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Bevölkerungsentwicklung in SwazilandAids frisst das Wachstum

Trotz Aufklärungsarbeit ist die Zahl der HIV-Infizierten in Swaziland gestiegen und die Lebenserwartung von 65 auf 35 Jahre gesunken. Trotzdem zeichnen sich erste Erfolge ab.

"Jeder hat jemanden durch Aids verloren": Swaziland hat eine der höchsten Aids-Raten der Welt. Bild: dpa

JOHANNESBURG taz Das Königreich Swaziland, zwischen Südafrika und Mosambik gelegen, gehört zu den kleinsten Ländern in Afrika und besitzt eine der höchsten HIV-Infektionsraten der Welt: 26,1 Prozent der Swazis im Alter zwischen 15 und 49 Jahren sind mit dem tödlichen Virus infiziert, der nun sogar die Bevölkerung schrumpfen lässt.

Laut dem jetzt veröffentlichten Ergebnis der Volkszählung von 2007 gibt es 1.018.449 Swazis. Der vorherige Zensus 1997 zählte 929.718 Menschen - ein Wachstum von weniger als zehn Prozent in zehn Jahren. Zwischen 1987 und 1997 war die Bevölkerung noch um fast 50 Prozent gewachsen. 1997 prognostizierte man, in zehn Jahren würden 1,2 Millionen Menschen in Swaziland leben. Das ist nicht eingetreten.

"Jeder hier hat jemanden durch Aids verloren", sagt Sophia Mukasa Monico, UNAIDS-Länderkoordinatorin in Swaziland. "HIV/AIDS hat zweifelsohne Auswirkungen auf die Bevölkerungszahlen." Entsprechend ist die Lebenserwartung von 65 Jahren um 30 Jahre gesunken. 40 Prozent der mit dem Virus infizierten Menschen sind Jugendliche unter 25 Jahre. Nur 22 Prozent aller Kinder leben entweder mit Vater oder Mutter, die Mehrheit sind Waisen.

"Wir befinden uns in einer anormalen Situation mit einer hohen Sterbezahl, die man nicht akzeptieren darf", sagt Derek Von Wissell, Direktor des "National Emergency Response Council for HIV/AIDS" der Regierung Swaziland. "HIV/AIDS ist eine Langzeitkrise, wir stecken gerade im tiefen Loch, und es wird ein bis zwei Jahrzehnte dauern, bis sich etwas ändert."

Immerhin funktioniert die Aufklärungsarbeit: Laut UNAIDS wissen 97 Prozent der Familien in Swaziland von dem Virus und vorbeugenden Maßnahmen. Es ist kein Tabu mehr. Doch die Belastung des Gesundheitssystems durch die Versorgung der Kranken ist eine große Herausforderung. Die Armut nimmt zu, auch durch Dürre und steigende Lebensmittelpreise; die Transportwege in dem bergigen Land sind schlecht, das wirkt sich auf die medizinische Versorgung aus. Auch der Schwund an Ärzten und Krankenschwestern, die in besser zahlende Länder auswandern, ist problematisch.

Rund 32 Mio Euro werden pro Jahr für die Aidsbekämpfung in Swaziland ausgegeben, hauptsächlich finanziert durch Zahlungen des globalen Aidsfonds. Landesweit werden in 22 Gesundheitszentren Anti-Aidsmedikamente umsonst ausgeteilt, das trägt zur Hälfte die Regierung. Aus dem Budget der absoluten Monarchie unter King Mswati III. kommen auch Gelder für Beratungen und Tests. 60 Prozent der Kranken werden mit Medikamenten behandelt, sagt UNAIDS. Da Swaziland offiziell als Land mit mittlerem Einkommen gilt, können internationale Hilfsorganisationen nur bedingt im Land arbeiten. Doch in Wirklichkeit leben 70 Prozent unter der Armutsgrenze und die Kapazitäten im Land, Ausbildung und Arbeitsmöglichkeiten müssten gestärkt werden.

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