piwik no script img

Leicht zu umgehen

VERBOT Ägyptisches Gericht ordnet Sperre für Videoportale an

Ein Verwaltungsgericht in der ägyptischen Hauptstadt Kairo hat gegen Videoportale und Webseiten, die den Film „Die Unschuld der Muslime“ zeigten, eine einmonatige Sperre erlassen. Im September 2012 hatte ein Rechtsanwalt die Sperre beantragt, die nun von den Telekommunikationsunternehmen umgesetzt werden muss. Der islamfeindliche Kurzfilm hatte kurz vor dem Verbotsantrag für heftige Proteste gesorgt. Die Google-Tochter YouTube hatte das Video nach gewaltsamen Auseinandersetzungen für Zugriffe aus mehreren muslimischen Ländern gesperrt. Daraufhin wurde YouTube von Internetaktivisten kritisiert: Dies sei vorauseilender Gehorsam und eine Unterdrückung der Meinungsfreiheit.

Die nun verfügte Sperrung dürfte für die zensurerfahrenen Ägypter allerdings kein großes Problem darstellen: Umgehungstechniken wie Proxy-Server und Onion-Routing-Netzwerke wie TOR können mit wenigen Mausklicks eingerichtet werden, Anleitungen und Software sind auch auf Arabisch verfügbar. Mit solchen Techniken weiß auch der Internetprovider nicht mehr, welche Seite der Nutzer tatsächlich gerade aufruft, die Sperre läuft ins Leere. Von der Sperre betroffen sind also vor allem unerfahrene Nutzer. Ob die verstehen, dass sie nun wegen eines Videos auf viele der großen Videoplattformen gar nicht zugreifen dürfen sollen?

Bereits Ende Januar hatte ein ägyptisches Gericht wegen angeblicher Beteiligung an dem Video gegen US-Prediger Terry Jones in Abwesenheit eine fünfjährige Freiheitsstrafe verhängt, sieben in den USA weilende Kopten wurden im gleichen Verfahren zum Tode verurteilt.

Der Rechtsanwalt Hamed Salem, der das Sperrverfahren angestrengt hat, ist laut AhramOnline bekannt für seine Klagefreude: Er soll auch ein Verfahren zum Entzug der Staatsbürgerschaft gegen die beiden Söhne des Präsidenten Mohamed Mursi angestrengt haben – da diese auch eine US-Staatsbürgerschaft besitzen. FALK STEINER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen