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Infrastruktur im GazastreifenKatastrophale Lage

Ob Medizin, Treibstoff oder Lebensmittel: Es fehlt an allem. Gazas Infrastruktur bricht zusammen.

Die Gesundheitsversorgung des Gazastreifens steht am Rande des Zusammenbruchs. Bild: dpa

Es ist nicht das Gesundheitsministerium der Hamas, das diese Nachricht am Freitag, dem siebten Tag der israelischen Angriffe auf Gaza, verbreitet. Es ist die deutsche Sektion der internationalen Hilfsorganisation Care, die mitteilt, dass "die Gesundheitsversorgung des Gazastreifens am Rande des Zusammenbruchs" steht. "87 Prozent der Patienten befinden sich in kritischem Zustand", schreibt die Länderdirektorin von Care in Gaza und Westjordanland, Martha Myers. Teilweise würden die Patienten auf den Fußböden der Krankenhäuser behandelt, weil es nicht ausreichend Betten gäbe, Verwandte brächten Betttücher, weil diese ebenfalls fehlten.

Mehrere israelische Menschenrechtsgruppen haben am Freitag an Israels Verteidigungsminister Ehud Barak appelliert, die Versorgung des Gazastreifens mit Diesel und Elektrizität zu gewährleisten. Ohne den Einsatz von Elektropumpen gibt es für 60 Prozent der Bewohner Gazas nur einmal in fünf bis sieben Tagen eine Versorgung mit Trinkwasser. In einigen Regionen sei die Versorgung mit Trinkwasser seit zehn Tagen ausgeblieben. Im Dezember hat Israel nur 18 Prozent des Diesels geliefert, der für den Betrieb des Kraftwerks in Gaza benötigt wird. Dieser Diesel ist von der Europäischen Union bezahlt und kann ausschließlich im Kraftwerk von Gaza benutzt werden. "Das Elektrizitätssystem in Gaza steht vor dem Kollaps", heißt es in dem Brief der Organisationen an Barak. "Und das in einer Zeit, da Elektrizität dringend benötigt werde, um Krankenhäuser, Brunnen und andere lebenswichtige Infrastruktur aufrechtzuerhalten." Zu den Unterzeichnern zählen die Organisationen Betselem, Ärzte für Menschenrechte, Rabiner für Menschenrechte und andere.

Die israelische Außenministerin Zipi Livni hatte noch vor zwei Tagen bei einem Besuch in Paris erklärt, es herrsche kein Mangel: "Es gibt keine humanitäre Krise im Gazastreifen, und deshalb ist eine Waffenpause für Hilfslieferungen nicht notwendig." Hatem Shurrab, ein Mitarbeiter der britischen Hilfsorganisation Islamic Relief im Gazastreifen, schreibt auf der BBC-Homepage ein Tagebuch. Unter dem Eintrag "1. Januar" berichtet er: "Ich habe Familien im Gazastreifen getroffen, die Gräser kochen, die sie aus dem Boden gerissen haben, um ihren Familien etwas zu essen zu geben." Um eine Ration Brot zu erhalten, müssten die Menschen mindestens eine Stunde lang an einer der wenigen funktionierenden Bäckereien anstehen. Die Gefahr, dort zum Opfer eines Bombenangriffs zu werden, sei sehr groß. Von den 47 Bäckereien in Gaza seien 27 außer Betrieb. Die anderen könnten nur eingeschränkt backen. Nach UN-Angaben sind 80 Prozent der Bewohner des Gazastreifens auf humanitäre Hilfe angewiesen. Dieser Prozentsatz dürfte sich in diesen Tagen noch erhöhen.

Von den rund 420 Todesopfern, die der israelische Angriff bislang gefordert hat, sind rund 70 Zivilisten, darunter mehr als 30 Kinder. Bei einem Luftangriff auf ein Ministerium oder eine Moschee wie im Flüchtlingslager Dschabalia wurden unmittelbar auch umliegende Häuser in Mitleidenschaft gezogen. Das immer überraschende Krachen der Explosionen und der bedrohliche Lärm angreifender Flugzeuge versetze gerade Kinder und Jugendliche in große Angst, erklärte die Hilfsorganisation World Vision. Seit Beginn der Bombardierung seien die Anzeichen von Traumata deutlich angestiegen.

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6 Kommentare

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  • H
    Hannes

    Bei aller Kritik am Staat Israel - ausgelöst haben die seit 1948 bestehende Situation die verdammten Nazis (und die 600 Jahre Judenverfolgung in aller Welt vorher). Wie muss es denn in der Psychologie eines israelischen Bürgers aussehen? Die Notwendigkeit und die vermeintliche Legitimation, sich ausgerechnet im Pulverfass "Naher Osten" festzukrallen, die seit Jahrhunderten ansässigen Palästinenser zu vertreiben und einen waffenstarrenden Staat aufzubauen, rührt doch unmittelbar vom Holocaust her.

  • K
    KKrams

    1,5 Millionen Menschen wurden seit Jahren von Israel in Geiselhaft genommen. Und je nach israelischer Laune bekamen sie willkürlich Lebensmittel, Benzin usw...oder eben auch nicht. Mit diesem Krieg greift Israel nicht nur die 'Hamas' an(wer auch immer dazu gezählt wird; scheinbar sollen da ja ganze Sippen ausgerottet werden),sondern auch das Leben aller anderen Frauen, Kinder und Männer im Gazastreifen spielt keinerlei Rolle mehr. Terror gegen die Zivilbevölkerung nennt sich das. Alle politischen 'Führer', die dazu schweigen oder gar zustimmen, sind Helfershelfer. Bush und Merkel voran. Und die dubiose Rolle von Obama zeigt ihn (nach den Truppenaufstockungen in Afghanistan) einmal mehr in Kontinuität mit Bush. Man darf getrost davon ausgehen, dass Bush diesen israelischen Angriffskrieg mit Obama im Voraus besprochen hat. Und das Händeschütteln von Ägyptens Mubarak mit der israelischen 'Queen of War' Levny, wenige Tage vor dem Angriff, werden die Araber nicht so schnell vergessen können. Wer keinen Frieden will, handelt so wie Barak, Levny, Olmert, Bush, Merkel...Oder aber er will den'Frieden' inmitten einer Totenruhe. Dazu gibt es Beispiele in der europäischen, besonders deutschen, Geschichte. Aber hier möchte ich nicht den Zensor hervorrufen.

  • G
    Gabi

    www.tagesschau.de/multimedia/audio/audio31542.html

  • R
    rubin

    Beim Luftangriff auf Moschee der Märtyrer in Dschabalia fehlt die Erwähnung, das Gotteshaus sei von Hamas als Befehlsstand und Treffpunkt genutzt worden - das schrieb Human Rights Watch in ihrem Bericht und man konnte es auch anderswo lesen..Nach einem gestrigen Bericht von Reuters deutete sogar eine große Zahl von Folgeexplosionen darauf hin, dass in dem Gebäude Raketen und andere Waffen gelagert gewesen seien. Ich halte diese Taktik von Hamas für ebenso schändlich und inhuman, wie die Folgen israelischer Angriffe.

  • A
    abdulkhaliq

    Ich bedauere die Berichtserstatung von TAZ und auch deren politische Haltung.

    Als arabische linker Journalist ,der sich immer für Solidarität und Gerechtigkeit überall einsetzt vermisse es bei den Deutschen vor allem die sich asls links betrachten.Sagen Sie nicht später ,wie es üblich ist, Wir wüssten es nicht.versuchen Sie mindestens neutralzu sein und verurteilen das Massakar in Gazza.Wer frieden will muss den Kriegsstopp fordern und die Mittärmaschinerie der Besatzer offen darstellen.Wer stirbt sind Kinder, Frauen und Unschuldigen.

    Ich Frage Euch liebe deutsche Linken, Sind die israelischen Raketten so klug genug,dass Sie nur die Militanten treffen ?

    Ich bitte nur um menschlichkeit und politisch korekt zuhandeln.

  • F
    Florentine

    "Gazas Infrastruktur bricht zusammen". Von Israel gewollt. Damit ist das ein weiteres Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ein Kriegsverbrechen. Übrigens ein Anklagepunkt im Nürnbrger Kriegsverbrecherprozeß.Aber Israel, wie auch die USA, läuft ja außerhalb des Rechts und wird nicht belangt.