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Kommentar VW und die BörseEin Casino ohne Spielregeln

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

So krass wie derzeit bei VW war das Missverhältnis zwischen Börsenwert und tatsächlichem Wert noch nie: Hier zeigt sich, wie manipulationsanfällig die Finanzmärkte sind.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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2 Kommentare

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  • FM
    Filip Moritz

    Prinzipiell unterstütze ich ja die Ansicht des Autors: Die Finanzmärkte haben sich teils verselbständigt und eine gewisse Erdung täte gut. In diesem Fall aber trifft er leider genau daneben.

     

    VW befindet sich _real_ in einer extremen Situation: Porsche kontrolliert über 74% der Anteile, das Land Niedersachsen hält 20%. In der Verteilung der übrigen sechs Prozent der Anteile entscheidet sich, ob es zukünftig eine Sperrminorität geben wird oder Porsche per Diktat den Konzern steuern kann. Da ist doch offensichtlich, daß die noch gehandelten Aktien viel mehr wert sind als der verbriefte Anteil am Unternehmenskapital. Nicht abgehobene Spekulation ist hier die Ursache, sondern die Regeln des sehr realwirtschaftlichen Aktionärs-Stimmrechtes.

     

    Das Problem ist ja auch nicht die Tatsache, daß der Aktienkurs dermaßen explodiert. Vielmehr wird hier offensichtlich, daß Tageskurse zur Bewertung von Unternehmen und gehaltenen Anteilen generell nur mäßig geeignet sind. Natürlich würde niemand zB dem Land Niedersachsen seine 20% auch nur zu einem viertel des aktuellen Kurses abnehmen.

     

    VW sei "am Dienstag zwischenzeitlich mehr als achtmal so viel Wert gewesen wie zu Jahresbeginn". Daß das ausgemachter Blödsinn ist, muß man doch beim Schreiben merken?

     

    Leider ist dieser Blödsinn, "mark to market" genannt, international übliche Bilanzierungspraxis -und übrigens auch ein entscheidender blasenbildender Faktor, der mit zur gegenwärtigen Finanzkrise beigetragen hat.

     

    Daß hierzulande aus Kursänderungen resultierende reine Buchgewinne (noch) nicht bilanziert werden dürfen ist eine rühmliche Ausnahme, die aber im Zuge diverser Homogenisierungsbestrebungen auf der Strecke zu bleiben droht. Da wäre tatsächlich ein sinnvoller Ansatz für die deutsche Politik, auf internationalem Parkett offensiv aufzutreten.

     

    Und für einen wirtschaftspolitischen Diskurs jenseits unüberlegter Reflexe.

  • K
    Klaus

    Herr Kreutzfeld hat leider vergessen das Wichtigste zu erwähnen: Dass eben nur sehr wenige VW-Stammaktien (so um die 5%) auf dem freien Markt sind. Der Rest liegt in festen Händen, NS sowie Porsche (angeblich über Optionen). Und wenn das so ist, sollte man eher VW von der Börse ausschließen statt ein ururaltes Prinzip, den Markthandel, generell anzuzweifeln.