Landesgartenschau II: Oranienburg erfindet sich neu
Mit der Landesgartenschau hat Oranienburg einen Glücksgriff getan - und sein historisches Zentrum zurückgewonnen.
"Es ist einfach schön gerade." Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke ist glücklich. Der 55-Jährige hat sein Jackett abgelegt, die Fenster seines Büros sind Richtung Schlossvorhof geöffnet. Von draußen dringt Sonne herein - und das Klackern und Klopfen der Bauarbeiter, die die letzten Pflastersteine verlegen. "In Oranienburg hat sich etwas verändert", erzählt der SPD-Mann mit dem Stoppelbart. "Die Leute sind wieder stolz auf diese Stadt."
Am Samstag beginnt in der 40.000-Einwohner-Stadt im Norden von Berlin die vierte Brandenburger Landesgartenschau. Für die Mark ein Highlight im Drei-Jahres-Takt, für Oranienburg ist es mehr: Die Stadt hat klammheimlich ihre Graumäusrigkeit abgestreift, ihre barocke Stadtmitte wieder zum Leben erweckt und neues Selbstbewusstsein getankt.
Eine Landesgartenschau der Superlative werde man bieten, verspricht Bürgermeister Laesicke. Sie beginnt gleich neben seinem Amtssitz, dem Oranienburger Barockschloss. "Traumlandschaften einer Kurfürstin" sollen dort entspringen - die Gartenschau ist der Oranienburger Namensgeberin und holländischen Königin Louise Henriette von Oranien gewidmet.
Am Schlosshafen steht Katja Wojak, das Handy am Ohr. Die 25-Jährige mit den kurzen, schwarz gefärbten Haaren und der knallgrünen Hose kommt aus dem Nachbarort Velten und ist eine der Chefgärtnerinnen der Schau. Wojak dirigiert Arbeiter, die Pflanzenstauden aus den anrumpelnden Lkws entladen. "Jetzt kurz vor Pfiff gehts nochmal richtig rund", sagt Wojak. Auf dem Gelände hinter ihr wuseln die Gärtner: ein letztes Pflanzen, Jäten, Heckenbeschneiden.
Die Oranienburger Schau setze auf florale Vielfalt und Historie, erklärt Wojak. Barocke Gärten gibt es, holländische Grachten, historische Obstbaumsorten. Dazu laufen rund 1.500 Veranstaltungen vom barocken Heckentheater bis zur Kroninsignien-Ausstellung. All dies auf rund 30 Hektar Parkgelände, dem bisher größten Brandenburger Gartenschau-Areal.
Eröffnung: Am Samstag um 9 Uhr öffnen die Stände des Brandenburger Agrarverbands. Um 10 Uhr beginnt das Festprogramm auf dem Schlossplatz in Anwesenheit von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD).
Eintritt: Erwachsene bezahlen 70 Euro für eine Dauerkarte und 12 Euro für eine Einzelkarte.
Größe: Mehr als 1.250.000 Blumen, 85.000 Stauden, 390 Bäume, 17 thematische Gartenzimmer und eine Hallenblumenschau sind auf 30 Hektar zu bestaunen.
30 Millionen Euro lassen sich Bund, Land und Stadt das Ganze kosten. Dafür hofft Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) auf mehr als 600.000 Besucher - so viele wie nie. Die Stadt könnte mit ihrem Regional- und S-Bahn-Anschluss auch Hauptstädter locken.
Die Anwohner jedenfalls drücken schon seit Wochen ihre Nasen an den Bauzäunen platt, halten das Blumensprießen mit ihren Fotokameras fest. "Unter den Oranienburgern herrscht eine richtige Euphorie", schwärmt Bürgermeister Laesicke. Hat sich ihre Stadt doch herausgeputzt wie ewig nicht: Das Schloss, zu DDR-Zeiten als Kaserne genutzt und zum Sperrgebiet erklärt, erstrahlt saniert und besucheroffen. Davor: neuer Schlossplatz, neue Schlossbrücke, neue Straßenachse und ein vom Gestrüpp befreites Havelufer mit Flanierwegen. Laesicke strahlt: Dank der Gartenschau habe man Pläne für die nächsten 25 Jahre realisiert. Früher habe Oranienburg ein Aschenputtel-Dasein gefristet, räumt der Bürgermeister ein. "Jetzt haben wir das Herz der Stadt wieder zum Schlagen gebracht."
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