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Kampagne gegen den Knock-out

AUFKLÄRUNG Das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo warnt vor den Gefahren durch K.-o.-Tropfen

Wenn ein Fremder einem ein Getränk ausgibt, sollte man vorsichtig sein. Das empfiehlt das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo. Es will mit einer Informationskampagne über die Gefahren durch K.-o.-Tropfen aufklären. „Wir werden in der Szene oft auf das Thema angesprochen“, sagte der Koordinator der Aktion, Moritz Conradi, am Freitag. Mit einem Faltblatt sowie fünfsprachigen Informationen im Internet wolle man auch den vielen schwulen Berlintouristen praktische Tipps geben, wie man sich schützen könne.

Seit 1995 hat Maneo 181 Fälle von Raub oder Vergewaltigung nach K.-o.-Tropfen-Einnahme erfasst. „Wir gehen aber von 80 bis 90 Prozent Dunkelziffer aus“, erklärte der Leiter der Einrichtung, Bastian Finke. Er betonte, dass K.-o.-Tropfen nicht nur Schwule, sondern auch Frauen beträfen. Wie oft Frauen Opfer werden, sei polizeistatistisch aber nicht erfasst, sagte Harald Kröger, beim Landeskriminalamt Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen.

Verzeichnet werden nur die Angriffe gegen Schwule: Im Schnitt zehn Anzeigen wegen K.-o.-Tropfen gingen jährlich bei der Polizei ein, allerdings nur wegen Raubüberfällen, nicht wegen Vergewaltigungen. Auch diese Fälle sind Maneo durchaus bekannt. Doch die Betroffenen empfänden oft zu große Scham, um die Tat anzuzeigen, so Finke.

Mit K.-o.-Tropfen werden Substanzen wie Liquid Ecstasy oder Ketamin bezeichnet, die – unbemerkt ins Getränk gemischt – das Opfer schlagartig müde machen. Man fühlt sich benommen und willenlos, hat später Erinnerungslücken. Dies nutzen die Täter, um ihr Opfer auszurauben oder es sexuell zu missbrauchen. Je nach Dosierung können K.-o.-Tropfen sogar tödlich sein.

So war es bei den K.-o.-Tropfen-Raubmorden, die voriges Jahr Schlagzeilen machten. Der Prozess gegen den sogenannten Darkroom-Killer Dirk P. aus Friedrichshain wird voraussichtlich am 22. Februar eröffnet.

SUSANNE MEMARNIA

www.maneo.de

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