piwik no script img

Attentat auf Polizeichef MannichlDie Familie war es nicht

Fast zwei Monate nach dem Fall Mannichl steht fest: Der Täter kommt nicht aus der eigenen Familie, ein rechtsextremer Hintergrund ist noch immer wahrscheinlich.

Die Polizei verdächtig weiterhin die rechte Szene, und die wehrt sich. : dpa

Die eigenen Kinder waren es nicht. Auch nicht die Ehefrau. Vor fast genau zwei Monaten wurde der Passauer Polizeichef Alois Mannichl, 52, vor seiner eigenen Haustür mit einem Messer niedergestochen. Nun haben die Ermittler in Passau bekannt gegeben, dass der Attentäter zumindest nicht aus Mannichls Familie stammt. Doch eine Spur vom Täter hat die 50-köpfige Sonderkommission auch weiterhin nicht. Ob es sich - wie lange vermutet - um ein politisches Attentat von Neonazis handelt, ist unklar.

"Beide Kinder haben ein bombenfestes Alibi", sagte der ermittelnde Oberstaatsanwalt Hemut Walch bei einer Pressekonferenz. Für eine Beteiligung der Familie gebe es "nicht den geringsten Anhaltspunkt". Mannichl habe sich die Stiche auch nicht selbst zugefügt. Mehr Ergebnisse hat Walch trotz aufwändiger Ermittlungen und bislang 540 abgearbeiteten Hinweisen nicht vorzuweisen. Den Vorwurf, die Sonderkommission habe Fehler gemacht, wies er zurück.

In den ersten Tagen nach der Tat ermittelten Polizei und Staatsanwaltschaft vor allem in eine Richtung: gegen rechts. Es gab Razzien bei bayerischen Neonazi-Treffs und Durchsuchungen bei der örtlichen NPD. Mit gutem Grund: Mannichl hatte berichtet, der Attentäter, ein bulliger Mann mit Glatze, habe ihn mit den Worten angebrüllt: "Schöne Grüße vom nationalen Widerstand. Du linkes Bullenschwein, du trampelst nicht mehr auf den Gräbern unserer Kameraden herum." Doch die Ermittlungen liefen ins Leere. Ein festgenommenes Neonazi-Ehepaar aus München wurde nach einer Woche wieder entlassen. Ihr Alibi war felsenfest. V-Leute des Verfassungsschutzes hatten sie zur Tatzeit auf einer Neonazi-Veranstaltung im weit entfernten Landkreis Erding beobachtet.

Weil die Erfolge ausblieben, übernahm zum Jahreswechsel das bayerische Landeskriminalamt (LKA) die Ermittlungen. Ergebnisse gab es keine. Dafür immer wildere Spekulationen. Es habe sich um eine Beziehungstat gehandelt, hieß es auch aus Polizeikreisen. Die Medien begannen, an Mannichls Version zu zweifeln. Als sich der Polizeichef in Interviews gegen die Vorwürfe wehrte, verordnete ihm der bayerische Innenminister Joachim Herrmann ein Redeverbot. Jetzt steht fest: an den wilden Spekulationen war nichts dran.

Das LKA hält es weiter für möglich, dass der Täter aus dem rechtsextremen Szene kommt. Die größte Hoffnung der Ermittler: An der Tatwaffe wurden DNA-Fragmente gefunden. Das LKA spricht von "Teilspuren". Ob das Material ausreicht, um damit den Täter zu identifizieren, ist aber fraglich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!