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Attac kapert "Die Zeit"Eine "Zeit", die ihrer Zeit voraus ist

Am Sonnabend erschien eine seltsame Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit" - voll von guten Nachrichten - aber zu gut, um wahr zu sein. Es ist eine Fälschung.

Achtung, ein trojanisches Pferd! Schick ist sie geworden, die Attac-Zeit. Bild: Repro

BERLIN taz Seit wann erscheint die Zeit am Samstag? Und wieso wird sie auf der Straße verteilt? Und das auch noch kostenlos? Aufschluss bringt erst die Lektüre: "Erinnern Sie sich noch an letztes Jahr?", fragt ein Artikel auf der Seite 1 dieser seltsamen und seltsam dünnen Zeit: "Die Banken gehörten noch den Aktionären, Afghanistan den Militärs und die Straßen gehörten den dicken Autos. Die Reichen waren noch reich, die Armen arm, und niemand glaubte ernsthaft, dass sich daran etwas ändern könnte."

Hier dämmert selbst dem naivsten Leser, dass diese Zeitung nur als trojanisches Pferd dient. Dahinter steckt tatsächlich das globalisierungskritische Netzwerk Attac, das diesen Coup von langer Hand vorbereitet hat.

150.000 Exemplare der gekaperten Zeit werden heute in 90 deutschen Städten verteilt. Und natürlich gibt es auch eine Onlineausgabe. Auf der Website die-zeit.net kann man sich auch die komplette Zeitung als pdf herunterladen.

Optisch gleicht die Fälschung der Zeitung dem Original bis ins kleinste Detail, das Layout ist derart gut kopiert, dass auf den ersten Blick kein Unterschied zu einer echten Ausgabe der Zeit auffällt.

Erste Irritationen verursachen die Schlagzeilen. "Opel in Belegschaftshand", prangt da als frohe Botschaft, und "G 20-Staaten einigen sich auf Vermögensabgabe", eine "Weltwährung" wird geplant. Auch das Datum ist falsch - dass heute nicht der 1. Mai 2010 ist, ist bekannt, und dass die Zeit neuerdings "weltweit 0 €" kostet, hätte man ja eigentlich auch mitbekommen müssen. Alles sehr verdächtig also. Erst ein Blick ins Impressum verrät schließlich Attac als Urheber dieser Zeitung aus der Zukunft.

"Wir wollen mit dieser Zeitung eine Zukunft beschreiben, die möglich ist", sagt Fabian Scheidler von Attac: "Die Welt könnte anders aussehen. Es gibt andere Möglichkeiten als die, die uns von der etablierten Politik immer vorgegeben werden."

Die Welt, die in der Zeit vom "1. Mai 2010" skizziert wird, scheint ein sonnendurchflutetes, fröhliches Paradies mit glücklichen Menschen zu sein. Jedenfalls bringt sie nur schöne Nachrichten hervor: Auf der Seite 2 verkündet die falsche Zeit etwa, dass auch in einer Wirtschaftskrise mit sinkendem Bruttoinlandsprodukt die Lebensqualität für die Bevölkerung durchaus ansteigen kann.

Die Regierung will eine Energiewende-Agentur gründen, um für immer von von Atom und Kohle Abschied zu nehmen. Die Automobilindustrie wird wegen ihrer aggressiven Vermarktung umweltfeindlicher Autos für das Schmelzen eines Gletschers in Nepal verantwortlich gemacht und zu 1,5 Milliarden Dollar Schadensersatz verurteilt. Gentechnische Manipulation von Pflanzen ist kein Thema mehr, auch die Massentierhaltung wird abgeschafft, der Afghanistankrieg ist vorbei, Lobbyismus per Gesetz beschränkt.

Und auch in Sachen journalistischer Ethik hat sich in der hell strahlenden Zukunft etwas geändert: ein gewisser Matthias Trocken stellt sich als stellvertretender Chefredakteur vor und entschuldigt sich. Die Chefetage der Zeitung sei lange Mitglied in sogenannten Elitezirkeln gewesen, in denen sich die Spitzen aus Politik und Wirtschaft treffen, "um darüber zu diskutieren, welches Schicksal sie der Welt zugedenken wollen." Über diese undemokratischen Treffen sei nie berichtet worden.

Man habe sich vielmehr als Teil der Macht verstanden denn als ihr kritischer Gegenpart, schreibt Trocken, und damit den journalistischen Ethos verletzt. "Unsere Aufgabe als Journalisten besteht nicht darin, mit am Tisch zu sitzen, sondern zu berichten und kritische Fragen zu stellen", schreibt Trocken. Der stellvertretende Chefredakteur der echten Zeit heißt Matthias Naß.

Die Artikel treffen den staatstragenden Ton des bildungsbürgerlichen Wochenblattes sehr genau. Weil die ganze Aktion durchaus auch witzig gemeint ist, ist der satirische Bestandteil in die ebenfalls getürkten Werbeanzeigen verlegt worden: Es wirbt zum Beispiel die Initiative Neue Soziale Marxwirtschaft.

"Unsere Hoffnung ist, dass die Aktion den Horizont der Leute etwas öffnet", erklärt Scheidler. Attac hat die Zeit ausgewählt, weil sie repräsentativ für die deutsche Mitte stehe.

Die Idee hatte Attac schon im Herbst, als sich die Finanz- und Wirtschaftskrise ankündigte: "Das Merkwürdige ist ja, dass in dieser ganzen Krise so eine Art Schreckstarre in der deutschen Gesellschaft herrscht. Die Zeitung soll zeigen: Eine positive Zukunft ist möglich! Wir hoffen, dass wir einen kleinen Beitrag dazu leisten können, die gesellschaftliche Stimmung aufzuhellen. Denn positive Veränderungen kann es nur geben, wenn sich von unten was bewegt. Das wird einem nicht von oben geschenkt. Von oben kommen nur autoritäre Lösungen."

Die Idee zur Zeitung kommt nicht von Attac, sondern aus Amerika. Wie Attac auf der Titelseite der falschen Zeit zugibt, holte man sich die Inspiration bei der amerikanischen Aktivistengruppe "The Yes Men". Diese veröffentlichte am 12. November 2008 eine gefälschte Ausgabe der New York Times. Aus dem Times-Motto "All the news thats fit to print" (Alle Neuigkeiten, die es wert sind, gedruckt zu werden)" machten die Yes Men "All the news we hope to print" (Alle Neuigkeiten, von denen wir hoffen, dass sie gedruckt werden).

In dieser Wunschausgabe aus der Zukunft (als Erscheinungsdatum wurde der 4. Juli 2009 angegeben) enden unter anderem die Kriege im Irak und in Afghanistan, und George Bush wird des Hochverrats angeklagt, während er privat Bin Laden jagt. Mehr als 1.000 ehrenamtliche Helfer verteilten die gewaltige Menge von 1,2 Millionen Exemplaren der Zeitung in den meisten größeren Städten Amerikas. Laut den Yes Men hätten auch drei echte Redakteure der Times mitgewirkt. Vonseiten der Zeitung gab es nur einen knappen Kommentar, dass es sich eindeutig um eine gefälschte Ausgabe der New York Times handeln würde. Vor Gericht zog die Zeitung nicht.

Wie auch Attac wollten die Yes Men mit der Zeitung eine Diskussion über die von ihnen gesetzten Themen erreichen. Anders als Attac sind die Yes Men allerdings keine politische Organisation, sondern eine Mischung aus Kunst-, Protest- und Satiregruppe.

Jacques Servin und Igor Samos gründeten The Yes Men 1999. Erste Aufmerksamkeit erregten die Aktivisten, indem sie sich die Website gatt.org sicherten und eine gefälschte Seite der Welthandelsorganisation WTO einrichteten, die der echten täuschend ähnlich sah. Daraufhin wurden Servin und Samos, die sich nun "Andy Bichelbaum" und "Mike Bonnano" nannten, als WTO-Experten mehrfach zu internationalen Konferenzen eingeladen.

Auf einer Konferenz in Salzburg 2000 forderten die Yes Men den weltweiten Handel mit Wählerstimmen und priesen Hitlers Wirtschaftspolitik - womit sie Applaus ernteten. Mittlerweile gibt es zwei Filme und ein Buch über die Yes Men. Die Gruppe ist zu einer Institution geworden, eine politische Agenda haben die Yes Men aber nach wie vor nicht.

Und genau das ist das Problem, sagt der Kommunikations- und Medienwissenschaftler Marcus S. Kleiner von der Universität Siegen. Eine derartige Kommunikationsguerilla sei nur effektiv, wenn die Veranstalter ausreichend legitimiert seien. Dafür müsse es handfeste politische Inhalte geben, die beispielsweise hinter einer gefälschten Zeitung stehen würden.

"Bei den Yes Men überwiegt der Aha-Effekt," sagt Kleiner. Die Aktion sei nicht mehr Mittel, sondern Zweck. Weil die Medien nur noch über die Yes Men berichten würden, gingen die Inhalte unter. Dazu bemängelt Kleiner, dass die Yes Men eine Stellvertreterschaft für die Gesellschaft übernehmen würden, die ihnen teilweise nicht zustände.

Für Attac sieht Kleiner dagegen gute Chancen, mit der gefälschten Zeit die gesellschaftliche Diskussion zu Attac-spezifischen Themen zu befeuern. Denn Attac habe ein Bildungssystem innerhalb der Organisation, habe ein klar formuliertes Programm und sei langfristig orientiert. Deshalb werde Attac ernst genommen und könne Expertise in den angesprochenen Themenbereichen aufweisen.

Der echten Zeit rät Marcus S. Kleiner, die falsche Ausgabe in Eigen-PR umzumünzen. Durch die Auswahl der Zeitung werde diese schon geadelt. Jede Kritik würde Attac in die Karten spielen.

Denn einige der Zukunftsvisionen, die Attac in der Zeit vom 1. Mai 2010 anspricht, sind in den letzten Monaten sowieso auf die Agenda gerückt. Opel in Belegschaftshand? Absolut möglich. G 20 spricht für Multipolarität. Und für die UN denkt eine Kommission unter Nobelpreisträger Joseph Stiglitz tatsächlich über ein Weltfinanzsystem nach. Abgerechnet wird 2010.

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32 Kommentare

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  • W
    Wahrheitsprüfer

    Ich bin eigentlich ziemlich positiv gewesen :-D. Wir sind nicht die 1. "Hochkultur" die untergangen ist. Es gab auch schon andere vor uns. Wenn man in größeren Maßstäben denkt, dann ändert sich nicht viel. Für diesen Augenblick, war diese Aktion gut, mehr aber auch nicht. Viele denken tatsächlich, die Menschheit würde einen kontinuierlichen Weg gehen, um dann den Olymp zu erreichen. Das ist ein Trugschluß. Wenn wir uns nicht mehr so wichtig nehmen würden, erst dann könnten wir wirklich den Olymp erreichen. So, damit lass ich euch alleine :-D.

  • A
    Atlob

    Wieso gibt es eigentlich keine kritische Werbung mit änlicher Aussage, die motiviert und die Lügenbarone aka Industriepolitiker (kann man heutzutage nicht mehr trennen) bloßstellt.

     

    Zu teuer, oder werden die Medien doch kontrolliert?

  • A
    Atlob

    Sehr schön!

     

    Wie Jakob schon schrieb, bringt es nur etwas, wenn wir das "bringt nichts, weil keiner mitmacht" endlich abschaffen. Aber die Deutschen neigen ja eher zur pessimistischen Analyse, als zur spontanen Tat. Leider. AUFWACHEN und MACHEN, nicht warten!

     

     

    "Von jakob:

    ...mit der einstellung natürlich nicht, nein...

    Ich habe sehr oft menschen erlebt, die es abgelehnt haben, sich an veränderungsversuchen zu beteiligen mit der begründung: "ich finds gut, aber das bringt nichts, da machen zu wenige mit." Hinterher haben sie gesagt: "Seht ihr, ich hab euch ja gesagt dass zu wenige mitmachen!" Und weil das alle sagen, machen tatsächlich immer zu wenige mit... rational ist das in der tat nicht."

  • K
    Klaus

    Schön zu sehen, wie ATTAC mit seiner Aktion impliziert, dass gängige Medien mit adäquatem Aufwand nach Belieben modelliert werden können.

     

    Bei ATTAC sind es die Mitglieder - beim Zeit-Verlag die Anzeigenkäufer.

  • A
    AceOfSpades

    Ich denke ja (auch) nicht, dass es zum massenhaften "Erwachen" führen wird und von Heute auf Morgen wird alles rosig... aber es ist eben ein (unterhaltsamer) Schritt in die richtige Richtung, und wie schon gesagt: Ohne Visionäre...

  • V
    Voxs

    Klasse Aktion! Als Gerneleser der Zeit hätte ich die Fake-Zeit auch gerne, wie/wo könnte man eine gedruckte Ausgabe der "Zeit" noch nachträglich erhalten? Bitte um Nachricht ab: Danke!

     

    ------

    Anmerkung der Redaktion:

     

    Lieber Leser,

    am besten ist es, wenn Sie sich über die genaue Verteilung vor Ort bei attac selbst informieren. Die Online-Ausgabe können Sie unter www.die-zeit.net lesen. Zusätzlich hat die Montagsausgabe der taz (23.3.2009) die attac-Zeit als Beilage.

  • PA
    Peter A. Weber

    Der Kommentar von Wahrheitsprüfer klingt so defätistisch und es scheint, als ob er bereits mit seinem Leben abgeschlossen hätte.

     

    Idealistische Aktionen bedürfen zunächst einmal keines äußeren Erfolgs. Wenn ich ein Ziel oder eine Vision habe, dann verfolge ich diese aus innerster Überzeugung ohne Rücksicht auf kurzfristige Überlegungen und habe damit für mich persönlich den ersten Schritt getan und bin meinem Sinn des Lebens gefolgt. Für andere bin ich nicht verantwortlich und wenn die anderen es in 5000 Jahren nicht gerafft haben, dann können mir nur die anderen leid tun.

     

    Ohne Visionäre stünden wir heute noch mit der Steinaxt in der Hand und ohne Rad da ...

  • V
    Volker

    Bei Orwells „1984“ dachte auch keiner das Inhalte dieses Buches wahr werden könnten.

    Die falschen Glaubenssätze eines Großteils der deutschen Bevölkerung sind - durch gesteuerte Medienbeeinflussung – fest in den Köpfen verankert, wenn aus einer Lüge Wahrheit wird, wird dies nicht bemerkt.

     

    Aktionen wie die von Attac sind in jedem Fall wertvoll. Wenn man tagtäglich mit Menschen zusammen kommt, die tatsächlich den Worthülsen der meisten Medien glaubt, weiß man wie wertvoll solche Aktionen sind.

  • EM
    Eric Manneschmidt

    Wie dämlich ist eigentlich dieser Kommunikationswissenschafter von der Universität Siegen?

     

    Attac hat erstens einen Haufen Antworten zu bieten, und die sind meistens noch nicht mal besonders gut. Wenn es aber um so eine Art Fortschritt geht, ist es angeraten Fragen zu stellen statt Antworten zu geben, vielleicht auch noch möglichst intelligente.

    Das bringt Attac im Allgemeinen nicht zustande und ist auch durchaus nicht im Interesse der dort herrschenden Kreise. Attacs wunderbares Bildungswesen zielt darauf ab, aktionsfähiges Menschenmaterial herzustellen und im übrigen möglichst zu verhindern, dass jemand auf dumme, womit gemeint ist: eigene, Gedanken kommt.

    Wenn Marcus S. Kleiner also davon faselt, die Yes-Man seien im Gegensatz zu plAttac nicht effektiv (genug) kann einem nur das Grausen kommen. Worauf kommt es denn dem Mann an? Also wäre ein Joseph Goebbels einem Charly Chaplin vorzuziehen, weil der erstere ”effektiver” kommuniziert (hat)??? Ich hoffe, die Übertreibung macht es deutlich…

  • B
    b4z

    stimmt es denn dass -wie mehrere medien berichten- die zeitung in der montagsausgabe der taz beiliegen wird? wird es nicht da juristisch schwierig? und wie schaut es mit dem größenformat der zeit vs. dem der taz aus?

     

    --------

    Anmerkung der Redaktion:

     

    Lieber Leser,

    die Gerüchteküche im Internet brodelt richtig....Die attac-Zeit wird der Montagsausgabe der taz (23.3.2009) beigelegt.

  • S
    skaninchen

    Richtig coole Aktion!

    Und @Wahrheitsprüfer: Mit so einer Motivation aendert sich natuerlich nichts. Und es werden nicht ploetzlich alle themen umgesetzt aber um die oeffentliche Wahrnehmung anzupassen finde ich solche Aktionen in der Tat toll. Gerade in der Zeit der Unsicherheit wuenschen sich viele Leute einen Wechsel. Und die Zeitung zeigt was moeglich waere.

  • JT
    Jaykay the Lion

    @ Wahrheitsprüfer:

     

    www.nummergegenkummer.de

  • O
    oki

    Was ATTAC bzw die dafür nötigen Helfer sich haben einfallen lassen, lässt einen schmunzeln.

    Ist man im Mittelbürgerdeutschland doch eher einheitliche Berichterstattung gewöhnt (Bundestagswahl 2001/ 2005, Finanzkollaps 08 & 09, ...).

     

    DANKE an ATTAC für die Bereicherung. Interesse scheint es ja wohl zu geben.

     

    Ebenfalls interessant:

    Zeitschrift "brans eins" > Schwerpunkt "Unternehmer" > Artikel "Der Sturm und die Windmühlen"

  • IW
    Immanuel Wolf

    Dass es Probleme gibt die im Kern über die Jahrhunderte die selben sind wird schon richtig sein, (Das es Menschen gibt, die nach Macht streben, Dinge ungerecht verteilt sind,etc) um so wichtiger ist es Strategien zu entwickeln oder wieder aufzugreifen mit diesen Problemen umzugehen.

    Es ist unsere Weltsicht, die sich verändert, wer glaubt, das der König von Gott eingesetzt wurde wird sich seiner Macht fügen. Gerade weil Menschen nicht rational leben sind solche Aktionen wichtig so werden sie auf (vielleicht verdrängte) Probleme gestoßen, lernen Lösungsmöglichkeiten kennen, auf die sie durch rationelle Überlegungen möglicherweise auch gekommen wären.

    Ohne "solche Aktionen" stünde die Mauer noch, wäre der Atomausstieg nicht mal Thema und der Präventivstaat wesentlich weiter ausgebaut. Wir haben Macht. Wir können mitgestalten.

  • N
    Ninja

    Rational? Ich finde das ist "der Mensch" doch sowieso schon genug. Was wir vielleicht mehr gebrauchen könnten wäre Vernunft. Anstatt ständig mit dem Kopf lieber mal mehr mit dem Herz denken. Dann bedürfte es vieler Drohungen und Zwänge nicht und vieles was man sich als schöne Utopien denkt, wäre dann so utopisch gar nicht. Aber wir leben ja ziemlich kopfgesteuert, samt der "Verlängerungen" des Kopfes, der netten menschenersonnenen Maschienchen.

  • AM
    Anitram Mafufu

    Solange du das glaubst, wird sich für dich nichts ändern. Wer ist denn "der Mensch"?

    Fange doch einfach selbst an, die Veränderung zu sein, die du in der Welt sehen willst ( Ghandi)

  • P
    peter

    Seit ich gestern Nacht mehr aus Zufall bei ARTE den Film "Die Insel Nauru" gesehen habe,

    (Für alle die Nauru nicht kennen bitte bei Wikipedia nachschlagen

    http://de.wikipedia.org/wiki/Nauru)

    bin ich überzeugt, daß wir uns nach nauruanischer Zeitrechnung im Jahr 2002/2003 befinden also kurz vor dem Kollaps/Staatsbankrott.

    Wer nach diesen beklemmenden Film noch nicht überzeugt ist, das es Zeit wird gemäß ATTAC zu handeln, dem ist nicht mehr zu helfen bzw. der sollte gleich nach Nauru ziehen.

     

    Gruß peter

     

    P.S.

    Der Film wird noch mehrmals auf Arte wiederholt, allerdings immer erst 3Uhr nachts.

    26.03.2009 - Die Insel Nauru

    31.03.2009 - Dienstag

    02.04.2009 - Donnerstag

    17.04.2009 - Freitag

  • A
    Attac-Mitglied

    Letzlich sind Politik und Wirtschaft eine Frage des Glaubens, der Religion ähnlich. Da leider zu viele Menschen daran glauben, dass keine positive Lösungen mehr möglich wären - im Sinne des Allgemeinwohls, der Menschen und der Natur - ist alles fest gefahren.

     

    Ändern Sie Ihre Meinung, nur wenn Sie den Medien nicht mehr alles abnehmen und selbständig denken und handeln (kein Kreuz bei den etablierten Parteien z. B.), wird der Weg frei für eine neue Form des Zusammenlebens, die nicht auf Angst und Gier beruht, sondern die Sinn macht.

  • P
    Peter

    @Wahrheitsprüfer: also am besten nur zu Hause rumsitzen, über die Welt und die bösen Banker und Politiker jammern und nichts tun (bzw. nur konsumieren, fernsehen etc.) oder was? Toller Ansatz... Wenn sich nie jemand gewehrt hätte oder was Neues ausprobiert, säßen wir alle noch in Höhlen.

  • K
    krausmeier

    ich bin nicht bei attac organisiert, habe dennoch an der aktion teilgenommen; die resonanz auf dem alexanderplatz in berlin war insgesamt gut;

    ich bin aber als außenstehender sehr unsicher über die effektivität dieser aktion: ich hätte es besser gefunden mit meinesgleichen flugblätter direkt zu der demo zu verteilen; ich will noch ein paar übriggebliebene zeitungen in einem erwebslosen bildungszentrum verteilen u. finde, dass die themen für eine wirkl. mobilisierung von unten viel zu abstrakt sind;

    ich bin aber auch generell sehr unzufrieden mit der mobilisierung für die demo am 28.03.; ich gründe dabei meine berurteilung auf mein soziales umfeld: warum hängt zb. am karl-liebknechthaus, oder an der jungewelt-ladenfront kein aufruf zur demo; warum ist die innenstadt nicht zu plakatiert, wie sonst bei großdemos; warum muss ich für flugblätter nach kreuzberg fahren, wenn ich im ostteil der stadt wohne; ich bin also sehr unzufrieden, was die präsenz der verteiler u. aufrufe angeht; ich glaube, wir können da von sozialen netzwerken in frankreich u. england noch sehr viel lernen; also es fehlte meiner meinung nach bisher an der klassischen mobilisierung; ein bissele kommt mir daher diese zeitungsaktion als ersatzhandlung vor, die aber besser als ergänzung eingesetzt worden wäre; trotzdem, ich glaube schon, dass die demo eine eigendynamik bekommen kann, dann aber nicht wegen, sondern trotz der mangelhaften mobilisierung (zumindest) in berlin

  • Z
    Zeit-lo(o)ser

    Eine wirklich originelle Aktion, die hoffentlich auch in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen und diskutiert wird...

     

    Leider sind alle drei Links, die im Artikel angegeben wurden, jetzt schon tot!

     

    Weder die Onlineausgabe ist zu erreichen, noch das pdf kann runtergeladen werden...

     

    Schön wäre die Vorstellung, daß es an einer Überlastung liegt, weil die halbe Republik sich dafür interessiert.

     

    Allerdings liegt leider die Vermutung näher, daß die Macher der echten "Zeit" da wohl weniger Spaß verstehen, als die Herausgeber der New York Times...

     

    ----------

    Anmerkung der Redaktion:

     

    Anscheinend war der Server überlastet. Die Links funktionieren wieder.

  • B
    BigKelle

    alles anfang ist schwer...und wie heißt es so schön: man erntet was man säht.

  • I
    IgorTheTigor

    Oh, das ist ja eine richtig starke Einstellung! Nur weiter so, dann ändert sich auch GARANTIERT GAR NICHTS und du wirst Recht behalten - das wärs doch wirklich wert!

  • P
    piedi

    Mit so einer Einstellung wird das auch nichts. Da haben sie Recht!

  • BB
    Bilbur Bestand

    Natürlich. Es ist eben ein verständlicher Standpunkt zu sagen, es ändert doch eh nichts. Und der entspricht dann auch noch der anzunehmenden Wahrscheinlichkeit.

     

    Dennoch: schon allein, dass solche Diskussionen angeregt werden, dass ein oder zwei Leute anfangen über Dinge nachzudenken, von denen sie vorher dachten, sie beträfen sie nicht. Oder dass sogar in den Medien über solche "Utopien" berichtet wird. Das alles bringt etwas, wenn auch noch nicht genug, um wirklich was zu verändern.

     

    Aber glauben Sie zB. es hätte in Deutschland jemals dieses Lippenbekenntnis zum Atomausstieg gegeben, wenn nicht Jahr ein, Jahr aus tausende Aktivisten die deutschen Medien darauf aufmerksam gemacht hätten, dass da was nicht stimmt?

     

    Und noch etwas: wenn man sich eben nicht auf die Ebene der Extremisten herablassen will, sondern versuchen möchte mit demokratischen, humanen Mitteln positive Veränderungen zu erreichen, wie denn bitte dann sonst, wenn nicht über "positive Propaganda"?

     

    In diesem Sinne:

    Bravo, Attack.

  • C
    Chango

    Schoene Aktion, waere interessant mal ein paar Lesereindruecke der "Zeit" einzuholen. Zum Wahrheitspruefer: Solche Kommentare finde ich ueberhaupt nicht hilfreich. Da kann man sich gleich die Kugel geben. Natuerlich sind wir nicht rational (waer ja auch schlimm), aber es geht doch darum, nach vorne zu kommen und das kann auch in kleinen Schritten passieren.

    Salud

  • J
    jakob

    ...mit der einstellung natürlich nicht, nein...

    Ich habe sehr oft menschen erlebt, die es abgelehnt haben, sich an veränderungsversuchen zu beteiligen mit der begründung: "ich finds gut, aber das bringt nichts, da machen zu wenige mit." Hinterher haben sie gesagt: "Seht ihr, ich hab euch ja gesagt dass zu wenige mitmachen!" Und weil das alle sagen, machen tatsächlich immer zu wenige mit... rational ist das in der tat nicht.

  • DI
    der Idealist

    Du scheinst 5000 Jahre in die Zukunft blicken zu können, vielleicht solltest Du Deine Dienste der Bundesregierung zur Verfügung stellen. Ich weiß nicht, was was bewirkt und was nicht, aber die Menschen ändern sich, die Welt ändern sich, von daher ist jede kleine Aktion und jeder kleine Schritt begrüssenswert, denn "Revolution ist kein kurzer Akt, wo mal irgendwas geschieht und dann ist alles anders. Revolution ist ein langer komplizierter Prozeß wo der Mensch anders werden muss". (Dutschke)

  • H
    homo-novus

    @ Wahrheitsprüfer

    wenn jeder einen solchen defätismus an den tag legt wie sie, dann wirklich nicht, ansonsten bewirkt es ganz sicher etwas und sei es noch so wenig...

  • J
    Joto

    Im Impressum der Attac-ZEIT lese ich "Erstauflage Sa, 21. März 2009: 150.000 Stk. + 100.000 taz-Beilage"

     

    Wäre es nicht ehrlicher gewesen, diesen Umstand mit anzugeben? Stattdessen wird vom Autor Überraschung geheuchelt.

     

    Das hinterlässt einen faden Beigeschmack, beim lesen dieses Artikels (die "neue" ZEIT ist trotzdem super)

     

    ----------

    Anmerkung der Redaktion:

     

    Die attac-Zeit wird in der Tat am 23.3.09 der taz beigelegt. Der Autor des taz-Artikels hatte das mit Absicht nicht erwähnt, um das Projekt nicht zu gefährden.

  • N
    nico

    Wie kann man nur so ohne Hoffnung. Da kann man ja gleich die echte ZEIT lesen.

  • W
    Wahrheitsprüfer

    Ich finde solche Aktionen auch toll, nur werden sie nichts bewirken. Der Mensch ist nicht rational, war er nie, wird er nie. Auch 5000 Jahre später, werden genau die gleichen Probleme da sein. Wird so sein, kann man nicht verhindern. :-D Trotzdem kann man solche Aktionen machen, nur ändern tun sie nichts.