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Religionsunterricht-Volksentscheid in BerlinVom Versöhnen und Spalten

In den Klassenräumen und auf den Straßen der Hauptstadt ist ein politischer Kampf entbrannt: Die Initiative "Pro Reli" will den Religionsunterricht als Wahlpflichtfach einführen.

Mit 200.000 Unterschriften erzwingt die "Pro Reli" - Initiative einen Volksentscheid in Berlin. Bild: dpa

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3 Kommentare

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  • SR
    Staatlicher Religionsunterricht bedeuten neue Zwangsabgaben

    Wenn man sich anschaut, warum sich die unterschiedlichen religiöse Strömungen sich gegenseitig schützen, dann muss man unweigerlich an daran denken, dass sie an den staatlichen Futtertrog wollen.

     

    Wenn man es undemokratischen Organisationen den Zugang zum Steuersäckel erlaubt, zieht man sich so Staaten im Staat auf.

     

    Die Sonderrechte für die beiden Konfessionen mit eigenem Arbeitsrecht und das staatliche Unterhalten evangelischer und katholischer Krankenhäuser, Kindergärten und Schulen, wo die beiden Konfessionen mit wenig Einsatz von Eigenkapital, Werbung für sich selber machen dürfen, sollte nicht auch noch auf den Islam und das Judentum ausgeweitet werden.

     

    Ein privates Bekenntnis kann einen Gläubigen nicht das Recht geben in die Tasche der Nicht-Gläubigen zu greifen. Genauso sollte ein Christ nicht erlaubt sein in die Tasche der Moslems und Juden zu greifen, um seine Religionslehrer, seine chritlichen Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser zu finanzieren. Staatliche Beamte sollten keiner Religion sollte Gehaltskosten sparen können, weil Beamte für sie den Einzug der Mitgliederabgaben organisieren. Genau das ist im Moment der Fall bei den christlichen Konfessionen.

     

    Dazu kommen noch Zahlungsverpflichtungen an die Kirchen aufgrund von Verträgen, die noch aus der Zeit der Reformation stammen.

     

    Wenn alle religiösen Strömungen auf einmal Eigentumstitel und Rechtstitel vom Staat garantiert bekommen wollen, haben wir auch zukünftige Generationen an diese Entscheide fest angeleint.

     

    Auch ausgesprochen sollte dabei werden, dass das Interessante am schulischen Einfluss, die Erschliessung einer Kampfzone ist - nämlich um die Köpfe naiver Kinderleins.

     

    Es wird sich jeder seine Interpretation zurechtlegen, weshalb gerade autoritäre, religiöse Strömungen von gewissen Parteien für den Schulkampf als verwendbar betrachtet werden.

     

    Angesichts einer Krise im Finanzsystem scheint das Durchregieren nicht möglich, wenn man nicht auch das Innere des Menschen gefügig macht. Der beste Partner dafür war immer der Herr im Himmel.

  • RW
    Roland W.

    Wenn die Katholiken, Protestanten, Muslime und Juden gemeinsame Sache machen, dann bringt die Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner ein interessantes Ergebnis: Es wird wohl um die liebgewonnenen Pfründe gehen, wo doch die Inhalte so unvereinbar weit auseinanderliegen. Staatlich bezahlte Religionskunde bringt den Kirchen eben viel Geld vom Staat. Ein Schelm, wer arges denkt...

     

    Doch davon abgesehen gewinnen vom staatlich bezahlten Religionsunterricht (den auch Atheisten finanzieren) nur den großen Religionsgemeinschaften, die kleinen bleiben außen vor. Oder will jemand ernsthaft, daß, sagen wir mal die Kinder Gottes in der Schule lehren, wie man für Gott auf den Stich geht?

  • LG
    Liane Gebhardt

    Endlich mal ein Artikel der nicht vom Schreibtisch aus konzipiert und geschrieben wurde. Klasse! Hätte ich der taz gar nicht zugetraut. Ist doch sehr aufwendig, sich aus seinem Büro auf den Weg zu machen zu den Brennpunkten der Zeitgeschichte. Aber so muss Journalismus sein. 5 Sterne!