Protest gegen Pelzverkäufer: Demonstranten gehen Escada ans Fell
Katzenfell statt Nerzjacke: Mit kreativen Aktionen fordern Tierrechtler von Escada den Ausstieg aus dem Pelzgeschäft.
"Haben Sie eine Gebrauchtkatze übrig?" Ein Demonstrant in Kuhkostüm drückt Passanten kleine Zettel in die Hand. Darauf wird nach Katzen gesucht, "Hauptsache Fell intakt". Ende des Jahres wird der Handel mit Katzenfell in der EU zwar verboten, dem Aktivisten aber geht es um etwas anderes: Er möchte den Leuten vor Augen führen, dass sie Haustiere oftmals anders behandeln als sogenannte Nutztiere, die beispielsweise für die Pelzproduktion sterben müssen.
Rund 500 Menschen aus ganz Deutschland haben sich am Samstag auf dem Alexanderplatz versammelt, um gegen den Verkauf von Pelzen im Luxus-Modegeschäft Escada zu demonstrieren. Sie tragen schwarz-grüne Fahnen, auf denen in Anlehnung an das Antifa-Logo "Antispeziesistische Aktion" zu lesen ist. Auf Schildern steht "Kein Mord für Mode".
Seit etwa einem Jahr läuft die Kampagne gegen Escada schon, immer wieder ist das Modeunternehmen mit Protesten von Tierfreunden konfrontiert. Die Pelze werden aber nach wie vor verkauft.
Katrin Weinert hat die Demo vorbereitet und versichert, so lange weiterzumachen, bis Escada aufgibt. Bei anderen Unternehmen hat das bereits geklappt: C&A, Karstadt Quelle oder Kaufhof sind in den vergangenen Jahren wegen der Proteste bereits ausgestiegen.
Die Demonstration richtet sich aber nicht nur gegen den Handel mit Pelzen, sondern gegen "Tierausbeutung" im Allgemeinen. Die Forderungen unterschieden sich auch von klassischen Tierschutzpositionen, erklärt Konrad Eckstein von den Organisatoren. "Uns geht es nicht um größere Käfige, sondern um die Abschaffung der Tierausbeutungsindustrie." Tiere dürften nicht aufgrund ihrer Spezieszugehörigkeit als Objekte menschlicher Interessen betrachtet werden. Stattdessen solle das Schmerzempfinden und die Leidensfähigkeit stärker beachtet werden. Als Tierrechtler lehnt Eckstein zum Beispiel auch den Fleischkonsum ab.
Und so kommt es plötzlich zu einer unerwarteten Gegendemo: Vor der Fischrestaurantkette Nordsee rufen 20 junge Leute: "Mehr Gott, mehr Staat, mehr Fleischsalat!" Sie tragen Kleidung von den Tierfeinden e. V. und halten Schilder in die Höhe. "Leichen schmecken besser als Gemüse" oder: "Tradition erhalten: Fleisch essen, Krieg führen, Sklaven halten".
Ein erboster Tierrechtler reißt ein Plakat ab und wirft es auf den Boden. Da greift die Polizei ein und schirmt die 20 Menschen von der Anti-Pelz-Demo ab. Erst nach einigen Lautsprecherdurchsagen wird auch den Ordnungshütern klar, dass es sich hierbei um eine Satire-Demo handelt und die Tierfeinde in Wirklichkeit zur Demo gehören.
Ernst wird es für die Polizei erst am Ende der Demonstration - vor der Escada-Filiale in der Friedrichstraße. Etwa 80 Beamte sorgen dafür, dass die Demonstrationsteilnehmer nicht den Laden stürmen. "Pelzhandel-Stopp, Escada-Boykott", rufen die Tierrechtler und können sich freuen, dass sie mit ihrer Abschlusskundgebung zumindest indirekt dafür sorgen, dass Escada weniger Pelze verkauft: Der Laden ist über eine Stunde lang geschlossen. Zum Ende zeigen sich die Demonstranten noch einmal siegessicher: "Wir kommen wieder, dass ihrs wisst, bis Escada pelzfrei ist."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen