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die wahrheitDie göttliche Kutsche

Neues aus Westfalen: Wie die Gemeinde Nottuln einmal feierte.

Im Mai des Jahres 1987 begab es sich, dass die dichtbehaarten Bürger des kleinen, verschlafenen Dörfchens Nottuln einmal unvermutet aus ihrem westfälischen Alltag gerissen wurden. Der Alltag der Nottulner besteht seit jeher darin, sich schon am Morgen das ortsübliche Fußpils - ein gewöhnungsbedürftiges Gebräu aus dem, was sich die Nottulner beim jährlichen Füßewaschen unter den langen Zehennägeln hervorschaben, und schwefeligem Brackwasser - sich schon morgens also das ortsübliche Fußpils gleich literweise in die quadratischen Köpfe zu schütten und dabei mit kleinen Stöckchen Reste von Kuhfladen und anderem Unrat aus den groben Profilen der Gummistiefel zu pulen, um daraus Andenken für Touristen zu formen - ungeachtet der Tatsache, dass sich noch niemals auch nur ein einziger Tourist nach Nottuln verirrt hat.

"Nottuln" bedeutet im älteren Sprachgebrauch ungefähr "Ort der etwas anderen Menschen und Tiere", und in der Tat gibt es allerhand seltsame Geschichten von diesem gottverlassenen Fleckchen zu erzählen, wie zum Beispiel die Geschichte der wasserspuckenden Götterkutsche, die sich am 30. Mai des eingangs schon erwähnten Jahres 1987 zutrug.

Es begab sich also, dass an diesem staubigen Samstagnachmittag der Dorfpfarrer Huber, der selbst für einen Nottulner dem Fußpils schon recht ordentlich zugesprochen hatte, nun heilige Anwandlungen bekam und zu Ehren des Nottulner Dorfsymbols - einem alten Strohballen, von dem die Legende ging, Nottulns Gründervater Theodor Hunsteger habe einmal auf diesem Ballen ruhend einen vernünftigen Gedanken gefasst, diesen aber sogleich wieder verworfen - diesem Strohballen also zu Ehren, der vor dem Altar der Dorfkirche lag, wollte Pfarrer Huber eine Kerze entzünden. Da aber seiner nicht mehr ganz sicheren Hand das bereits auflodernde Streichholz entglitt und in den heiligen Strohballen plumpste, nahmen die Ereignisse ihren Lauf.

Die eilig herbeigerufenen Dorfbewohner umstanden staunend den brennenden Strohballen, denn so brennend kannten sie ihr Dorfsymbol noch gar nicht und sie beratschlagten, wie dem zu begegnen sei. Der Dorfweise Jupp Hoffschulte, der vor vielen Jahren einmal beinahe einen Schulabschluss im benachbarten Ort Havixbeck geschafft hatte, wusste zu berichten, dass er dort einmal hatte beobachten können, wie einem Feuer durch eine wasserspuckende Götterkutsche der Garaus gemacht werden konnte. Da jubelten alle Nottulner, sie warfen ihre Gummistiefel in die Höhe, fielen auf die Knie und baten die wasserspuckende Götterkutsche herbei.

Als jedoch das unverständliche Gegrunze, das man in Nottuln für Beten hielt, keine Wirkung zeigte, da beschloss der Bürgermeister Josef Schalau, einen Boten nach Havixbeck zu entsenden, um von dort die göttliche Kutsche zu Hilfe zu holen. Die Wahl fiel auf den Dorfweisen, da dieser die weite Reise in den Nachbarort bereits einmal getan hatte und seither als äußerst weltgewandt galt. Die zurückgebliebenen Nottulner beobachteten sorgenvoll, wie ihr verehrter Dorfstrohballen immer weiter verbrannte. Bald drohte das Feuer mangels Nahrung völlig zu erlöschen. Da hieß der Bürgermeister Schalau seine Bürger, eiligst in ihre Häuser zu laufen, und alles Brennbare, was sie dort fanden, schnell in die Kirche zu tragen und in die Flammen zu werfen, damit das Feuer noch fröhlich lodere, wenn der Dorfweise mit der wasserspuckenden Götterkutsche einträfe.

Und die braven Bürger liefen mit wehenden Sackwämsen eilig hin und her! Sie schleppten Tische und Stühle heran, Decken und Kissen, Besen und Bretter - ihren gesamten brennbaren Hausrat trugen sie herbei und alles warfen sie ins flackernde Feuer. Der Dorfpfarrer Huber schlug vor, bei der schönen Gelegenheit könne man doch auch Hühner bei lebendigem Leibe essen und mit zuckenden Gliedmaßen um die Flammen tanzen, denn er glaubte, irgendwo gelesen zu haben, dass man das bei Feuer eben so mache. Alsbald sah man alle Nottulner mit zuckenden Gliedmaßen munter um die Flammen springen - einzig die Nottulner Hühner verweigerten ihre Teilnahme. Als endlich der Abend kam und das Feuer heruntergebrannt war, da fielen alle Nottulner erschöpft in ihre kotigen Koben und schnarchten so laut, dass man es noch in Münster hören konnte.

Der Dorfweise Jupp Hoffschulte ist nie wieder aufgetaucht.

Seither aber tragen die Nottulner alljährlich am 30. Mai ihr gesamtes Hab und Gut in die Dorfkirche und machen damit ein großes Feuer, das sie mit zuckenden Gliedmaßen munter umspringen.

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3 Kommentare

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  • W
    Wahrheitssucher

    Danke, Taz, für die Wahrheit.

     

    Und: ja, dieser Artikel ist wirklich kreuzdoof, und das ist auch gut so.

     

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  • BG
    Bernd Golisch

    Sehr geehrte Damen und Herren,

     

    als ehemaliger Berliner, aufgewachsen in SW 29, lese ich regelmäßig Ihre Artikel in der taz.

    Was die Artikelschreiberin, ich vermute eine frustrierte Nottulnerin, mit dem obigen Text aussagen, bzw. erreichen will, ist mir vollkommen unklar.

    Ich finde diesen Artikel einfach nur primitiv und doof!

     

    Mit freundlichen Grüßen aus dem schönen Münsterland

     

    Bernd Golisch

  • HH
    Heinrich Hegemann

    Was ist mit der TAZ los? Solche dummen Artikel sind nicht nötig!