Reiseführer für Berliner udn Brandenburger Badestellen: Mit dem Buch an den See
Liebevoll und praktisch: Ein neuer Reiseführer präsentiert mehr als 80 Badestellen an natürlichen Gewässern der Hauptstadtregion. Nur auf Geheimtipps wird verzichtet. Die verdienen ihren Namen eh kaum.
Wenn die Stadt im Sommer heiß und stickig ist, gibt es nichts Schöneres, als in kühle Fluten zu tauchen und sich zu erfrischen. Dabei gibt es in kaum einer anderen Metropolenregion so viele wunderschöne Bademöglichkeiten in sauberen natürlichen Gewässern wie in und um Berlin. Die Vielzahl von Flüssen und Seen hat zwei Vorteile: Erstens verteilen sich die Badelustigen selbst an heißen Wochenenden, so dass es fast nirgendwo unerträglich voll ist. Zweitens gibt es für jeden Geschmack und jedes Bedürfnis das Richtige. Wer es laut und quirlig mag, findet ebenso etwas wie junge Familien, die besonders flache Gewässer mögen. Auch Romantiker, die ihre Ruhe wollen, kommen ebenso auf ihre Kosten wie Architekturfreunde, die in alten Badeanstalten flanieren mögen.
Dem Trescher-Verlag, der sich auf Reiseführer für Osteuropa und Ostasien spezialisiert hat, kommt nun das Verdienst zu, diese Vielfalt der Bademöglichkeiten übersichtlich in einem Buch zu präsentieren. "Baden in und um Berlin. Die schönsten Badestellen" heißt das Werk, das in diesem Jahr erstmals erschienen ist. Die Autorin Kristine Jaath beschreibt darin 84 empfehlenswerte Badestellen, die sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Auto erreichbar sind. Dabei beschränkt sich Jaath auf die nähere Umgebung Berlins, wo man die meisten Orte innerhalb einer Stunde erreicht. Weiter entfernte Seen - etwa der Werbellinsee oder der Ruppiner See - fehlen. Dennoch ist die Auswahl groß genug.
Die Angaben zu den Badestellen sind präzise. Jaaht beschreibt die Vorteile - etwa viel Ruhe, besonders sauberes Wasser oder weicher Sand -, verschweigt aber auch mögliche Nachteile wie den Lärm naher Straßen nicht. Allerdings fehlt bei ihr zumeist die Kategorie Motorbootverkehr, der auf manchen Gewässern stark, auf anderen wiederum verboten ist. Bei den Freibädern gibt Jaath einen vollständigen Überblick über das Angebot an Spiel-, Sport- und Essensmöglichkeiten. Komplettiert werden die Angaben mit Hinweisen zu nahen Restaurants und Sehenswürdigkeiten. Zudem findet man genaue Beschreibungen der Anfahrtmöglichkeiten, sei es mit Bus oder Bahn, Auto oder Fahrrad. Darüber hinaus wartet das Buch mit interessanten, wenn auch wenig überraschenden heimatkundlichen Exkursen auf.
Eines will der Reiseführer ganz bewusst nicht: Geheimtipps geben. Denn diese verdienen meist ihren Namen nicht. Und die Autorin will zu Recht niemanden dazu animieren, schützenswerte Uferbereiche zu zerstören. Sie fordert die Badegäste auch auf, etwaige Eintrittsgelder oder Parkgebühren ohne Murren zu begleichen - oft sind diese Obuli die einzigen Einnahmen, die die Anrainergemeinden für die teure Pflege, insbesondere für die Müllbeseitigung, erzielen können.
Das Buch insgesamt bietet einen liebevollen und praktischen Überblick über die schönsten Badestellen der Region, der allen unternehmungslustigen Berlinern und Berlin-Touristen ans Herz gelegt sei.
Zum Schluss noch vier konkrete Tipps, die dem Buch entnommen und persönlich ausprobiert wurden. Ein Muss für alle Berlin-Besucher ist ein Ausflug zum Strandbad Wannsee - nicht nur des langen Strandes wegen, sondern wegen der sachlichen und großzügigen 1920er-Jahre-Architektur, die damals Tausenden armen Mietskasernen-Berlinern schöne Tage am Wasser ermöglichen sollte.
Für einen kurzen Nachmittags- oder Abendbadeausflug von U5-Anrainern eignet sich der Biesdorfer Baggersee. Er befindet sich nur 100 Meter nördlich vom U-Bahnhof "Biesdorf Süd" und ist von Friedrichshain aus in einer guten Viertelstunde zu erreichen. Die Badegäste erwarten akzeptables Wasser und eine parkähnliche Wiesenlandschaft mit allerlei Spielgeräten.
Für einen schönen Tagesausflug ins idyllische Grün sei der Liepnitzsee im Norden Berlins empfohlen, wo man sogar auf eine Insel übersetzen kann. Einen Tagesausflug in eine hübsche Kleinstadt am Wasser kann man nach Strausberg im Osten Berlins unternehmen. Dort gibt es am Straussee eine schnucklige, hölzerne Badeanstalt und eine elektrische Fähre, die Besucher in ein ausgedehntes Wald- und Seengebiet bringt.
Kristine Jaath: "Baden in und um Berlin". Trescher Verlag, 12,95 Euro
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