Hypo Real Estate-Chef tritt ab: Chaos-Banker Funke geht
Von allen Seiten ist sein Rücktritt gefordert worden - nun verlässt der HRE-Vorstandschef Georg Funke das schwer angeschlagene Unternehmen.
Der umstrittene Chef des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate, Georg Funke tritt zurück. Über eine Nachfolge werde der Aufsichtsrat noch am Dienstag entscheiden, teilte die Hypo Real Estate (HRE) mit.
Funke war im Zusammenhang mit der Schieflage der HRE scharf kritisiert worden. Denn kaum war die Aktie seiner lädierten Münchner Bank Hypo Real Estate (HRE) um 40 Prozent abgesackt, schon verschickte Vorstandsvorsitzender Funke, der um ein Haar das europäische Finanzsystem zum Kollaps gebracht hätte, wieder einmal Jubelnachrichten.
Endlich habe die HRE wieder genug Mittel zur Verfügung, lobt der 53-Jährige die eilig in der Nacht zum Montag beschlossene 50-Milliarden-Euro-Bürgschaft von Bund und Finanzwirtschaft. "Die gefundene Lösung stellt sicher, dass die HRE stabilisiert wird", sagt Funke. Ob die 50 Milliarden ausreichen, ist noch unklar. Sicher scheint allein dass für Funke, den Beschwichtiger an der Bankspitze, die Tage gezählt sind. Es sei undenkbar, weiter mit Funke zusammenzuarbeiten, sagt Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. Funke selbst hat von seinem Abschied nichts zu befürchten: Dem 53-Jährigen steht ab dem 60. Lebensjahr eine Jahresrente von 560.000 Euro zu. Und auch davor wird er nicht allzu sehr darben müssen.
Schon vor einer Woche hatte Funke die Rettung seiner Bank gefeiert. "We did it", so verkündete er in einer Telefonkonferenz mit Investoren. Nur um wenig später zugeben zu müssen: Die vom Bund garantierten 35 Milliarden reichen nicht.
Funke spricht Englisch mit hartem deutschem Akzent, man hört, dass er, anders als andere Topmanager, nie auf einer internationalen Eliteuniversität studiert hat. Funke wuchs in Gelsenkirchen auf, machte eine Lehre zum Immobilienkaufmann und studierte neben dem Beruf Betriebswirtschaft. 1984 wechselte er zur Münchner Hypo-Bank. Als die 2003 nach der Fusion mit der Bayerischen Vereinsbank die Abteilung für gewerbliche Immobilienkredite unter dem Namen HRE an die Börse bringt, wird der bis dahin unbekannte Funke zum Vorstandschef. Er hat Großes vor.
Er führte die Bank unter die 30 größten DAX-Unternehmen. Im Sommer 2007 übernahm er für 5,7 Milliarden Euro die angeschlagene Pfandbriefbank Depfa. Das sei ein Geschäft "mit ganz geringem Risiko", erklärte Funke. Was er nicht sagte: Das Geschäftsmodell der Depfa sah vor, für günstige Zinsen geliehenes Geld als teure, langfristige Kredite weiterzuverkaufen. Wegen der Finanzkrise gab es nicht mehr genug billiges Geld auf dem Markt. So riss die Depfa die HRE mit in den Abgrund.
"Wir werden die Situation meistern", versprach Funke noch im März. Man werde die Verluste mit neuen Geschäften ausgleichen, etwa in der Staatsfinanzierung. Kommunen und Länder sollten sich vermehrt ihr Geld bei der HRE leihen, das war Funkes Plan. Jetzt sollen die Milliarden der deutschen Steuerzahler seine Bank vorm Konkurs retten. (mit dpa)
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