Kostenlose Bildung für Kinder: Note ungenügend
Weltweit gehen 72 Millionen Kinder nicht zur Schule. Besonders in Afrika und Südasien ist kostenlose Bildung nicht selbstverständlich. Doch die Lage wird besser.
BERLIN taz | Dass alle Kinder im Grundschulalter zur Schule gehen, ist die Nummer zwei der acht "Millenniumsziele" zur Halbierung der weltweiten Armut bis 2015, die die UNO im Jahr 2000 verabschiedet hat. Sie stellen seither die wichtigste Vorgabe für Entwicklungspolitiker dar. Nach der Hälfte des Weges, so bilanzierte die UNO in ihrem diesjährigen Bericht zum Stand der Milleniumsziele auf Grundlage der letzten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2007, gibt es erhebliche Fortschritte, aber sie geschehen zu langsam.
Demnach gingen im Jahr 2000 85 Prozent aller Kinder weltweit zur Schule, und im Jahr 2007 waren es 89 Prozent. 72 Millionen Kinder in aller Welt genießen heute noch keine Form von Schulbildung. Die Hälfte davon lebt in Afrika südlich der Sahara; von der anderen Hälfte lebt wiederum die Hälfte in Südasien, also hauptsächlich Indien, Pakistan oder Bangladesch.
In Südasien liegt die Einschulungsquote bei 90 Prozent gegenüber 79 Prozent im Jahr 2000; in Afrika war die Zunahme noch höher, von 58 auf 74 Prozent. Dem stehen leichte Rückgänge in Ostasien sowie den Industrienationen gegenüber, die im Jahr 2000 mit jeweils 99 und 97 Prozent Einschulung das Ziel bereits praktisch erfüllt hatten und nun auf 95 und 96 Prozent zurückgefallen sind.
Der Schlüssel zu steigenden Einschulungsquoten ist die Einführung kostenloser Grundschulbildung, was in den letzten Jahren in zahlreichen afrikanischen Ländern geschehen ist und nun auch in Indien ansteht. Wenn allerdings die Investitionen in Bildung nicht zugleich erheblich steigen, ist die Folge eine Überlastung der bestehenden Kapazitäten. Auch die Ausbildung neuer Lehrer wird Jahre dauern.
Die notwendige Erhöhung der Bildungsausgaben in armen Ländern, warnt der UN-Millenniumsbericht, ist durch die Weltwirtschaftskrise gefährdet. Auch ein ungebremst hohes Bevölkerungswachstum erschwere die Verankerung des allgemeinen Zugangs zu Bildung. "Der relativ starke Anstieg der Einschulungsraten in Afrika südlich der Sahara und Südasien trotz starken Bevölkerungswachstums ist daher ermutigend", bilanziert der Bericht. "Doch weltweit sinkt die Zahl der Kinder, die nicht zur Schule gehen, zu langsam und zu uneinheitlich, um das Ziel bis 2015 zu erreichen."
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