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die wahrheitWaidmannsalarm!

Staebo war am Telefon, seine Stimme klang schrill, und er kreischte: "Waidmannsalarm!" Ich stutzte.

Staebo war am Telefon, seine Stimme klang schrill, und er kreischte: "Waidmannsalarm!" Ich stutzte. "Waidmannsalarm?" Dann verstand ich: "Ach so, na klar! Waidmannsalarm! Bin sofort da!", und eilte los. Denn Staebo brauchte meine Hilfe, und "Waidmannsalarm!" war das Codewort.

Vor knapp einem Jahr war Staebos Großonkel Gustav gestorben. Er hatte Staebo immer gehasst, genauso wie Staebo ihn. Trotzdem aber hatte der Onkel ihn als Alleinerben seines Vermögens eingesetzt, und fortan erhielt Staebo eine regelmäßige monatliche Zahlung, die ihm ein behagliches Dasein als Privatier ermöglichte. Allerdings war diese Zahlung an eine Bedingung geknüpft, denn der Großonkel war ein leidenschaftlicher Jäger gewesen, der sein Leben in einem rustikal möblierten Heim zugebracht hatte, das mit allerlei ausgestopften Dachsen, Hasen und Füchsen geschmückt war, mit Hirschgeweihen und Ölgemälden, auf denen der rauschebärtige Onkel im Jägerkostüm zu sehen war.

"Die Zahlungen erfolgen so lange", erläuterte der Notar bei der Testamentseröffnung, "wie Sie das Andenken Ihres Großonkels pflegen und die Trophäen und Gemälde in Ihrer Wohnung präsentieren." - "Bitte?!", entfuhr es Staebo: "Ich soll das Gerümpel in meine Wohnung nehmen?" - "So ist es!", grinste der Notar. Staebo schnaufte, und das Bild des Jammers, das er bot, rührte sogar den Nachlassverwalter.

"Beruhigen Sie sich", sagte er, "ich werde gewiss nicht jeden Monat vorbeikommen. Und bestimmt", fuhr er fort, "wird meine Sekretärin bei Ihnen anrufen, bevor ich mich auf den Weg mache, um sicherzugehen, dass Sie zu Hause sind. Sagen wir mal, zwei Stunden vorher. Reicht das?" - "Ja", hauchte Staebo, "glaub schon." Und taumelte hinaus.

Seitdem lagerten die Jagdtrophäen des Onkels in Staebos Keller, und jetzt hatte er erstmals den Alarm ausgelöst. Als ich bei ihm ankam, waren Luis und Theo schon da - die Stimmung jedoch war nicht sehr gut. "Mann, Staebo", schimpfte Theo, "du hättest die Burschen echt besser einpacken müssen!" Fast alle Trophäen und Bilder, die wir herauftrugen, waren feucht geworden, manche gar von einer feinen Schimmelschicht überzogen.

Das entging selbstverständlich auch dem Notar nicht, der bald darauf eintraf und durchs modrig müffelnde Wohnzimmer schritt. "Hm!", brummte er und runzelte die Stirn: "Ich will ja gerne großzügig sein, doch …" Da aber trat Theo, der kurz zuvor verschwunden war, ins Zimmer. Er hatte sich einen weißen Wattebart angeklebt und trug einen grünen Jagdanzug. "Donnerschlag!", japste der Notar: "Für einen Moment habe ich wirklich geglaubt …"

"Sie kommen gerade richtig!", schnitt Theo ihm das Wort ab: "Wir treffen uns einmal pro Woche und lesen uns aus den Jagdtagebüchern des seligen Großonkels vor." - "Ehrlich?", staunte der Anwalt: "Das ändert natürlich alles!" - "Aber ja!", sagte Theo: "Bleiben Sie doch, und hören Sie zu!" - "Ach, nur zu gern - aber leider: keine Zeit!", erwiderte der Notar mit gespieltem Bedauern, nickte Staebo zufrieden zu und tat so, als ob er es nicht bemerke, dass im selben Moment einem ausgestopften Dachs der Kopf abfiel und eine Maus aus dem Halsloch hervorlugte.

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