jedoch ebenso unklar. Die individuelle Leistungsnorm, die den persönlichen Lernfortschritt zugrunde legt, wird gar nicht erst erwähnt.

Wer da dächte, dass der KMK-Beschluss von 68 immerhin ein gewisser Fortschritt sei, dem hält der Erziehungswissenschaftler Hans Brügelmann von der Universität Siegen entgegen: "Die soziale Norm ist nicht zulässig - sie wird aber um der Selektion willen erzwungen." Horst Bartnitzky, Vorsitzender des Grundschulverbandes, hat seinerseits beobachtet, dass Lehrer zwar selten so massiv attackiert werden wie die Pädagogin Sabine Czerny, erklärt dies aber auch mit vorauseilendem Gehorsam. "Die Lehrer spüren den Druck", sagt der Diplompädagoge und einstige Grundschulrektor, "und handeln ihm gemäß."

Bartnitzky hat Brügelmann und einige weitere Forscher eine Expertise erarbeiten lassen, die unter dem Titel "Sind Noten nützlich - und nötig?" erschienen ist (www.Grundschulverband.de). Darin weisen die Wissenschaftler nach, warum die scheinbar präzisen Schulnoten keineswegs objektiv seien. Sie zitieren dazu unter anderem das Experiment des österreichischen Pädagogen Rudolf Weiss, der 153 Lehrer eine Mathematikaufgabe beurteilen ließ. 41 Prozent von ihnen gaben eine Zwei, 42 Prozent eine Drei, die Eins wurde von sieben Prozent vergeben, die Vier von neun Prozent und ein Prozent der Probanden sahen in der Arbeit sogar eine Fünf.

Es hänge eben stets davon ab, welchen Maßstab man anlege, um eine Anforderung etwa als ausreichend zu bewerten, sagt der Grundschulforscher Brügelmann. Dieser Maßstab aber sei nicht klar definiert. Nach den Regeln der Statistik sei es überdies eigentlich nicht zulässig, aus Noten, die nur Rangfolgen angäben, Mittelwerte zu errechnen. Und doch werden etwa in Bayern und Baden-Württemberg in den Übertrittszeugnissen Gesamtnoten gemittelt, bis aufs Hundertstel genau.

Auch Sabine Czerny fühlt sich inzwischen genötigt, so zu unterrichten und Testaufgaben derart zu konstruieren, dass mit Sicherheit ausreichend Vierer, Fünfer und Sechser herauskommen und ihre Rektorin sie nicht weiterhin behandelt wie einen störrischen Esel. Ihr ist schmerzlich bewusst, dass sie Versager produziert, wenn sie sich an die Anweisung ihrer Vorgesetzten hält. Umso wütender macht sie der Satz, den sie schon so oft in Kollegien gehört hat: "Es gibt halt nun mal dumme Kinder." Wie leicht diese Grundannahme zu beweisen ist, erlebte sie bereits in ihrer Zeit als mobil eingesetzte Lehrerin in einer klassenübergreifenden Probearbeit zum Thema "Der natürliche Kreislauf des Wassers". Da wurde zu ihrer Überraschung der Wolkenname "Cirrocumulus" abgefragt. Sabine Czerny protestierte: Das habe man doch im Unterricht gar nicht vermittelt, da müssten die Kinder ja mehr wissen, als sie wissen können. Die KollegInnen erwiderten, man brauche doch Fragen, die kaum einer beantworten kann, und beruhigten sie: Der Begriff sei ja in einem Film gefallen, den man gemeinsam angeschaut habe. Da sei man ,,rechtlich abgesichert".

Der Brief, in dem Sabine Czerny solche Zusammenhänge erklärte, hatte übrigens keine Konsequenz: Vor der Konferenz des kommenden Tages hatte sich die Rektorin krank gemeldet, und man hatte andere Dinge zu besprechen. So behielt Sabine Czerny das Papier bei sich. Und geht nun am 1. August mit dem deutlichen Gefühl in die sechswöchige Ferienzeit, dass ihre fachlichen Fähigkeiten und ihr Engagement nicht wirklich erwünscht sind.

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50 Kommentare

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  • HP
    Heidrun Proschek

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    Liebe Frau Czerny, großer Dank für Ihr Buch, das ich als pensionierte Lehrerin (30 Jahre im Dienst, davon 8 Jahre in der 1./2. Grundschulklasse, 10 Jahre an Sonderschulen-jetzt Förderschulen und 12 Jahre an der Hauptschule) schon lange schreiben wollte. Es ist mir in ALLEN Punkten aus der Seele geschrieben und sollte für alle Eltern, Lehrer, Schulräte, Seminarleiter, Schulleiter und Ausbilder an der Uni zur PFLICHTLEKTÜRE werden!!! Auch ich habe mir alle Freiräume geschaffen FÜR DAS KIND. Das geht, aber es ist ein Kampf, der sich jedoch lohnt. Vor kurzem sagte ein Patient meines Sohnes, der früher kurze Zeit mein Schulleiter war:"Ihre Mama hat sich weniger um die Lehrpläne, als um die Kinder gekümmert." Das war das größte Lob in meinem Leben.

     

    Welche Möglichkeiten sehen Sie, endlich das System zu ändern?? Als Multiplikator mit vielen Beispielen aus der eigenen Praxis bin ich sofort dabei!

     

    Herzliche Grüße

    Heidrun Proschek

    Grafenau,Bayer.Wald

  • G
    gutso

    Kann nur bestätigen, dass unsere Kinder durch die Schule krank werden. Gebe seit 10 Jahren "Nachhilfeunterricht" mit großem Erfolg und werde angefeindet, weil ich die Kinder moralisch unterstütze.

    Ein 3. Klässler-Kind mit sehr guten Rechenkenntnissen schreibt nach wie vor nur 4er im Test. Der Text ist sehr unverständlich geschrieben,da haben nur wenige Kinder eine Chance.

    Ein anderes Kind verbesserte sich um 2 Noten, der Kommentar der Lehrerin: Die Arbeiten werden von mir vorgeübt, kein Wunder, dass das Kind besser wird.

    Dieses Kind wurde in Deutsch unterrichtet und hat in Mathe 2 Noten aufgeholt. Da sieht man mal, welche Meinungen die Lehrin haben.

     

     

    Mich interessiert, was aus dieser sehr guten Lehrerin geworden ist?

     

    Grüße aus dem Schwabenland

  • F
    fuchsi1802

    Auch wenn es Eingennützig ist, wir sind dankbar, unseren Sohn jetzt bei einer so netten und hervorragend qualifizierten Lehrerin zu wissen. Die Liebe, welche sie den Kindern entgegenbringt ist einzigartig.

    Schade nur für diejenigen, die der Meinung sind, daß man durch Druck mehr Leistung erziehlt und schade für dieses Systhem, daß ohne Leistung kein Kind mehr bestehen kann. Ein Kind, welches seinen Lebensweg bereits in der 4. Klasse zu entscheiden hat und die Weichen für sein zukünftiges Leben stellt, wird nicht lange ein Kind bleiben, sondern sich dem Druck der Gesellschaft und der Erwartungshaltung der Eltern entsprechend anpassen.

    Mir bleibt nur zu sagen "DER FISCH FÄNGT AM KOPF ZU STINKEN AN"

  • GD
    Gegen das System

    Bevor ich mit der eigenen Meinung anfange möchte ich ein großes Lob an diese Lehrerin geben, da sie ihre Arbeit ausgezeichnet erfüllt und sich für jeden einzelnen Schüler engagiert.

    Da ich persönlich ein betroffener dieses Schulsystems bin möchte ich sagen, dass die Aussagen der Lehrerin vollkommen richtig sind.

    Ich habe allerdings eine Erklärung warum im deutschen Schulsystem ein solcher Fehler exestiert. Es ist so, dass wenn in unserer Gesellschaft mehr "kluge" und gebildete Leute gibt mit einem Hochschulabschluss, die anschließend einen guten und "sauberen" Beruf als Anwalt, Ingeneur usw. bekommen werden die Unternehmen darunter stark leiden, da sie keine ausreichende Anzahl von Arbeitern haben, die früher einen schlechteren Schulabschluss hatten. Insbesondere Ausländische Schüler leiden sehr darunter, wenn einige Lehrer gegen sie mit verstecken Punkteabzügen in den jeweiligen Arbeiten(besonders im Fach Deutsch) arbeiten.

    Leider ist es überhaupt nicht Nachweisbar, was ebenso von den Beamten stark ausgenutzt wird.

    Die meisten Lehrer WOLLEN, dass die Schüler nichts erreichen und MÜSSEN auch dafür sorgen.Leider kann man aus meiner Sicht nur sehr wenig gegen dieses System unternehmen, da sich die Lehrer gegenseitig unterstützen und jederzeit die Ausrede bestätigen können, dass der Schüler faul ist und nichts lernt.Ein Schüler wird auch nichts Lernen wenn der Lehrer ihn täglich psychisch unterdrückt, anstatt ihm die Mut zum Lernen zu verleihen. Nun sollte man sich überlegen wie man dagegen vorgeht. Diese Lehrerin hat einen Schritt gemacht und ein Wort für die vielen Schüler Deutschlands eingelegt.

     

    Leute schaut nicht weg, schreibt Beschwerdebriefe. Es ist egal ob ein Brief bei der Kanzlerin eingeht oder beim Kultusministerium des jeweiligen Bundeslandes.Die Menschen sind alle gleich, jeder ist vor dem Gesetz gleich.

     

    MFG

  • M
    Mutter

    Was kostet ein leerstehendes Schulgebäude und was fängt man damit an?

    Wohin mit Hauptschullehrern die nicht mehr gebraucht werden?

    Was wird aus dem Rektor wenn seine Schule geschlossen wurde?

    Was kümmert es diese Leute was aus unseren Kindern wird? Die kümmern sich nur um ihre Interessen.

  • FN
    Fritz Nestle

    Seit dem letzten Kommentar zum Thema Noten ist rund ein halbes Jahr vergangen. Viele neue Säue sind in der Zwischenzeit durch das Bildungswesen getrieben worden.

     

    Die Bundeskanzlerin hat es mit der "Bildungsrepublik Deutschland" probiert und das Thema bald wieder in der Versenkung verschwinden lassen.

     

    Die Bundesbildungsministerin glaubt inzwischen, auf ein gezieltes Lehramtsstudium verzichten zu können, und hält jeden, der überhaupt ein Studium erfolgreich hinter sich gebracht hat, für qualifiziert, in der Schule unterrichten zu können. Vielleicht geht sie dabei von sich selbst aus, denn Ministerin kann man ja auch ohne Kompetenz und Gestaltungswillen werden. Dazu gibt es Beispiele in der aktuellen Politik.

     

    Andere glaubten in der Zwischenzeit mehrfach, mit der Dreifachforderung "mehr Geld, mehr Lehrer, kleinere Klassen" den negativen Eindruck, den das deutsche Bildungswesen nicht nur bei UNO-Beobachtern hinterlässt, korrigieren zu können. Sie vergessen dabei, dass die 90 Kinder, die Pestalozzi auf einmal unterrichtet hatte, damals wohl nicht schlechter gelernt haben als die heutigen.

     

    Und noch weniger Leute denken daran, dass es für das derzeitige Bildungswesen bessere Alternativen gäbe als das, was die Kultusminister vereinbaren. Es ist eine Katastrophe, wenn man wie die KMK Mindestunterrichtszeiten (ca. 10 000 Stunden für die allgemeine Hochschulereife) festlegt, sich aber nicht um überprüfbare Inhalte kümmert, die in diesen 10 000 Stunden vermittelt werden sollen. Olympiaden wären sinnlos, wenn man Mindestzeiten beim Schwimmen, Laufen, ... fordern würde!

     

    Wer sich für solche Alternativen interessiert, braucht nur unter" 'Fritz Nestle' bildungsstandards" zu recherchieren. Ich stelle mich jeder Diskussion und bringe dazu mehr als 70 Jahre passive und aktive Erfahrungen zu Bildungsprozessen ein.

  • A
    Anonym

    Kann ich teilweise bestätigen...

     

    Allerdings finde ich definitiv, dass Noten ein geeignetes Mittel "wären", Leistungen zu messen, wenn es denn diese verdammet Schnittgläubigkeit nicht gäbe...

     

    An meiner aktuellen Schule heisst es, Schnitte zwischen 3,2-3,8 zeigen an, dass alles richtig lief, wenn's besser ist, war die Arbeit zu leicht oder die Korrektur zu lasch, wenn's schlechter ist, war der Unterricht zu schlecht, die Arbeit zu schwer, die Korrektur zu hart oder die Schüler zu dumm / faul ( man bemerke, dass das letztere, also festmachen des abweichenden Schnittes an den Schülern selbst, nur dann gilt, wenn es den Schülern zum Nachteil gereicht, zu fleißig bzw. zu schlau gibt es nicht).

     

     

    Ergo, in gewissem Sinne stellen die Noten schon eine Messung der Leistung dar, denn eine sehr fleißige und gute Klasse "darf" mit 3,2 schon besser abschneiden als eine mittlere Klasse mit 3,5 bzw. eine schlechte / faule Klasse mit 3,8. Aber alles in gewissen Grenzen eben, die faulen können sich schon darauf ausruhen, dass sie noch schlechter nicht werden dürfen (weil dann aus "vorauseilendem Gehorsam" die Arbeiten leichter werden und milder benotet werden), die fleißigen und Guten dürfen ab einem gewissen Punkt ihre Bemühungen einstellen, da sie für zu gutes (aus dem Mund eines Lehrers übrigens pervers!!!) Abschneiden ja dann mit schwereren Tests beziehungsweise strengeren Korrekturen bestraft werden...

     

    Tolles System, Prost Mahlzeit!

  • E
    Einanderer

    Nun, was Fleckenfell so faszinierendes aus seiner Schulzeit berichtet, das könnte ich beinahe bestätigen. Ich bin selbst noch Schüler, sogar nur 10. Klasse, aber vielleicht sollte man sich nicht deswegen davon abbringen lassen den Kommentar trozdem zu lesen.

     

    Ich besuche nun kein ganz gewöhnliches Regelgymnasium und ich besuche erst recht keine Bayrische Schule, aber Sachsen kann vom Bayrischen System nicht zu weit entfernt sein.

     

    Die von Fleckenfell beschriebene Unterrichtssituation ist mir gegenwärtig nur in Musik bekannt, ein Fach das an meiner Schule sehr kurz kommt, was auch für mich persönlich gilt. Aber dort wird nicht bewertet, nur die Anwesenheit.

     

    Doch ein Satz von Fleckenfell ist für mich wichtig, weil nur zu wahr:

     

    "Noten sind weder ein Maßstab für Bildung, noch Lernerfolg noch Intelligenz oder persönliche Entwicklung. Noten sind einfach nur eine Zahl auf einem Blatt Papier, das über Wohl und Wehe von Menschen entscheidet."

     

    Diesen Satz würde ich mit eigenen Augen bestätigt sehen. Ich weis, dass das was ich zu sagen habe enorm arrogant klingt, aber wer mich kennt, währe vielleicht bereit das zu bestätigen.

     

    Meine Lieblingsfächer, Physik und Informatik, habe ich schon seit Jahren gelernt und ich weis, und kann beweisen, dass ich sie um einiges besser kann als meine Klassenkameraden. Das soll diese in keiner Weise abwerten, nur darlegen, dass ich dem Unterrichtsstoff aus privatem Interesse heraus um Jahre vorraus bin. Ich habe bereits mit 8 Jahren mit dem Tranistor umzugehen gelernt, das ist Fachthema der 9. Klasse. Solches kann ich noch zigfach vorbeten, aber ich denke, dass es hier unnötig wäre.

     

    Doch trotz all meines Wissens ist es mir in nunmehr 4 Jahren tatsächlichen Physik-Unterrichts nie möglich gewesen mehr als eine 3 in diesem Fach zu erreichen. Für Informatik war es eine 2, und dennoch ist sie(auch wenn es wie gesagt arrogant klingt, aber ich denke, wer mich kennt würde es bestätigen) nicht meinem Wissenstand entsprechend.

     

    Nun kommt natürlich die Frage nach dem Warum auf. Auf jeden Fall gebe ich zu, oft sehr unaufmerksam zu sein und Schusselfehler zu machen. Jedoch fiel mir in den letzten 2 Jahren vermehrt auf, sehr hart bewertet zu werden und Punktabzüge zu erhalten, wo andere keine bekommen. Ich führte ein sehr offenes Gespräch mit meinem Informatiklehrer, in dem er folgenden Satz hervorbrachte:

     

    "Klar, du bist einiges besser als der Rest der Klasse und weit über dem Niveau, das für eine 1 benötigt währe. Aber da du mehr weist, kann ich dich auch härter bewerten. Wenn du nicht alles schreibst was du weist, kriegst du auch keine 1, egal ob das dem von den anderen geforderten Niveau entspricht. Es gibt zu viele 1er Schüler, da kann man es ruhig den richtig guten richtig schwer machen."

     

    Nach diesem Gespräch ging ich in meiner(vielleicht ja auch verständlichen) Wut zu meinem Physiklehrer und sprach ihn auf das gleiche Thema an, worauf er eine ähnliche Antwort gab.

     

    Diese Argumentationen meiner Lehrer stellen mich vor einen Wahl, an welchen Hintergrund solcher Denkweise ich nun glauben soll, beide Möglichkeiten beinahe ungeheuerlich, auf jeden Fall absolut inakzeptabel für ein "Bildungssystem" mit dem Ziel möglichst hochgebildete und als solches Ausgewiesene Schüler hervorzubringen.

     

    Die erste Möglichkeit wirft nun eine weitere Frage, nämlich die nach dem Sinn von Notengebung auf, in dem Falle nämlich, dass meine Lehrer mich mit dem Hintergrund schwerer bewerten als schlechtere Schüler, dass es sonst ungerecht und unnötig wäre, mir überhaupt Tests und Klassenarbeiten vorzulegen, da ich eh 1en schreiben würde. Das wäre verständlich ungerecht gegenüber schwächeren Schülern. Doch dann wird klar, dass die Noten keinerlei Repräsentationszweck haben können, schließlich kann der unbeteiligte Beobachter kaum unterscheiden, ob ich eine 3 habe, weil ich knapp schlechter als ein 2er Niveau, oder weil ich weit besser als das bin.

     

    Die zweite Möglichkeit aber ist die, die auch jener Artikel hier offenlegt: Es wäre unschicklich, noch mehr Schüler mit 1 zu bewerten und so versucht man halt, das System so anzugleichen, dass keiner eine 1 schafft. Das lässt sich am einfachsten bewerkstelligen, indem man die besseren Schüler extrem hart bewertet.

     

    Egal welcher dieser Fälle tatsächlich der Warheit entspricht, wenn auch nur einer von ihnen ansatzweise wahr ist, so gibt es kaum einen Grund dem Bildungssystem weiter beizuwohnen, so währe es effektiver sich als Autodidakt selbst zu unterrichten und später bei Arbeitgebern eigene Einschätzungen des eigenen Wissens abzugeben(was selbstverständlich einige Problematiken mit sich ziehen würde, wie die oben Beschriebene Arroganz bzw. auch bescheidenheit.)

     

    Es tut mir leid, solches lesen und selbst erfahren zu müssen. Es stellt nur zu deutlich dar, wie Lückenhaft das Deutsche Bildungssystem doch ist, wie naiv und "lobbyistenhaft" dort herangegangen wurde, wie an so viele politische Entscheidungen. Es ist eine Schande.

     

    MfG

    Einanderer

  • FN
    Fritz Nestle

    "Faszinierend" beginnt Fleckenfell am 26.8.08 seinen Kommentar zum Fall Czerny, und faszinierend ist, was er aus seiner Schulzeit berichtet.

     

    Völlig einig bin ich mit ihm, wenn er schreibt "Noten sind weder ein Maßstab für Bildung, noch Lernerfolg noch Intelligenz oder persönliche Entwicklung." Das ist die traurige Wahrheit in den Schulen.

     

    Was aber dann bei Fleckenfell folgt, ist einfach haarsträubend: "...für reine Anwesenheit gab es Dreien ...". Ein krasseres Beispiel für Notenwillkür ist mir bisher noch nie begegnet! Die Notenpraxis dieses Politik- und Geschichtslehrers ist verheerend; er zeigt nicht einmal das Bemühen, seinen Schülern eine sachliche Rückmeldung über ihre Lernfortschritte zu geben. Und gegenüber Dritten und den Schülern anderer Lehrkräfte ist es glatter Betrug, was Fleckenfell hier darstellt.

     

    Sicher würde Fleckenfell protestieren, wenn er ein Auto kaufen will und der Verkäufer gibt grundsätzlich als Motorleistung 500 PS an, für einen Kleinwagen genauso wie für einen großen Sportwagen. Bei Schulnoten scheint ihn das entsprechende Vorgehen nicht zu stören.

     

    Es ist ein unverzeihliches Versäumnis der Schulverwaltungen, wenn sie sich um überprüfbare Maßstäbe für Lernergebnisse drücken. Von Chancengerechtigkeit kann in einem Land mit solcher Notengebung nicht die Rede sein. Auswüchse wie die von Fleckenfell beschriebenen sind dann unvermeidbar. Das hat nichts damit zu tun, dass Fleckenfells Lehrer es vielleicht trotzdem schafft, seinen Schülern auch die Hintergründe unserer Welt aufzuzeigen.

     

    Bei solchem Vorgehen bleibt mehr auf der Strecke als eine Kulturnation auf die Dauer verkraften kann. Mit dem Schlagwort "Wer lehrt, prüft" wird dieser Zustand auch von manchen Lehrkräften verteidigt. Es ist Zeit, die Überprüfung der Lernergebnisse unabhängigen Dritten zu übertragen. Der Rechtsstaat beginnt mit der Trennung der Gewalten.

  • F
    Fleckenfell

    Faszinierend.

     

    Was ist eigentlich an einem "Friseur" mit Diplom auszusetzen? Warum darf das nicht sein, weil es bislang so selten der Fall war?

     

    Wer sich in der heutigen Arbeitswelt durchschlagen muss, dürfte wissen, dass es genausogut auch erwerbslose Akademiker geben kann. Es sind Studenten, die die teilweise "ödesten" Jobs annehmen müssen.

     

    Als Arbeiterkind, das es ans Gymnasium und an die Universität geschafft hat, kann ich nur sagen: Bildung ist kein Garant für Erfolg oder Karriere.

     

    Zudem ist es mir lieber, an meiner Persönlichkeitsentwicklung zu arbeiten und meinen Idealen treu zu bleiben, als ein dickes Bankkonto aufzuweisen. Ein gedichteschreibender Bauarbeiter ist mir genauso lieb wie die toilettenschrubbende Chemikerin. Da braucht niemand verächtlich die Nase rümpfen, weder auf der einen, noch auf der anderen Seite. Immerhin verdienen diese Leute auf ehrliche Weise ihr Geld, das setze ich da einfach mal voraus.

     

    Noten wurden zu meiner Schulzeit glücklicherweise an Schlüsseln vergeben, die nicht "angepasst" wurden. Es gab beispielsweise 100 Punkte, und wer mehr als 90 erreichte, kam in den Einserbereich. Normalerweise wurde mit Prozentwerten gerechnet. Die Menschlichkeit blieb dennoch erhalten: hatte einer von unseren Mitschülern sich deutlich gebessert und ist nur "knapp" beispielsweise an der Vier vorbeigeschrammt, haben wir Schüler es alle als richtig empfunden, ihm diese dennoch zu geben. Derjenige hatte sich bemüht, sich verbessert, warum das nicht auch belohnen? Andererseits gab es natürlich Lehrer, die gnadenloser waren, da musste für eine Eins eine fehlerfreie Arbeit her. Ein Fehler, und es war eine Zwei.

     

    Die beste Einstellung zu Noten hat mich jedoch mein Politik- bzw. Geschichtslehrer am Berufskolleg gelehrt:

    für reine Anwesenheit gab es Dreien. Am Ende des Halbjahres wurde man dann gefragt, ob man damit zufrieden sei oder nicht, wenn nicht, durfte man um eine bessere Note würfeln, man konnte aber keine schlechtere Zensur als eine Drei erhalten. Dieser Lehrer war mein absoluter Lieblingslehrer, dass er Unterricht machte, haben nicht einmal meine Mitschüler unbedingt bemerkt, sie waren zu frontalunterrichtsgeschädigt und hätten lieber stupide irgendwelche Kapitel in Büchern durchgearbeitet. Mit Kaffeetasse in der Hand und Weltkarten hinter sich konnte dieser Mann aus dem Stegreif Zusammenhänge darlegen, dass mir regelmäßig Hören und Sehen verging. Meine gute Zensur hätte ich allein für den Fakt bekommen, dass ich eine "Sozialleistung" in Form von Klassenbuchführen und Klassensprechertums gezeigt hatte. Allerdings auch genauso aufgrund meiner Leistungen.

     

    Noten sind weder ein Maßstab für Bildung, noch Lernerfolg noch Intelligenz oder persönliche Entwicklung. Noten sind einfach nur eine Zahl auf einem Blatt Papier, das über Wohl und Wehe von Menschen entscheidet.

     

    Wie sagte eine Mitschülerin über mich einst so schön: "deine Intelligenz spiegelt sich ja leider nicht unbedingt in deinen Noten wider". Nein, denn ich hab auch schon mal komplett meine Leistung verweigert, wenn der entsprechende Lehrer sich menschenverachtend meinen Mitschülern gegenüber verhalten hat. Ich habe in meinem Leben von Einsen bis Fünfen alles erhalten und hab deswegen eine recht gesunde Einstellung dazu.

     

    Wie oft haben meine Lehrer gesagt "nimm die Hand runter, ich weiß, dass du das kannst"... - aber hab ich es wirklich jedesmal gekonnt? Sie setzten es voraus, so wie sie es bei anderen voraussetzten, dass diese es nicht konnten. Self-fulfilling prophecy... es ist immer schwer, den Erwartungen der anderen zu entwachsen, und noch schwerer den eigenen. Leider orientiert sich die Eigenerwartung an der der anderen.

     

    Die Motivationssteigerung, die Eigenverantwortung, das "Erwachsenwerden", das die Schüler dieser Lehrerin wohl verstärkt aufwiesen sind doch die eigentlichen Beweggründe, diese positiv voranzustellen. Zumindest sollten sie es sein. Wenn wir unsere Kinder über das Niveau von Haustieren erheben bzw. wachsen lassen wollen, sollten wir sie nicht anhand von Noten oder anderen Verstärkern konditionieren als seien sie Hunde beim Clickertraining, denn nichts anderes sind Zensuren erst einmal. Für den einen Belohnung, für den anderen Strafe, später ersetzt man das durch Erwerbstätigkeit oder nicht Erwerbstätigkeit oder gleich durch Geld. Darüber sollte eine "Bildungsgesellschaft" eigentlich hinauswachsen.

  • S
    Siegfried

    Oh ja, aus leidvoller eigener Erfahrung halte ich das geschilderte Scenario für sehr plausibel.Gut, ich war nicht gerade ein einfacher Schüler. Ich habe bis heute die Angewohnheit, Alles auch mal anders zu versuchen. Das ist mir sogar an der Uni nicht gut bekommen. Ich erinnere mich da an eine Laborarbeit zum Thema Wechselstrom. Der Prof (oder der Assi) wollte die Ausarbeitung dazu mit komplexen Zahlen haben. Ich fand das nicht so gut (nur ein Haufen kaum verständliches Zahlen- und Buchstabengewimmel), und habe es mit Vektoren ausgearbeitet. Tja, nicht bestanden.

     

    Abiturklasse/Integralrechnung: Ich frage de Lehrer irgendwann mal, warum er jetzt ausgerechnet diese Regel anwandte. Er antwortete mir daraufhin wörtlich (das habe ich mir bis heute gemerkt): "Das sieht man doch!". Also, ich habe es nicht gesehen. Ein paar Tage später schrieb ich mir auf meinem PC in PROLOG einen symbolischen Differnezierer/Integrierer, um meine Hausaufgaben irgendwie hinzubekommen. Damit ging es. Aber integrieren kann ich, nach Schulsystem, bis heute nicht.

     

    Mehr dazu in meinem Blog: http://www.rorkvell.de/news/2008/ar0825T181231

  • VB
    Volker Birk

    Wir fördern das Mittelmass.

     

    Da gibt's wenig zu erklären - das müsste eigentlich jeder in der Schule mitgekriegt haben. Und bei uns (Abi 90) war das schon nicht anders.

     

    Belohnt wird, wer brav ist und seine Hausaufgaben macht. Kreativität, Intelligenz, Eigenverantwortung? War bei uns nicht gefragt.

     

    Aber ich hatte das grosse Glück, dass wir auch unseren "Czerny" hatten - er hiess Rippl. Ganz konzentriert auf seine Aufgabe, was "zwischen die Ohren" seiner Schützlinge zu bringen, professionalisierte er mit großem Elan diese Tätigkeit. Und zwar ausgerechnet in Mathematik.

     

    Das Ergebnis? Schlechteste Abiturnote in Mathe: 2,0. Im Parallel-Kurs sind einige Leute durchgefallen wegen Mathe.

     

    Und auch Rippl bekam massiv Ärger mit dem Kollegium: ich kann mich gut an seine - provokanten - Sprüche erinnern: "Wenn die Tafel nicht geputzt ist, wenn man das Klassenzimmer betritt, ist immer der Lehrer schuld, nie die Schüler". In der 12. Klasse, wohlgemerkt.

     

    Er hatte recht. Für ihn hätten wir auch mehr getan, als die Tafel zu putzen.

     

    Kurz nach meinem Abi war er scheints weg - Krach mit den Kollegen.

     

    Und so fördern wir weiter das Mittelmass...

     

    Viele Grüsse,

    VB.

  • JV
    Jan V.

    @von ist egal vom 1.8.:

     

    Ist das jetzt ernstgemeint? Ich kanns nicht glauben.

  • F
    Felix

    Äh. Kritisiert wird ihre Benotung. Also alle mal die Luft anhalten.

  • BH
    Ben Humpert

    Hallo allerseits,

     

    ich finde es ein Unding was hier unsere "gebildeten" Lehrer und Politiker abziehen. Verwundert bin ich allerdings nicht. Jedes gemeine Lebewesen wählt den Weg des geringsten Widerstands, nur diejenigen mit der korrekten Mixtur aus Weitsicht, Intelligenz, Logik und Sachverstand wählen den richtigen Weg der letztendlich an das gewünschte Ziel führt.

     

     

    Das Problem ist: Einzelne Kommentare oder Briefe an Ministerien, etc. sind vollkommen nutzlos. Mit Glück werden diese Briefe komplett durchgelesen, oft allerdings nur ansatzweise und dann vernichtet. Ich spreche aus eigener Erfahrung! Wegen Interessenkonflikten habe ich allerdings meinen Beruf aus eigenem Wunsch aufgegeben und mich neu orientiert.

     

     

    Ich bitte jeden der sich für ein korrektes Schulsystem einsetzt mir eine eMail an schule@an3k.de zu schicken. Selbstverständlich wird das Datenschutzgesetz in jeder Art und Weise eingehalten. Es werden keine Daten weitergeleitet sofern keine Einwilligung Ihrerseits vorliegt.

    Nur GEMEINSAM mit einer Masse von freundlichen und konstruktiven Briefen können wir diese Misere aufhalten und das Schulsystem wieder auf den richtigen Kurs bringen.

     

    Äußern Sie Ihre Bereitschaft dies zu tun mit Ihrer eMail an o.g. Adresse. Sie erhalten dann weitere Informationen welche Schritte angedacht sind und wie wir weiter vorgehen können. Legen wir unsere Kräfte, Ideen und Möglichkeiten zusammen und verbesseren unsere und die Zukunft unserer Kinder oder Enkel.

     

     

    Grüße aus München

     

     

    Ben Humpert

  • FN
    Fritz Nestle

    Hallo Herr Gasch,

     

    Ihr fiktiver Brief an die Schulamtsleiterin von Frau Czerny hat mich zu einem Brief an das Bayerische Kultusministerium inspiriert. Hier ist er (14.8.08):

     

    "Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus

     

    80327 München

     

     

     

     

     

     

    „Fall“ Czerny

     

    Sehr geehrte Damen und Herren,

     

    wenn ein Beschäftigter in einer Chip-Fabrik das Produktionsverfahren verbessern kann, so dass weniger – bei der Chip-Produktion unvermeidlicher - Ausschuss entsteht, erhält er eine Prämie.

     

    Kann es sein, dass in Bayern eine Lehrkraft der Grundschule bestraft wird, wenn überdurchschnittlich viele Schüler in der von ihr unterrichteten Klasse gute Leistungen zeigen?

     

    Dieser Eindruck entsteht, wenn man die Diskussion um Sabine Czerny verfolgt.

     

    Zwischenzeitlich ist der Vorgang zum „Dienstvorgang“ geworden, in dem sich das Ministerium entweder öffentlich schützend vor Schulleiterin und Schulamtsdirektorin stellen oder der betroffenen Lehrerin Schutz vor ungerechter Behandlung durch ihre Vorgesetzten und Dienstvorgesetzten geben muss.

     

    Mit etwas Fingerspitzengefühl auf allen Seiten hätte sich die entstandene ungute Situation vermeiden lassen, die schon einen Landeselternausschuss Berlins ( nach Google) beschäftigt. Für das „Aussitzen“ dürfte es jetzt zu spät sein. Als Minimum müßte man eine Stellungnahme des Ministeriums in Foren wie http://www.taz.de/1/zukunft/wissen/artikel/1/nachhaltig-den-schulfrieden-gestoert/ erwarten dürfen, um den Schaden zu begrenzen.

     

    Mit freundlichem Gruß

     

    gez. Fritz Nestle

     

    (Prof. a.D.)"

     

    Wir werden sehen, ob das Kultusministerium reagiert. Allerdings sind Ferien. Vielleicht beflügelt indessen der nahe Wahltermin in Bayern eine sachgerechte Aufarbeitung.

  • S
    Storm

    So! wenn man nun mal die Kommentare liest und da ein bisschen den demokratischen Gedanken einfliessen lässt, ist ja klar was die Menschen in diesem Land von einer Schule erwarten.

    Meiner Meinung nach hat Politik in der Schule nichts zu suchen. Auch nicht hinter den Kulissen!!

    Alle Schüler sollten gleich gefördert und behandelt werden so gut es eben geht. Mit so einer Lehrerin, würden manche Menschen, die der Selektion, in ihrer Schulzeit zum Opfer gefallen sind, heute anders da stehen!

    Manche Schüler, brauchen bei den Eltern die sie haben ja schon keine Feinde mehr. xD

  • B
    bensil_norm

    Wer das System und die globale Dynamik versteht, wird wissen das bewusst das Schul und Bildungssystem zerstört wird.

    Bildung ist ein Schritt Richtung Freiheit, Bildung ermöglicht selbstständiges Handeln.

     

    Doch das ist es was verhindert werde will, dumme und unfähige Menschen sind schneller in Abhängigkeiten zu bringen als eben die Gebildeten.

     

    Unsere globale Elite hat zum Ziel die Bevölkerrung bis zum Jahr 2050 auf 800 mio. Menschen zu reduzieren.

     

    Die restliche Bevölkerrung soll überleben um eben der globalen Elite zu diensten zu sein.

     

    Nun, Dehumanisierung,Kriege,Folter,ungehemmter Konsum als Lebensinhalt, bewirken das Menschen sich vom wesentlichen entfernen eben von der Menschlichkeit und dessen Werten.

     

    Solidarität, Mitgefühl, Verantwortung für den Nächsten gehen verloren und sind durch ungehemmten Egoismuß ersetzt worden.

     

    Aber warum passiert das?Wer programmiert die Gesellschaft dahin?

     

    Schlicht und einfach sind es die Medien,keine groß angelegten Propagandaschlachten sind es die uns dahin bewegen es ist viel subtiler.

     

    Die bunte Vielfallt der Medien gauckeln uns eine freie Meinung vor, die einfach davon ablenkt das wichtige Propaganda in Blümchenpapier eingepackt und unter einem anderen Namen verkauft wird als es wirklich ist.

     

    Propaganda der globaen Elite ist interessant und unterhält,angefangen von der Serie “24″ bis hin zu den “Gutmenschen-Talkshows” alles was die Menschen an Infos konsumieren sind unterschwellige Hinweise das der Mensch eben ein Nichts ohne den Konsum ist.

     

    Konsum ist heute Lebensinhalt, nicht Lebenserhalt.

     

    Doch das Problem ist wenn ich etwas zum Lebensinhalt mache verdränge ich wichtige Inhalte meines Lebens in die Unwichtigkeit und öffne damit Tür und Tor für das goldene Kalb und vergesse das Beste in meinem Leben, Mich selbst als Mensch!

     

    Kurz und knapp, die Bildungsmisere ist absichtlich herbei geführt um später “Lösungen” anzubieten welche noch schlimmer das Wissen der Menschen verbrennt.

     

    Ja…wir sind in großen Schwirigkeiten…doch leider merkt es keiner da eben die stessigen Weinachtseinkäufe keinen Platz mehr lassen um mal in sich zu keheren.

     

    Schließlich soll der Mensch konsumieren und nicht denken sie sollen sich wie Schafe führen lassen….bis zum letzten Gang zum Schafott.

     

    Die Bildungsmisere ist eben ein Puzzelstück zum globalen Genozid welcher heute schon im vollem Umfang passiert.

     

    (Schauen Sie doch mal hoch in den Himmel! Sehen sie nicht die Aerosolschleifen welche Ihre Umwelt somit auch Sie vergiften?)

     

    Beispiele gebe ich Ihnen noch viel mehr…..doch wollen Sie das wirklich alles wissen? Sind sie denn überhaupt bereit sich der hier global abzeichenenden Katastrophe zu stellen?

     

    Ich weiß es nicht, ich bin allein, doch die Hoffnung ist in mir das sich noch viele zu mir gesellen……Vieleicht dann gibt es die Hoffnung das auch eines Tages keine Bildungsmiesere mehr gibt.

     

    Ulele

    Bensil Norm 2050minusX

  • HG
    Hannes Gasch

    HAllo Frau Schulamts-LEiterin,

     

    wie primitiv können MEnschen nur sein, wenn sie die Perlen nicht vom Unrat unterscheiden können? Wie kann man Frau Czerny ausmustern und der träge Masse der Lehrer zustimmen? Wie kann man den Gang des 3-gliedrigen Schulsystems erzwingen, obwohl es BEweise gibt, dass man mit guten Lehrern finnische Verhältnisse (60-70 % Gymnasiasten) herstellen kann und den Fachkräftemangel an Ingenieuren selber beheben könnte?

     

    Liebe Frau Schulrätin, sie sind für mich der Inbegriff von staatsmännischer Gleichschaltung - ohne jedes Rückgrat - ohne jede Liebe für Kinder - Hauptsache: der CSU gefallen!

     

    BEsser sie lassen sich versetzen, denn sie sind der "Tetzel" und werden die neuen (fast so bedeutenden wie die lutherischen) "Lehren des würdevollen und erfolgreichen Lehrens" nicht aufhalten!

  • FN
    Fritz Nestle

    Hallo Paul, (12.08.2008 22:57 Uhr)

     

    was für Erlebnisse Dich zu dem Urteil "Wir brauchen dumme Menschen in Deutschland" gebracht haben, wäre interessant. Ein Bekannter ("Arbeiterkind" aus Nordrhein-Westfalen) erzählte mir, dass ihn sein Grundschullehrer in der Klasse als wegen seiner Herkunft ungeeignet fürs Gymnasium an den Pranger hingestellt hat. Er hat sich dann im Gymnasium bedwährt. Gleichzeitig kenne ich viele Beispiele aus Baden-Württemberg und Bayern, wie "Studiendirektoren" (einmal als Klassenbezeichnung auch für Grundschullehrkräfte verwendet) mit viel Liebe und Einsatz lernfähigen und -willigen Kindern aus dem "Prekariat" den Weg ins Gymnasium geebnet haben. Andererseits können in Baden-Württemberg auch Kinder von Oberbürgermeistern und Industriebossen in Realschulen oder sogar im Abitur durchfallen.

     

    Auch in der Schulverwaltung gibt es Leute, die nach dem "Peter-Prinzip" die Stufe der Inkompetenz erreicht haben. Solche können auch darauf hinwirken, dass Kinder im Grundschulalter oder deren Lehrkräfte "zurechtgestutzt" werden, wenn sie sich als zu selbständig erweisen. Glücklicherweise kann ich darin kein abstraktes System erkennen, sondern nur Auswüchse von Unfähigkeit auf Seiten der Schulbehörde, die man aufdecken und bekämpfen muss. Womit wir wieder beim "Fall" Czerny angekommen wären.

     

    mfg fritz

  • P
    Paul

    Wir brauchen dumme Menschen in Deutschland, die unsere Bevormundungs- und Unterdrückungspolitik hinnehmen, statt zu protestieren. Darum muss man bereits im grundschulalter damit beginnen, die Leute zurechtzustutzen und ihnen zu zeigen (einzureden), dass sie eh nix können und Versager sind...

  • FN
    Fritz Nestle

    Es bleibt offen, ob der "Beobachter" vom 9.8. 19.03 Uhr selbst Lehrer der ersten oder der zweiten Sorte ist oder ob er einen anderen Beruf gewählt hat. Auf alle Fälle beschäftigt er sich mit Bildung. Je mehr Leute dies tun, desto eher ergibt sich eine Chance für eine Besserung, vor allem wenn selbst verantwortbare Aussagen machen und nicht in Fragen ausweichen.

     

    Der Beobachter überlässt es dem Leser, auf der Grundlage verbreiteter Vorurteile über Schule und Lehrer seine Fragen aus unterschwelligen Unterstellungen zu beantworten:

     

    Besonders alt kann der Beobachter nicht sein, denn zur Zeit meines Studiums haben die weniger Leistungsfähigen das schwierige Staatsexamen gemieden und die einfachere Diplomprüfung abgelegt.

     

    Er nährt die Vorstellung, Lehrkräfte seien i.d.R. überbezahlte Dünnbrettbohrer und sie seien verantwortlich für die Realität der Schule. Hier verkennt der Beobachter, dass diese Verantwortung bei der jeweiligen Kultusverwaltung liegt. Diese ist es im Fall von Frau Czerny, die einer Lehrerin, die offenbar überdurchschnittlich Lernmotivation schaffen kann, Steine in den Weg legt.

     

    Beobachters Frage, ob herausragende Reformschulen staatlich sein können, könnte er mit etwas Literaturstudium leicht selbst beantworten. Google findet rund doppelt so viele Beiträge für 'reformschule staatlich' wie für 'reformschule privat'. Um das festzustellen, muss man modernen Informationsmedien aufgeschlossen gegenüber stehen.

     

    Für den zitierten Spitzer gilt dies vielleicht nicht; kürzlich nannte jemand Spitzer in einer Nachricht an mich einen "guru der moderne mit postmoderner technologie-intoleranz". Als solcher hätte er viel gemein mit den Lehrkräften aus Beobachters zweiter Gruppe. Dass er von diesen beklascht wird, darf dann nicht wundern.

     

    Gegenüber dem Beobachter ist "von grawert" (08.08.08 11.15 Uhr) wesentlich präziser in seinem Kommentar. Er ist mir freilich zu optimistisch, wenn er dem "system" zielgerichtetes Handeln zur Stabilsierung des systems unterstellt. Ich sehe im Behördenhandeln gegenüber Frau Czerny zerstörerische Unfähigkeit, wenn dieses Forum die Fakten zutreffend erkennen lässt.. Wir haben zu wenig eigenständig denkende Menschen, die in einem demokratischen Staatswesen selbstherrliche Bürokraten in Schranken halten können.

     

    Das Modell von Achim Wagenknecht (30.07.2008, 11:04 Uhr) ist vielleicht doch zu einfach um die Zustände zu beschreiben. In meinem Beobachtungsbereich haben Arbeiter- und Unternehmerkinder dafür gesorgt, dass die Inzuchtgefahren einer Schule von Studiendirektoren für Kinder von Studiendirektoren durch fremde Gedanken neutralisiert wurden.

     

    Würden wir statt der geheimhaltungsbedürftigen Mauscheleien der Schulverwaltungen und der Notenwillkür in den Schulen transparente Maßstäbe für den erwünschten Lernerfolg setzen, würde sich Lernen grundlegend ändern. Wir würden die Jugendlichen nicht zwingen, sich in Computerspiele zu flüchten. Dann müsste "Paul" im Bundestagblog 'Mitmischen - abgetaucht in die virtuelle Welt' (3. August 2008 um 00:41 Uhr) nicht feststellen:

     

    "Im WoW kann man noch etwas bewegen. Im wahren Leben passiert erst etwas, wenn man kriminell geworden ist." (WoW: World of Warcraft). Dann hätten wir im "wahren Leben" etwas mehr Gerechtigkeit.

  • B
    Beobachter

    Frage: Wer wird i.d.R. Lehrer in D? Hochintelligente Menschen, die bereit sind ein entbehrungsreiches Studium mit unsicherem weiteren Verlauf auf sich zu nehmen oder eher Menschen, die mit Hilfe eines weniger anspruchvollen Studiums ein sicherer und im Vergleich überdurchschnittlich gut bezahlter Arbeitsplatz wichtig ist und deren Konfliktpotential eher weniger ausgeprägt ist?

    Diese Mentalitätsfrage ist entscheidend! Denn sie beantwortet die Frage, wer in unserem Land für die schulische Erziehung verantwortlich ist (und mit welchem Erfolg).

    Frage: Welche Schulen oder Schultypen stehen oder standen in der Vergangenheit für Fortschritt, Innovation und geistigem Aufbruch? Oder anders gefragt: Wie viele von diesen Reformschulen sind oder waren staatlich?

    Manfred Spitzer hat in seinen Vorträgen riesigen Zulauf. Zumeist sind seine Zuhörer Pädagogen. Frage: Sind diese Heerscharen von Pädagogen bereit, ihren Unterricht oder ihre Schule zu verändern, nachdem sie Spitzer minutenlang beklatscht hatten?

  • VG
    von grawert

    hinter allem steht system, man will keine hochmotivierten eigenstaendig denkende menschen kreieren, das waere contraproduktiv dem system gegenueber. hirn was denken und frei handeln kann ist nur schwer zu lenken, da man aber nicht nur solche menschen benoetigt, werden auch diese produziert die letztendlich ihre motivation, kreativitaet und lernwilligkeit fuer lenkbarkeit und hoerigkeit ec. verlieren muessen. man stelle sich vor eine gesellschaft von lauter hochmotivierten selbststaendig denkender menschen, das wuerde nie funktionieren. somit hat im sinne des systems der blaue brief eine rechtfertigung.... so ist das halt auf diesem unseren planeten!

  • FN
    Fritz Nestle

    Noch ein Nachtrag zum Anreißer von Herrn Christian Bleher: "Eine bayerische Lehrerin fördert ihre Kinder so gut, dass sie exzellente Noten haben."

     

    Herr Bleher fördert hier die verderbliche Vorstellung, dass Noten und Kenntnisse in einem rationalen Zusammenhang stehen. Bekanntlich ist Ermessensspielraum der Lehrkraft so groß, dass für miserable Leistungen gute Noten vergeben werden können, genau so aber, dass überdurchschnittliche Leistungen nur mit (unter-)durchschnittlichen Noten bewertet werden.

     

    Das Problem liegt darin, dass die Schulbehörden bisher versäumen, Leistungsstandards zu definieren, die für alle Schüler eine vergleichbare Bewertung sichern. Im Computerzeitalter ware dies eine Kleinigkeit, aber auf Seiten der Schulbehörden fehlt entweder der Wille oder die Einsicht. Würde man solche Standards als gemeinsame Aufgabe definieren und deren Entwicklung nach dem Vorbild von Linux oder Wikipedia organisieren, hätten wir in kürzester Zeit im Bildungswesen die Chancengerechtigkeit, die von der Politik in ihren Sonntagsreden proklamiert wird. (Dafür kämpfe ich seit Jahren.)

     

    Wenn man die Diskussion in den bisherigen Kommentaren verfolgt, treffen freilich im "Fall Czerny" gute Noten zusammen mit Kindern, die hoch motiviert werden und deshalb gute Leistungen bringen. Dann ist tatsächlich die Reaktion der Schulbehörden unverständlich.

  • FN
    Fritz Nestle

    Zum Beitrag von Herrn Bruns (04.08.2008 23:48 Uhr)

     

    Hallo Herr Bruns,

     

    Ihr Beitrag ist eine wichtige Rückmeldung. Als früherer Lehrer weiß ich, dass Motivieren mit Abstand die wichtigste Aufgabe einer Lehrkraft ist. Das können die einen besser, die anderen weniger gut.

     

    Es ist nachvollziehbar, wenn letztere damit fertig werden müssen, dass andere Kollegen mehr Ermutigung zum Lernen schaffen.

     

    Es ist nur unter üblen Annahmen über die Schulverwaltung nachvollziehbar, wenn diese die Arbeit von solchen Lehrkräften erschwert, die beim Motivieren besonders erfolgreich sind. Sollte Frau Czerny tatsächlich, wie Iris Evert am 30.7.08 schreibt, für Ihre Unterrichtsleistung einen blauen Brief mit der Mitteilung über ihre Zwangsversetzung erhalten haben, dann ist dies noch viel weniger nachvollziehbar. "zynisch", "selbstherrlich" oder "inkompetent" sind dann beschönigende Beschreibungen für das Handeln der Schulverwaltung.

     

    Überhaupt nicht nachvollziehbar ist es, dass die Schulverwaltung es bis heute vermeidet, die von Ihnen geforderten externen Maßstäbe zu entwickeln und offen zugänglich anzubieten(Im Internet ganz einfach). Dann sind Mauscheleien natürlich sehr erschwert.

     

    Noch wichtiger als für Lehrkräfte sind solche externen Maßstäbe für die Kinder selbst. Die meisten Kinder wollen Leistung bringen, aber sie wollen auch selbst beurteilen können, wie nahe sie einem solchen Ziel gekommen sind. Dazu vor allem brauchen wir solche Maßstäbe.

     

    (Gute) Computerspiele bieten solche Maßstäbe an. Sie sind ein bedeutsamer Teil der Faszination, die von Computerspielen ausgeht.

     

    Dazu ein Zitat aus einem Blog des Deutschen Bundestags (zum Thema 'Abgetaucht in die virtuelle Welt'). Am 3. August 2008 schrieb Paul: "Im WoW kann man noch etwas bewegen. Im wahren Leben passiert erst etwas, wenn man kriminell geworden ist." WoW ist das Spiel 'World of Warcraft'. WoW macht manche Menschen süchtig. Gute Lehrkräfte entwickeln und pflegen bei den ihnen anvertrauten Kindern eine Sucht, zu lernen. Frau Czerny scheint das zu gelingen. Wird man dafür in Bayern wirklich zwangsversetzt?

  • MB
    Martin Bruns

    Herrn Fritz Nestle kann ich mit bestem Gewissen antworten, dass hier über eine Lehrerin diskutiert wird, die weder Kuschelpädagogik pflegt noch einfach gute Noten vergibt. Sie ist sogar in allerhöchstem Maße verantwortungsbewusst und schafft es tatsächlich, die ihr anvertrauten Kinder jeweils fürs Lernen so zu begeistern, dass sie besser an ihr jeweiliges Leistungs-Potential herankommen. Als Lebenspartner von Sabine Czerny mag ich zwar weder objektiv noch unbefangen sein, doch muss ich schon mein Entsetzen darüber ausdrücken, auf welch zynische und selbstherrliche Weise das Schulamt, wie inkompetent die Vorgesetzten mit einer Problematik umgehen, die durch das System bedingt ist und alle betrifft, die ihre Verantwortung gegenüber den Kindern ernst nehmen.

    Wie Sie schreiben, haben Leistung und Noten eigentlich nichts miteinander zu tun. Wenn schon Noten vergeben werden müssen - gar schon ab der 2. Klasse -, dann ist dringend endlich ein externer, allgemeiner Maßstab vonnöten, an dem man sich orientieren kann: alle, Lehrer und Kinder. Ein Ziel muss erreichbar sein – das ist aber unmöglich, wenn, wie immer wieder der Fall - der Notenmaßstab erst im Nachhinein festgelegt oder noch angepasst wird, damit der Schnitt stimmt… Wie soll man sowas den Eltern eigentlich erklären?

    Herr Nestle, ich darf Sie noch einmal auf die online-Kommentare in der SZ und hier in der taz verweisen, die Eltern geschrieben haben, deren Kinder von Frau Czerny unterrichtet worden sind: (http://www.sueddeutsche.de/,tt6m1/jobkarriere/879/303858/text).

     

     

    30.07.2008 13:03:24 SZ

    Iris Evert: Artikel vom 28.07.08 "Bloß nicht zu viele Einser, bitte!"

    Meine Tochter ist in diesem Jahr in den Genuss von Frau Czernys Unterrichtsmethoden gekommen. Und ich kann nur sagen, das war das Beste, was ihr passieren konnte, nicht etwa, weil sie bessere Noten bekommen hätte. Da hat sich nichts verändert, aber ansonsten hat sich viel getan in diesem einen Jahr: z.B. habe ich mit Staunen festgestellt, dass sich das Arbeitsverhalten meiner Tochter zum Positiven verändert hat. Auf einmal machte dieses Mädel die Tür hinter sich zu und erledigte vollkommen eigenständig ihre Hausaufgaben, keine Kommentare mehr wie: "Ich kann das nicht, ich versteh das nicht!" Mama war höchstens mal gefragt, wenn es darum ging zu erzählen, was sie da im stillen Kämmerlein so eifrig gelernt hatte. Was für ein Selbstvertrauen dieses Mädchen auf einmal an den Tag legte. Mir ging es nicht allein so, aus Gesprächen mit anderen Müttern bekam ich mit, dass so einige Kinder sich in den unterschiedlichsten Bereichen zum Positiven verändert hatten: mal im Sozialverhalten, mal in der Motivation, meistens einhergehend mit einem gestärkten Selbstvertrauen und Verantwortungsbewusstsein und oft sich manifestierend in besseren Noten. Wobei Frau Czerny die gleichen Arbeiten schreiben ließ, wie in den Parallelklassen. Im Vergleich zu diesen vielen dann wohl einige Arbeiten deutlich besser aus. Statt sich zu freuen und mal zu fragen, wie Frau Czerny die Kinder schafft zu motivieren, wurde ihr unterstellt, den Kindern die Ergebnisse vorzugeben. Erstens finde ich es unglaublich einer gestandenen Lehrerin so etwas zu unterstellen und zweitens sagt man damit gleichzeitig aus, dass die Kinder dumm sind. Man kann sich nicht verbessern. Womit wir wieder beim Artikel wären. Seit dem gibt es ordentlich Gegenwind für Frau Czerny. Soweit gehend, dass sie am Erscheinungstag des Artikels ihre Zwangsversetzung per blauem Brief überreicht bekam. Offensichtlich ist nicht nur unerwünscht, zu viele gute Noten zu produzieren, auch überdurchschnittlich engagierte Lehrerinnen sind nicht willkommen im System. Wie lange will Deutschland sich noch leisten, dass auf diese Art und Weise immer mehr schlaue Köpfe den Kopf demotiviert in den Sand stecken? Hut ab vor Frau Czernys Mut und alles Gute auf ihrer Flucht nach vorn!

     

     

    02.08.2008 12:15 Uhr: taz

    Von Familie K.:

    Unsere Tochter durfte in der 4. Klasse die Unterrichtsmethoden von Frau Czerny genießen. Sie hatte das Glück, auch in den ersten drei Jahren von Lehrerinnen unterrichtet zu werden, mit denen sie gut zurechtkam. Trotzdem stellten wir mit Freude fest, dass sich unter der Anleitung von Frau Czerny doch noch einiges veränderte. Lernen lernen und selbständiges Arbeiten war angesagt. Es machte ihr einfach Spaß in der Schule mitzumachen und sich auch zu Hause noch mit den behandelten Themen auseinanderzusetzen. Die guten Noten sind da fast nebenbei entstanden. Mit diesem Verständnis von Unterricht und Schule haben unsere Kinder ein tolles Rüstzeug für ihre weitere Schullaufbahn und letztlich auch fürs ganze Leben mitbekommen. Wir dachten uns noch; das könnte ein Weg aus dem Pisa-Studien-Trauma sein. Umso erstaunter waren wir, als uns klar wurde, mit wie viel Gegenwind Frau Czerny zu kämpfen hat. Sollten nicht genau solche Pädagogen unterstützt werden? Stattdessen ist scheinbar nur wichtig, dass die Quote stimmt. Woher kommt diese Denkweise oder gibt es wirklich solche Vorgaben? Das kann doch nicht im Sinne einer zukunftsorientierten Bildungspolitik sein! Vielleicht gibt es ja engagierte Juristen, die sich diesem Thema im Sinne unserer Kinder annehmen wollen und können und so Frau Czerny bei ihrem Kampf um der Sache Willen unterstützen.

    Vielen Dank für Ihren Mut!

  • KH
    Kornak Heinrich

    Bei dem ganzen Wirbel um Frau Czerny müsste man sich die Frage nach der Ursache um den Wirbel stellen. Es hätte doch niemanden interessiert, dass die Kinder der Frau Czerny so gut sind , wenn die Kinder in Bayern nach der vierten Klasse weiter gemeinsam lernen würden und erst mit dem Abschluss z. B. der 10 Klasse über die weitere Laufbahn entschieden worden wäre.

    Warum wollen alle Kinder(oder Eltern der Kinder) zumindest auf die Realschule und auf keinen Fall auf die Hauptschule?

    Wenn man weißt, dass manche Firmen für Ausbildung zum Mechatroniker mindestens einen Realschulabschluss verlangen oder dass die Hauptschüler ganz große Probleme mit dem Finden einer „PASSENDEN“ Lehre haben, dann sollte kein Wunder sein, dass die Hauptschule zu einer Restschule wurde und die Eltern eigene Kinder in einer Realschule oder Gymnasium sehen wollen. Für die Stärkung der Hauptschule ist zu spät und je früher die Politiker das begreifen, desto besser. Einzig richtiger Weg ist, die Gesamtschule oder Einheitsschule verbunden viel mehr Geld für die Bildung(im Vergleich zum BIP) als bisher.

    Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn mein Kind bei der Frau Czerny unverdient eine Note 1 bekommen hätte und damit auf eine Realschule schaffen würde, als wenn es bei einem „GUTEN“ Lehrer statt einem verdienten Zweier einen unverdienten Vierer erhalten hätte und auf einer HS landen würde. Es ist ein Glück für ein Kind, wenn es auf die Lehrerin wie die Frau Czerny im Leben trifft und es ist tragisch wenn man auf einen hörigen Beamten trifft, der vorgegebener Quote für den Übertritt auf weiterführende Schulen mehr gehorcht als eigenem Gewissen.

    Man muss nicht viel Nachdenken um zu begreifen, was in einem jungen Menschen vor geht, wenn er bereits mit 10 Jahren erfährt, dass er nicht dazu gehört und dann nach Abschluss der Hauptschule keine Ausbildungsstelle erhalten wird. Die Tragik der ungerechten Behandlung in der Schule spiegelt sich dann irgendwann in steigender Jugendkriminalität wieder.

  • FN
    Fritz Nestle fritz

    Ich möchte nochmals zur Diskussion beitragen, weil erst 5 Beiträge freigeschaltet waren, als ich am 2.8. um 18.04 geschrieben hatte.

     

    Vielleicht muss man doch hinterfragen, ob die Noten von Frau Czerny einer Überprüfung standhalten würden. Dazu ein Zitat von mamabo (am frühen Morgen des 2.8.):

     

    '"Ich hab eine starken kurs. Nur einer hat eine 2!" Alle anderen hatten schlechtere Noten, denn in unserem Schulsystem geben "gute" Lehrer schlechte Noten. Gute Noten sind Zeichen von mangelhafter Leistungsforderung!'

     

    Leider wird das oft so gesehen. Aber da geht Verschiedenes durcheinander. Im Hintergrund steht die Tatsache, dass Lehrkräfte bei der Notengebung einen großen Ermessenspielraum haben und diesen auch mit willkürlichen Noten missbrauchen können. Der den älteren unter den Lesern noch bekannte Herr Filbinger aus Baden-Württemberg hat von den Lehrern des Landes den "Mut zu guten Noten" eingefordert. Er, wie auch manche der an dieser Diskussion Teilnehmenden, hat nicht gefordert, dass die Lehrkräfte die ihnen anvertrauten Schüler im Rahmen ihrer Möglichkeiten fördern sollen.

     

    Auch bei Frau Czerny ist nicht ganz klar, ob sie nur gute Noten (in der Vergleichsarbeit) gegeben hat, oder ob die Kinder ihrer Klasse bessere Leistungen als die Kinder von Parallelklassen gezeigt haben. (Schulnoten und Leistung haben leider NICHTS miteinander zu tun.)

     

    Das aber ist, liebe mamabo, die entscheidende Frage. Schlechte Lehrkräfte - Gibt es das wirklich? - geben tatsächlich bessere Noten als gute. Auch dann, wenn die Kinder ein Jahr lang nichts gelernt haben. Die guten können auch schlechte Noten vertreten, haben aber trotzdem den Ehrgeiz, möglichst vielen Kindern möglichst großen Erfolg zu bescheinigen.

     

    Wenn ich Schuhe kaufe, kann ich mich an der Schuhgöße orientieren. Schuhe der Größe 35 oder 45 muss ich nicht anprobieren. Sie passen nicht.

     

    Wenn ich von einem Einser in Mathematik höre, liefert das nicht die geringste Vorstellung von dem, was das betreffende Kind tatsächlich gelernt hat.

     

    Um Maßstäbe für Lernergebnisse drücken sich die Schulverwaltungen seit meinem ersten Schultag als Lehrer. Wer als Lehrer Leistung fordert (, weil er gefördert hat), muss sich den Eltern gegenüber rechtfertigen, wenn die Lehrkraft in der Parallelklasse bessere Noten gegeben hat. Die Schüler lernen dann keine Mathematik sondern Anpassung an die Eigenheiten der Lehrkraft.

     

    Seriös ware dagegen, die Ziele des Unterrichts in überprüfbarer Form zu definieren. Dann können sich Lehrkräfte und Lernende gemeinsam bemühen, dass möglichst viele Kinder möglichst gut mit den Anforderungen fertig werden. Der Idealfall ist dann der zielerreichende Unterricht (mastery learning), bei dem jedes Kind die Ziele erreicht. Dafür gibt es aber nur eine Chance, wenn man vom Lernen im Geleitzug zu selbst organisiertem Lernen übergeht.

     

    "Eine bayerische Lehrerin fördert ihre Kinder so gut, dass sie exzellente Noten haben." sagt nichts darüber aus, wie gut die Kinder gefördert worden sind. Frau Czerny kann gewissenlos sein und ungerechtfertigte Noten gegeben haben. Dann wäre der Artikel, zu dem wir hier diskutieren, unverantwortlich. Es kann aber auch sein, dass es Frau Czerny gelungen ist, ihre Schülerinnen und Schüler so für das Lernen zu begeistern, dass sie exzellente Kenntnisse erworben haben. Dann liegt der Schwarze Peter eindeutig bei der Rektorin und der Schulverwaltung. Vorstellen kann ich mir das eine wie das andere. Was davon zutrifft, würde ich gern wissen.

  • FO
    'fritz' oder 'prostandard'

    Bildungsrepublik Deutschland, liebe Frau Merkel?

     

    Der Bericht über Frau Czerny ist in allen Punkten glaubwürdig und deckt sich mit vielen eigenen Erfahrungen.

     

    Die Kultusministerkonferenz drückt sich um die Definition überprüfbarer Ziele. Heute wäre nichts einfacher, als solche im Internet zu formulieren. Wer macht die Initialzündung, dass so etwas auf gleiche Weise entsteht wie LINUX oder Wikipedia? 50 Doktorandensklaven und ein paar Professoren schaffen es nicht. Aber die KMK schafft es auch, ein 230-Seiten-Papier ohne jede innere Erschließung ins Internet zu stellen, alles wie zu Zeiten von Kaiser Wilhelm.

     

    Es ist schlimm, aber das Erziehungsziel in Deutschland ist es nicht "gut" zu sein, sondern nur "besser" als andere. Wenn dieses Ziel Leitmotiv ist, dann kann die Schulbehörde auch eine Gaußsche Normalverteilung statt zielerreichendem Unterricht ('mastery learning') Unterricht verlangen. Google findet dazu unter 'noteninflation äpfel' einen Beitrag zum Vorgehen der amerikanischen Universität Princeton. Das Sprichwort sagt "Unter den Blinden ist der Einäugige König".

     

    Wenn die Kultusministerkonferenz (KMK) dann dazuhin noch verlangt, dass für die allgemeine Hochschulreife mindestens 10 Tausend Unterrichststunden abgesessen werden müssen (314. Sitzung der KMK), ohne die Ziele dieses Unterrichts in überprüfbarer Form vorzugeben, dann ist der Rückschritt unvermeidbar.

     

    Nochmals, liebe Frau Merkel, vergessen Sie die Bildungsrepublik - oder sorgen Sie dafür, dass Bildung eine Chance bekommt. Viele werden helfen.

  • AB
    Angelika Bachmann

    Dieser Bericht bestätigt etwas, dass wir immer wieder erleben: Ein altes aber „schlagkräftiges“ System setzt sich gegen alles durch, was Reformen und Verbesserungen anstrebt oder gar praktiziert.

     

    Während das Mittelmaß regiert, bekommen Lehrkräfte, die sich positiv von der Norm abheben massive Probleme. Deren vorgelebte Lösungen machen Angst, denn sie zeigen klar, woran unser Bildungswesen krankt.

    Als Frau Merkel nach einer weiteren Pisa Ohrfeige tapfer wagen wollte, die Bildungspolitik zur Chefsache zu erklären, schlug ihr sofort die geballte Empörung der Kultusminister-Konferenz entgegen. Die KMK machte schnell deutlich, wer das Schlafwagenabteil „Bildungspolitik“ durch die Republik lenkt und die Schlagworte „Föderalismus“ und „Bildungshoheit der Länder“ führten rasch zur üblichen Notbremsung eines gut gemeinten Ansatzes.

     

    Auch in diesem Fall wird deutlich, wie man Reformpädagogik und Elternengagement zu schätzen weiß, und wie man im Beamtenbiotop mit Abweichlern umgeht – zu Lasten der Kinder, zu Lasten der Lehrer und zu Lasten der gesamten Volkswirtschaf.

     

    Schulämter stehen vor unlösbaren Aufgaben, denn sie sollen den Ministerien, den Schulen, den Lehrkräften und den Schülern gerecht werden. Es ist an der Zeit für eine Demokratisierung, Macht- und Aufgabenteilung, damit die Behörden aus dieser misslichen Lage befreit werden. Wo Schule drauf steht ist auch Schule drin – ergo brauchen wir ein Gegengewicht z.B. in Form eines gleichberechtigten Familienamtes oder einer Elterngewerkschaft.

     

    Angelika Bachmann

  • J
    jojo

    danke für diesen Artikel!

    Ich schreibe Montag eine staatsexamensrelevante Klausur uber Leistungsbewertung...

    "lustig" ist, dass ich mich mit der Positionierung gegen derartige Gaußschen Normalverteilung, einer solchen in der Uni hingeben muss...

  • FK
    Familie K.

    Unsere Tochter durfte in der 4. Klasse die Unterrichtsmethoden von Frau Czerny genießen. Sie hatte das Glück, auch in den ersten drei Jahren von Lehrerinnen unterrichtet zu werden, mit denen sie gut zurechtkam. Trotzdem stellten wir mit Freude fest, dass sich unter der Anleitung von Frau Czerny doch noch einiges veränderte. Lernen lernen und selbständiges Arbeiten war angesagt. Es machte ihr einfach Spaß in der Schule mitzumachen und sich auch zu Hause noch mit den behandelten Themen auseinanderzusetzen. Die guten Noten sind da fast nebenbei entstanden. Mit diesem Verständnis von Unterricht und Schule haben unsere Kinder ein tolles Rüstzeug für ihre weitere Schullaufbahn und letztlich auch fürs ganze Leben mitbekommen. Wir dachten uns noch; das könnte ein Weg aus dem Pisa-Studien-Trauma sein. Umso erstaunter waren wir, als uns klar wurde, mit wie viel Gegenwind Frau Czerny zu kämpfen hat. Sollten nicht genau solche Pädagogen unterstützt werden? Stattdessen ist scheinbar nur wichtig, dass die Quote stimmt. Woher kommt diese Denkweise oder gibt es wirklich solche Vorgaben? Das kann doch nicht im Sinne einer zukunftsorientierten Bildungspolitik sein! Vielleicht gibt es ja engagierte Juristen, die sich diesem Thema im Sinne unserer Kinder annehmen wollen und können und so Frau Czerny bei ihrem Kampf um der Sache Willen unterstützen.

    Vielen Dank für Ihren Mut!

  • E
    egal

    Schön, dass Herr U. (der Vater mit dem Schuamt)sich auch auf diesem Portal zur Sache äußert. Ich bin Mutter eines Kindes an der Schule von Herrn U.´s Tochter. Durch diese Aktion, wurde das gesamte Klima in der Schule gestört. Unser Schulsystem ist im Augenblick halt nunmal so, da hilft es nicht, wenn man auf so eine Art und Weise rebeliert. Mein Kind hatte zum Glück eine Lehrerin, die sich nicht von Frau Czerny beeinflussen ließ. Wo kommen wir denn da hin, wenn nur "Akademiker gezüchtet" werden? Darüber sollte man auch mal nachdenken. z. B. Dipl. Mechatroniker oder Dipl. Haarstylistin. Selbstverständlich möchte man die beste Schulausbildung für sein eigenens Kind. Es muss aber in der Wirtschaft auch Berufe geben, die nicht mit einem Studium gekoppelt sind.

    Herr U., wenn Sie der Meinung sind, dass unser Schulsystem so bescheiden ist, wie sie es immer darstellen, dann muss ich mich schon fragen, warum packen Sie nicht einfach Ihre Familie und ziehen in ein anderes Land (z. B. Finnland oder besser noch Russland). Sollte Ihnen das nicht möglich sein, tun Sie Ihrer Tochter den Gefallen und suchen für Sie eine entsprechende Privatschule. Vielleicht kann Frau Czerny dort auch als Lehrerin arbeiten und jeder hätte Ruhe vor Ihnen und auch in der Schule würde es wieder normal zugehen.

    Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, Sie haben sich hier in P. total lächerlich gemacht, Ihre Tochter wird zum größten Teil von den anderen Kindern geschnitten, kurz um: Sie haben Ihrer Tochter geschadet. Ihre Tochter kann einem eh nur leid tun, bei dem Programm, welches Sie Ihr "aufdiktieren". Englisch im Kindergarten, Englisch in der 1. und 2. Klasse., Russisch, Tanzen, Sportverein, Klavier oder ein anderes Instrument. Sie überfordern Ihre Tochter und versuchen nur Ihre Eigenen Interessen durchzubringen. Schon mal mit Ihrer Tochter gesprochen? Ich glaube nicht, dass sie das alles gerne und vor allem freiwillig macht.

  • MV
    mamabo von schultid

    ... und ich bin eine Mutter von 4 Kindern, die nach der Grundschule verschiedene weiterführende Schulen durchlaufen haben: Gymi, Gesamt-, Haupt-, Real-, Berufschule... Mit anderen Müttern habe ich schon vor 10 Jahren eine Mütter-Initiative gegründet, um dieses durchgängige Phänomen öffentlich zu machen. Anlass dazu waren erste Erfahrungen schon in der Grundschule. Dazu folgende O-Töne:

    "Das (die Begabung) sieht man doch schon im 1. Schuljahr!" (hinter der Lehrerzimmertür)

    "Dafür werden Sie mir noch die Hände küssen" (im "Elterngespräch" über eine ungerechte Mathe-Note)

    Das Fass zum überlaufen brachte eine Musik-Klassenarbeit in einer 3. Grundschulklasse mit der Frage: "Was ist eine Partitur?".

    Im Ergebnis erhielt mehr als die Hälfte der Klasse Noten von 4, 5 und 6! Im Lehrplan stand was von Freude an der Musik fördern. Klassenarbeiten waren gar nicht vorgeschrieben.

    Das Phänomen zeigte sich weiter:

    "Ich kann doch Noten nicht wie Bonbons verteilen!" Antwort auf die Frage, warum die Klassenbeste mit Einserzeugnis kein "sehr gut" im Lernverhalten erhalten hatte.

    "Ich hab eine starken kurs. Nur einer hat eine 2!" Alle anderen hatten schlechtere Noten, denn in unserem Schulsystem geben "gute" Lehrer schlechte Noten. Gute Noten sind Zeichen von mangelhafter Leistungsforderung! LehrerInnen, die gegen dieses Dogma verstoßen, müssen schon mal einen "Leistungskurs" abgeben. Bei einer im Nachhinein als "Parallel-Arbeit" bewerteten Klassenarbeit, musste eine Lehrerin ihre Vorzensuren um eine ganze Note herabsetzen, damit der Vergleich mit der Parallelklasse wieder stimmte.

    Dass Noten in unserem Schulsystem keine objektive Leistungsbemessung wiedergeben, war schon vor PISA bekannt. Dies wird als "mangelhafte Diagnose-Kompetenz" verniedlicht. Tatsächlich ist das, was da an unseren Schulen passiert, viel schlimmer. Da werden Kindern heimlich "gelbe Sterne" angeheftet: dumm und/oder faul. Über die Rampe Schule werden sie aussortiert - nicht nach Leistungsfähigkeit/Begabung - sondern nach Geschlecht, sozialem Status, Migrationshintergrund. Was da passiert ist alltäglicher Rassismus, Sozio-Rassismus. Der ist längst nicht nur in der Mitte der Gesellschaft angekommen, sondern in Kopf, Herz und Hand in unserem Schulsystem.

     

    "Wir in Schleswig-Holstein" machen mit der Redaktion "Schul-TiD - Transparenz-Information-Demokratie in Schulen" seit 2001 Bürgerfunk zum Thema Schule, Bildung und Erziehung. Aus Sicht von Eltern senden wir dazu hier in der Region regelmäßig Beiträge in Magazinform im Radio Bad Segeberg / Offener Kanal Lübeck: Live-Berichte, Schoolnews aus den Medien, Kommentare, Musik ...

    Für eine neue Zeit in Schulen,

     

    Schul-TiD/Redaktion

    im Radio Bad Segeberg, "Segeberger Fenster" im Offenen Kanal Lübeck

  • H
    Henry

    Und deshalb, muss die Auslese nach der vierten Klasse der Grundschule abgeschafft werden.

    Man muss viel Glück in Bayern haben um auf solche Lehrerin zu treffen.

    Frau Czerny weiter so und lassen Sie sich nicht unterkriegen.

  • IE
    ist egal

    Aber nicht alle Kinder in den Klassen von Frau Czerny sind begeistert von ihrer Art und Weise den Unterricht zu führen.

     

    Selbstverständlich möchte man als Eltern, dass die eigenen Kinder eine möglichst hohe Schulbildung geniessen können. Doch man sollte auch mal soweit in die Zukunft blicken, dass es dem angeblichen Wirtschaftstandort Deutschland garnicht mehr geben kann, wenn wir nur noch Akademiker "heranzüchten". Es gibt soviele Berufe, die nicht ein Studium voraussetzen, jedoch dann aussterben, weil jeder dafür überqualifiziert ist. Darüber sollten die Leute sich mal Gedanken machen, was solche Lehrkräfte wie Frau Czerny "anrichten".

    Unser Schulsystem könnte in manchen Dingen verbessert werden, ja, aber nicht auf diese Art und Weise.

    Sollen doch Frau Czerny und ein sehr aktiver Unterstützer von ihr doch ins Ausland gehen, dort wo diese Einstellungen unterstützt werden. Dann werden an den Schulen von Frau Czerny und dem Herrn auch wieder Ruhe und Frieden einziehen können.

  • K
    katze

    Respekt für Ihre hervorragende Arbeit am Kind! Sabine Czerny, geben Sie nicht auf! Die Kinder brauchen Sie! Das System ist krank und liebt sich mehr als seine Aufgaben. Die da oben haben vergessen, wem gegenüber sie sich verantworten müssen. Machen Sie weiter so! Suchen Sie Gleichgesinnte, es gibt sie! Lassen Sie sich nicht entmutigen. Gemeinsam werden wir das marode Schulsystem in Deutschland verändern, zum Wohle der Kinder und zum Wohle der Gesellschaft. Wir brauchen Sie!

     

    Dem schließe ich mich an! Appelieren Sie an die Eltern. Machen Sie weiter!

  • R
    Raubwaldy

    Dass es dieses Problem gibt kann ich aus Schülersicht nur bestätigen. Ich habe noch nie einen Tex/Artikel gelesen der dieses Problem welches ja eigentlich unterschwellig bekannt sein sollte (nicht nur im Schulumfeld) so klar und Beschreibt. Der einzige ansatz zur Problemlösung den ich bei mir an der Waldorfschule(welche durch Zentralprüfungen sich immer mehr dem staatlichen System annpassen muss) erlebt habe ist dass man verschiedenen Bereiche die benotet werden (zB.:mündlich, schriftlich, Klassenarbeiten) möglichst grundsätzlich anders bewertet. So ist es möglich den "Schwarzen Peter" zB.: Im schriftlichen den einen zu geben und im mündlichen jemand anderem.

    Dies funktioniert auch im etwas größerem Rahmen durch die verschiedenen Fächer: "in Deutsch bist du Der Idiot und dafür bin ich in Englisch das Arschloch"

    So war es bei mir an der Schule möglich fast allen einen Abschluss zu ermöglichen und das selbstbewustsein von resegnierten Schülern wiederherzustellen.

     

    interresant ist auch das viele lehrer gar nicht wissen was sie wirklich benoten sollen... das engagement, den Fleiß, die Prozentuale verbesserung, das Vorwissen, das Interesse,.... ?

     

    Es wäre an der Zeit unser Notensystem wieder mal zu hinterfragen oder zumindest die Definition von Note und ihrer vergleichbarkeit Neu und öffentlich zu klären.

    andererseits war es gerade die tatsache das jeder lehrer nach anderern kriterien bewertet, welche es ermöglicht sich mit dem "schwarzen Peter" abzuwechseln

     

    zumindest bin ich gespannt ob in dieser hinsicht jetzt nach der Schule im "Richtigen Leben" die dinge anders funktionieren

  • MS
    Margrit Steer

    das ist ja wohl die Höhe. Ist aber genau das, was ich auch immer sage: Die Grundschulen stellen die Weichen und die Grundschulen in unserem Land versagen auf der ganzen Linie.

    Man will bewußt Kinder selektieren.

    Diese Lehrerin soll weiter an die Öffentlichkeit gehen. Sie hat mit Sicherheit viele Eltern hinter sich.

    Diese Mißstände, die von Behörden und er Politk gewollt sind, müssen endlich an die Öffentlichkeit.

    Diese Lehrerin müßte mit dem Bundesverdientskreuz ausgezeichnet werden.

  • A
    Anonym

    Ich bin der Vater, der wegen Frau Czerny im Schulamt war. Ich wollte nicht glauben, dass es sein kann, dass eine Lehrerin fertig gemacht wird, weil sie BESSER ist als die anderen. Seit dem Gespräch weiß ich, dass es so ist. Noch nie in meinem Leben wurde mir mit so einer Arroganz der Macht begegnet wie in dieser subalternen Behörde.

     

    Keinerlei kommunikative Kompetenz, keinerlei Einfühlungsvemögen, der blanke Wille, Rechtspositionen durchzuprügeln.

     

    Ich habe eine Zeugin für das Gespräch, die Elternbeiratsvorsitzende. Aber sie SCHWEIGT, sie ist selber Lehrerin.

  • P
    Pseudonym

    Bravo, Frau Czerny! Weiter so!

     

    Endlich traut sich mal ein Lehrer zu sagen, was an unseren Schulen geschieht. Gerade in Bayern sind wir stolz darauf, dass es noch eine Hauptschule gibt - in Hamburg wird sie gerade abgeschafft. Es entspricht konservativer Ideologie, dass sich die Menschen in handwerklich, praktisch und theoretisch Begabte scheiden lassen.

     

    Selektion und Allokation sind Zwecke der Staatsinstitution Schule. Das wissen wir seit Helmut Fend, so neu ist das nicht. Die jungen Menschlein werden in passenden Proportionen auf die Hierarchie der Berufe verteilt, mit dem passenden Aufwand.

     

    Nur dass heute die Wirtschaft und Gesellschaft keine Hauptschüler mehr wollen - vor allem nicht die 20 % Schulabsolventen, die nicht mal richtig rechnen und lesen können, laut PISA 2006.

     

    Frau Czerny, machen Sie weiter! Und hoffentlich finden sich ein paar Menschen, die Ihnen einen guten Rechtsanwalt spendieren, damit Sie nicht von der Schulbürokratie fertig gemacht werden.

     

    Anonymos

  • A
    armesDeutschland

    es sollte mehr solche lehrer geben, vielleicht würde sich ja dann irgendwann doch mal was am system ändern!

    lehrer, die sich so um ihre schüler kümmern sollten Vorbilder sein (und sind es meiner meinung nach auch)

    da kann man nur sagen: nciht unterkriegen lassen Frau Czerny!respekt!

  • CW
    Christoph Weinmann

    Respekt für Ihre hervorragende Arbeit am Kind! Sabine Czerny, geben Sie nicht auf! Die Kinder brauchen Sie! Das System ist krank und liebt sich mehr als seine Aufgaben. Die da oben haben vergessen, wem gegenüber sie sich verantworten müssen. Machen Sie weiter so! Suchen Sie Gleichgesinnte, es gibt sie! Lassen Sie sich nicht entmutigen. Gemeinsam werden wir das marode Schulsystem in Deutschland verändern, zum Wohle der Kinder und zum Wohle der Gesellschaft. Wir brauchen Sie!

  • P
    Paul

    Dieses Übel ist weiter verbreitet als nur in Deutschen Grundschulen.

     

    An der britischen Universität an der ich unterrichte, werden wir vom Institutsdirektor dazu angehalten den allergrößten Teil der studentischen Arbeiten im Bereich 52%-68% (einer 0-100% Skala) anzusiedeln.

     

    Wenn man zuviele Arbeiten >70% hat, dann wird einem nahegelegt, die Noten nocheinmal zu überarbeiten (was 'moderieren' genannte wird) und >80% gibt es eigentlich so gut wie gar nicht.

    Auf der anderen Seite darf man auch nicht zuviele durchfallen lassen (

  • JE
    J. Ewaldson

    Auch das gibt es in Bayern: Wenn zwei Lerngruppen des gleichen Jahrgangs, die vom gleichen Lehrer unterrichtet werden, die gleiche Schulaufgabe (in anderen Bundesländern: Klassen-Arbeit)mit dem gleichen Thema und der selben Aufgabe schreiben und die Arbeit in der einen Gruppe gut und in der anderen Gruppe schlecht ausfällt und somit die Gaußsche Normalverteilung nicht hinhaut, dann bekommt der Lehrer den Rat, die Arbeiten künftig nicht mehr parallel zu schreiben!- Soviel zur grechten Bewertung in Bayern!

  • AW
    Achim Wagenknecht

    Warum das so ist, liegt doch auf der Hand: Die herrschenden Klassenverhältnisse sollen so bleiben wie sie sind.

     

    Die oben wollen oben bleiben, die unten sollen unten bleiben. Das Schulsystem wird von Studiendirektoren gemacht und es ist auf Studiendirektorenkinder zugeschnitten. Die klassisch gelehrten Humanisten in der Schulverwaltung fürchten sich davor, dass Arbeiterkinder studieren könnten. Die könnten sich ja dann einmischen, womöglich fundiert ihre Meinung sagen und dem Studiendirektorenkartell den Marsch blasen.

     

    Das deutsche Schulsystem sollte nicht reformiert sondern abgeschafft und durch was ganz anderes ersetzt werden. Wir sollten ein paar hundert Berater aus den skandinavischen Ländern engagieren und mit deren Hilfe ganz neu anfangen. Und die ganzen Studiendirektoren in die Wüste schicken. Ach so, das sind ja Beamte, unkündbar - na dann sollen sie halt irgendwas lochen und abheften bis zur Pension.

  • AC
    Arne Christoffers

    Gauß ist wohl nicht Schuld

     

    Das Problem der Anfeindungen ist sicher eher in einer Art Selbstschutz des Ministeriums und der Schulleitung zu suchen: Denn wenn eine Lehrerin problemlos Kinder so gut motivieren kann, daß sie derart viel besser werden, zeigt sich, daß Ausbildung und Lehrvermögen der anderen Lehrer mangelhaft sind. Klar gibt es wohl auch schlechtere Klassen, so daß man einen Lehrer nicht an einer Klasse messen kann, aber die Angst ist wohl, daß Eltern gegen Schulamt und Lehrer klagen könnten, weil ihr Kind durch schlechte Lehre und nicht durch Dummheit benachteiligt ist und dadurch für sein gesamtes späteres Leben zu leiden hat.

     

    Aus Sicht der Schulleitung und Ämter dürfte das zwar "vernünftig" erscheinen, ist aber in der Tat hochproblematisch, schafft es Doch eine nachfolgende Generation, die deutlich weniger Chancen hat, als sie haben könnte.

     

    Auch mir sind aus meiner früheren Schulzeit einige seltsame Dinge in Erinnerung geblieben. Vor allem im Deutsch-Unterricht gab es da immer wieder die Lehrer, bei denen man sich gar nicht anstrengen braucht - es hatte eh keinen Sinn. Vom ersten Moment an haben die ein Bild, welche Note man erhalten sollte und egal was man machte, diese Note bekam man auch.

     

    An der Uni habe ich sowas zum Glück nur ein einziges Mal erlebt und der betreffende Tutor sagte bereits bei der Vergabe der Seminarthemen, daß er Leute, die so aussehen, wie die von meiner Arbeitsgruppe nicht an der Uni sehen möchte, er sowieso Leute durchfallen lassen müsse und wir deshalb dazu gehören. Also macht man den Schein lieber mit einem Jahr Verspätung bei jemand anders...aber das geht halt in der Schule nicht.

     

    Übrigens gibt es einen weiteren sehr wichtigen Grund gegen eine Notenauslegung, die eine Gauß-Verteilung zu Tage führt: Solche Noten sind nicht vergleichbar. Würde so generell gehandelt, könnte kein Arbeitgeber jemals prüfen, wie gut oder schlecht die jeweilige Person in der Schule war, da die Noten nicht nach Wissen und Leistung verteilt sind.

     

    Arne Christoffers

  • BW
    Bark Wind

    Dass viele Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzte etc. feindselig reagieren ist psychologisch leider allzu verständlich, weil Frau Czerny ja bewiesen hat, dass die Fähigkeiten und Motivation der Lehrkraft die Leistungen vieler Schülerinnen und Schüler derart steigern können - und sie selbst das bisher nicht konnten, folglich diese Fähigkeiten oder Motivation oder beides nicht haben.

    Da diese Leute offenbar zu den leider bis heute allzu häufigen Menschen zählen, die Fehler nur schwer zugeben können, umso mehr, wenn es relativ jüngere oder sonst in einer Hierarchie "niedriger" gestellte Personen "aufwerten" würde - nein, das geht doch nicht - das darf einfach nicht sein.

     

    Diese Borniertheiten, Hierarchien etc. gehören übrigens zu den Gründen, weshalb einige mir bekannte, pädagogisch sehr fähige u. motivierte Menschen nicht Lehrerin oder Lehrer wurden.

  • D
    DasSystemIstKrank

    Welche nachvollziehbaren Gründe gibt es, dass die Notenverteilung nach einer Gaußschen Normalverteilung geschehen muss? Ich habe diese Praxis bisher auch schon am eigenen Leib erfahren müssen. Tadellose Arbeiten wurden mit einer 2 beurteilt "weil ich ja nicht allen eine 1 geben konnte".

     

    Mir fällt nur ein, dass einige Lehrer scheinbar so wenig Vertrauen in ihre eigenen Korrekturfähigkeiten haben, dass sie einfach die Noten nach einer Normalverteilung vergeben, damit "alles normal" ausschaut und keiner nachfragt.

    Wie kann dies sein, dass Menschen, die das tun was die Kinder fördert und einfach gerecht ist und normal sein sollte, so von Schulleitern usw. niedergemacht werden????

     

    Immer wieder wird betont, wie wichtig die Bildung sei, und dann werden Kinder mit Absicht schlecht gemacht durch fehlerhafte Benotung.

     

    Oder ist es die Angst über die Zukunft der Haupt- und Realschulen entscheiden zu müssen, wenn man dort nicht mehr genügend Leute hinschickt? Was ist dies für ein Volk, das sich selbst zerstört?????