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Frau Doktor geht und klagt

ENDE Annette Schavan gibt ihr Amt auf

BERLIN taz | Es war ein außergewöhnlich emotionales Statement für die sonst so kühle Kanzlerin: „Sehr schweren Herzens nur habe ich den Rücktritt angenommen“, sagte Angela Merkel am Samstag. Annette Schavan sei „die anerkannteste und profilierteste Bildungspolitikerin unseres Landes“. Mit so viel Lob hat die Kanzlerin noch niemanden aus dem Amt entlassen.

Die Universität Düsseldorf hatte der Bundesbildungsministerin wegen „vorsätzlicher Täuschung durch Plagiat“ den Doktorgrad entzogen. Schavan klagt gegen die Entscheidung und begründete damit nun auch ihren Rückzug: „Wenn eine Forschungsministerin gegen eine Universität klagt, dann ist das mit Belastungen verbunden für mein Amt, für das Ministerium, die Bundesregierung und auch die CDU.“

„Der Rücktritt birgt eine gewisse Tragik“, sagte die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt der taz. „Auch wenn ich viele ihrer politischen Ansichten nicht teile: Ich habe Respekt vor der Art, wie Frau Schavan arbeitete. Ihr ging es um die Sache, nicht um ihre Person.“ Dennoch sei der Rücktritt „zwingend notwendig, weil ihr als Bildungsministerin die nötige Autorität gefehlt hätte“.

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen, ein informeller Zusammenschluss, dem unter anderem die Hochschulrektorenkonferenz, die Max-Planck-Gesellschaft und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) angehören, reagierte „mit Bedauern“ auf den Rücktritt der Ministerin. „Ihre Verdienste werden ihre Amtszeit überdauern“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Die Allianz hatte das Vorgehen der Universität Düsseldorf scharf kritisiert und damit innerhalb der Wissenschaftsszene für Verwunderung gesorgt.

Kritik an der Universität Düsseldorf äußerte der ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf. Die Universität habe zwar Zitierfehler festgestellt, aber keinen Beleg für eine vorsätzliche Täuschung erbracht, schreibt der CDU-Politiker in einem Beitrag für die Welt.

Schavans Nachfolgerin wird die bisherige niedersächsische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka. Damit hat sich Merkel gegen eine Proporzlösung entschieden. Im Vorfeld war spekuliert worden, dass Merkel sich für einen Kandidaten aus Nordrhein-Westfalen entscheiden könnte. Nach dem Rauswurf des früheren Umweltministers Norbert Röttgen ist der Landesverband am Kabinettstisch unterrepräsentiert. BERND KRAMER

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