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Israelischer Oberstleutnant verteidigt Krieg"Die Bodenoffensive ist nötig"

Die israelische Offensive im Gazastreifen fordert immer mehr Opfer. Der Hamas-Experte und Oberstleutnant (d. Res.), Moshe Marzuk, verteidigt Israels Strategie dennoch.

"Die Entwicklungen sind höchst bedauerlich": Israelische Panzer an der Gaza-Grenze. Bild: dpa
Interview von Susanne Knaul

taz: Herr Marzuk, ist die Bodenoffensive sinnvoll?

Moshe Marzuk: Natürlich. Die Armee kann ihr Ziel nicht ohne Bodenoffensive erreichen. Sie ist Teil eines stufenweisen Vorgehens, das mit den Angriffen aus der Luft angefangen hat.

Was wird die Armee künftig unternehmen?

Das Nächste wird sein, dass noch mehr Truppen nach Gaza geschickt werden. Möglicherweise wird die Armee Kampfstrategien und -mittel variieren. Die Entwicklungen sind höchst bedauerlich, denn die palästinensische Zivilbevölkerung leidet. Sie ist die Geisel des Terrorregimes, das von Teheran und Syrien unterstützt wird.

Die Hamas ist nach wie vor zu einem Waffenstillstand bereit. Warum tut sich Israel so schwer damit?

Die Bedingungen sind vollkommen unakzeptabel. Die Hamas verlangt offene Grenzen. Gibt es vielleicht zwischen Irak und Syrien offene Grenzen? Sogar die Ägypter lehnen offene Grenzen ab.

Bislang hat sich die Hamas als keine sehr rationale Bewegung bewiesen. Warum sollte der Krieg dies ändern?

Wenn sie sieht, dass ein großer Teil der Kommandanten getötet wurde und die Bewegung Gefahr läuft, weiter geschwächt zu werden, dann wird sie ihre Haltung ändern. Es gibt schon jetzt Signale dafür. Die Führung in Damaskus hat sich an Kairo gewandt mit der Bitte um Vermittlung zur Fatah. Sie strebt Einheit an. Die größte Angst der Hamas ist, dass sie die Kontrolle über den Gazastreifen verlieren könnte, wo zum ersten Mal Muslimbrüder ihren politischen Traum verwirklichen und beweisen, dass es möglich ist, die politische Kontrolle zu übernehmen. Das zu verlieren, wird sie nicht riskieren, sondern versuchen, über die Autonomiebehörde ein Ende der Militäroperation zu erreichen.

Und was würde Ihrer Meinung nach daraufhin folgen?

Die Hoffnung ist, dass man eine Situation schafft, in der ein diplomatischer Prozess in Gang gesetzt werden kann. Möglich ist die Stationierung internationaler oder arabischer Truppen für eine Übergangsphase, die versuchen werden, im Gazastreifen eine Verwaltung zu schaffen, die nach rationaleren Richtlinien agiert, als das heute dort der Fall ist. Das kann die Fatah sein oder die Palästinensische Autonomiebehörde.

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15 Kommentare

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  • G
    Gebroidel

    Das OLG Koeln hat gerade eine Lanze fuer die Meinungsfreiheit gebrochen. H.M.Broder darf Frau Galinski eine Anti-Semitin nennen, weil es um die Politik von Israel geht. Duerfen wir nun auch Israel wegen Gaza der Hitlerei bezichtigen? Ganz sicher! Das H.M.Broder das Anti-Semitismus nennen wird, nehmen wir gerne in Kauf.

  • HF
    Hamas Freund

    Was genau an Hamas ist denn irrational? Dass sie nicht kurrupt ist, dass sie diszipliniert ist, dass sie Schulen und das Gesundheitswesen stuetzt? Den Islam kann ich ihr verzeihen, das stoert mich ueberhaupt nicht. Dass sie den Muslimbruedern nahesteht, stoert mich ebensowenig, die halte ich fuer eine Art Arabischer Rotarier. Irgendeine Ueberzeugung muss der Mensch haben, auch der Politiker, solange sie nicht in Totalitarismus ausartet. Die Wasgington Post ist jeden Tag voller Glaubensbekenntnisse religioeser Art. Israel ist sogar ein Juedischer Staat was durchaus religioes gemeint ist. Nach seiner Verfassung ist Palestina ein islamischer Staat und das ist keine Erfindung von Hamas. Von Totalitarismus im Sinne von Hannah Arendt hab ich bei der Hamas noch nichts gemerkt.

     

    Also, warum nicht Hamas? Das schlimmste, das zugleich das beste ist, ist die Entschlossenheit der Gruppe. Jaja, Neinnein, so steht auch in der Bibel. Von daher koennten Hamas und Juden die besten Freunde sein. Israel braucht starke Partner in der Region.

  • DF
    dirk fiedler

    Wenn ich Demokratie will, muss ich akzeptieren, dass es Regierungen gibt die mir nicht passen - so muss ich auch die Regierung der Hamas und von Israel. Für mich sind beide unerwünscht, aber ich habe nicht die "Wahl".

    Was ich nicht akzepieren kann, ist das jemand Leute umbringt, ermordet. Wer auch immer auf Krankenhäuser und Schulen und Kindergärten schießt, dabei Kinder und wehrlose Kranke umbringt ist ein Verbrecher, ein Mörder. Egal auf welcher Seite.

     

    Und wer dann die toten Kinder noch damit verhöhnt, dass sie nur als Schutzschild gedient haben, der macht sich mitschuldig. komisch dass es immer noch so viele Leute hier gibt, die Angriffe auf Schulen verteidigen.

     

    Jeder Tote ist zuviel.

     

    Für mich gibt es hier keine "Guten", aber die Mehrzahl der Mörder steht eindeutig auf Seiten Israels. Und das nicht erst seit diesem "Krieg".

    Die Frage wer mehr Angst und Terror verbreitet ist für mich auch nicht eindeutig zuweisbar. Genauso wir ich Selbstmordanschläge und Raketen der Hamas oder ihnen nahestehender "Kämpfer" verurteile, verurteile ich die unzähligen Angriffe Israels, die unmenschliche Blockade.

     

    Friede jetzt

     

    - und alle Kriegsverbrecher, Israelis wie Palestinänser, vor das Kriegsverbrechertribunal.

  • T
    TamaraFla

    Die ultimative Lösung: am besten Aussiedeln, diese ganzen Palästinenser. Weg aus Gaza und der Westbank. Nach Europa, nach Deutschland. Dann hört's auf mit diesen elendigen Kriegen und Israel kann das Land in Ruhe besiedeln.Ohne Blutvergießen.Dann hören auch diese Kriegsverbrechen auf.

    P.S.: dieser Beitrag ist Satire!

  • EN
    Eyman Nawwas

    @ Bab el Masr

     

    Massakers der Israelis gegen Paläst. wie jetzt in Gaza ist kein Einzelfall. Jüdische Terrorgruppen wie Hagana, Stern und Mearach haben zivile Bauern in Dair Yasin, Qebia u.v.a. massakriert, UNO Sonderbotschafter , Lord Bernadoht erschossen. Was davon gehört? Gab auch damals Hammas??

    Der gestrige Beschuß von UNRWA Schule, in der Familien Schutz gesucht haben zeigt wie feige die IDF Taten sind wenn sie am Boden nicht kämpfen können.

  • EN
    Eyman Nawwas

    Luft-, See- und Bodenoffensive sind nötig nur um paläs. Kinder und Frauen, ganze Familie in ihren Häuser auszulöschen. Dies sind die Ziele der Israelischen Armee. Die sogenannte Bodenoffensive läuft nun seit Samstag mit Hilfe der Luftwaffe, trotzdem fliegen die Raketen weiter und mit immer größeren Reichweite.

    Verluste der Israelis dürfen nicht veröffentlicht werden, den Journalisten ist verboten worden darüber zu breichten.

  • BE
    Bab el Masr

    Die angeschlagene Hamas muss völlig zerschlagen werden, dann erst wird es Gerechtigkeit auch im Gaza-Strip geben. Solange die Hamas die Menschen als Schutzschilde, also quasi als Geiseln nimmt, solange sie aus Menschenansammlungen heraus militärisch agiert, darf der Kampf der Israelis gegen die Hamas zur Befreiung der Geiseln nicht eingestellt werden. Auch der Beschuss Israels durch die Raketen hört erst auf, wenn die angeschlagene und feige agierende Hamas eliminiert ist!

  • F
    Florian

    @ Charlie Osten:

    Wer sind denn die "Opfer" zu Gunsten denen eindeutig Position bezogen werden soll? Nur die Palästinenser? Schon mal in Israel gewesen und den dortigen Alltag erlebt? Darüber - über diese einseitige - Sichtweise sollten Sie dringend nochmal nachdenken.

  • K
    Kramski

    Moshe Marzuk, der nächste für das Kriegsverbrechertribunal,neben Bush,Livni, Olmert, Barak... Ist doch schön, wenn sie sich öffentlich outen. Für die Beweise. Merkel schwitzt bestimmt auch schon im Kanzleramt wegen ihrer "uneingeschränkten Solidarität" mit Kriegsverbrechern und Völkerrechtsverletzern.

  • UL
    uwe likedeeler

    Ja, leider gab es mal eine Zeit in der ich regelmässig die taz gelesen habe um eine mutige, frische und linke Berichterstattung zu erleben. Leider lange vorbei und heute hat man sich wohl aus Karrieregründen entschieden stromlinienförmig zu schreiben. Schade.

    Zum Glück gibt es Aternativen auf dem Pressemarkt. Und tschuess.

  • D
    Denny

    Heute ist die Abteilung Propaganda bei den "links-liberalen" Leitmedien aber gut vertreten. Beim ND ein Laufbursche des isralischen Botschafters und bei der taz direkt einer vom israelischen Kriegsministerium. Wohl zuviele Menschen bei den Protesten in Deutschland gegen das fortdauernde Gaza-Massaker am Wochende gewesen. Da muß natürlich gegensteuert werden. Die Fragestellerin mit ihrer Ein-Satz-Pseudo Fragetechnik steuert das ihrige dazu bei. Ein Abschrift ohne Fragen wäre ergiebiger und ehrlicher gewesen.

  • MM
    manfred müller

    "Strukuturen schaffen"?

    Die von Scharon (Rammalah) zerstört wurden, nach dem er sich, trotz palästinensicher Attentate, für eine Zurückhaltung aussprach, um dann voll zuschlagen zu können. Er zerstörte die Infrastruktur der Autonomiebehörde und bombadierte das Gebäude Arafats, der gemäßigten Fatah und jetzt doch wieder Strukturen schaffen? Der Witz des Tages, aber leider die israelische Realität!

  • CO
    Charlie Osten

    Mit Verlaub, aber einen israelischen Oberstleutnant zu befragen, ob er die Bodenoffensive in Gaza für nötig hält, ist doch nichts mehr als eine journalistische Tautologie, oder? Was soll man auch in D berichten, wenn man sich nicht traut, eindeutig Position zu Gunsten der Opfer zu beziehen?

  • BW
    berno wies

    Wenn Sie hier schon einen Mitverantwortlichen für das Massaker an der Bevölkerung von Gaza zu Wort kommen lassen, so sollten Sie - um der Gerechtigkeit Willen - auch einem Vertreter der Hamas die Möglichkeit zu einer Stellungnahme geben.

  • JK
    Joachim Kretschmann

    Vor laufender Kamera bringen gerade weinenden Eltern ein Blut überströmtes Kind in die Notaufnahme eines UNO-Krankenhauses im Gazastreifen. Ein paar Etage höher haben feige Führungsköpfe der Hamas sich als Ärzte verkleidet und dirigieren von dort aus nicht nur die Attacken auf die Israelischen Soldaten, die ausgerückt sind, allein um den Zerstörungskrieg gegen ihre Familien zu beenden, sondern ebenso auch weitere Raketenangriffe auf ausschließlich Israelische Zivilisten. Und während mit schockierenden Bildern Publicity gegen Israel gemacht wird und auch hierzulande viele auf die Straße gehen, frage ich mich, warum keiner protestiert wenn Hamaskämpfer sich zwischen Zivilisten verschanzen, ihre Waffen in Krankenwagen schmuggeln, die Bombendepots direkt neben oder gar in Wohnhäusern und Moscheen verstecken, mit iranischer Unterstützung die Endlösung des Judenstaates proklamieren und dann auch noch mit satanischer Eiseskälte Israel als Agressoren bezeichnen. In was für einer verkehrten und verlogenen Welt leben wir eigentlich?