piwik no script img

Schon wieder Probleme mit der Kohle

SCHLOSS Im Baugrund für das Humboldt-Forum wurde Kohle entdeckt, die entfernt werden muss. Kosten sollen dennoch nicht steigen

VON UWE RADA

Diesmal gab es die böse Überraschung nicht erst während der Bauarbeiten, sondern schon vor der Grundsteinlegung. Im Baugrund für das geplante Humboldt-Forum in Mitte wurde bei Probebohrungen Kohle gefunden. „Die Kohlevorkommen müssen nun entfernt werde“, kündigte der Vorstand der Stiftung Berliner Schloss – Humboldt-Forum, Manfred Rettig, am Dienstag an. Dazu seien 1.000 zusätzliche Bohrungen notwendig. Die Zusatzkosten von 450.000 Euro seien in der Finanzierung des Schlosses allerdings enthalten. Der Bundestag hatte 590 Millionen Euro für die Rekonstruktion des Preußenschlosses und die Nutzung als Humboldt-Forum genehmigt.

Dass Manfred Rettig mit dem Kohlefund vor die Presse ging, war wohl ein Moment der Vorwärtsverteidigung. Nicht nur die Preisspirale auf Deutschlands Großbaustellen sorgt derzeit für Gegenwind, sondern auch der Einwurf von Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Der hatte in der Zeit gefragt, warum Deutschland ein Preußenschloss brauche – und gleich die ganze Hauptstadt ins Visier genommen: „Berlin ist groß darin, sich aushalten zu lassen.“

Nutzung des Forums

Manfred Rettig hielt der Kritik vor allem die Nutzung des Baus in Berlins Mitte entgegen. „Wenn der Bau erst mal fertig ist, wird niemand mehr vom Stadtschloss sprechen. Dann ist nur noch vom Humboldt-Forum die Rede.“ In dieses sollen etwa die außereuropäischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz einziehen, darüber hinaus gibt es Räume für Veranstaltungen.

Auch zum Thema Hochtief nahm Rettig Stellung. Am 1. Februar hatte die Stiftung dem Baukonzern nach einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag erteilt. „Wir haben hier keinen Generalunternehmer beauftragt, sondern nur den Rohbau“, verteidigte Rettig die Vergabe. Hochtief war zuletzt in der Kritik, weil der Neubau der Elbphilharmonie in Hamburg nicht vorankommt – und das Prestigeprojekt für Hamburg gerade zum Millionengrab wird. In Hamburg agiert Hochtief als Generalunternehmer und ist damit für den Gesamtbau und die schlüsselfertige Übergabe verantwortlich.

Der erste Spatenstich für den Rohbau soll am 14. oder 15. Mai erfolgen, kündigte Rettig an. Die Hochtief-Niederlassung aus Hannover will bereits Anfang März mit den Arbeiten beginnen, bereits zwei Jahre später sollen sie fertiggestellt sein. Die Kosten sollen etwa 50 Millionen Euro betragen. „Hochtief“, mahnte Rettig an die Adresse des Baukonzerns, „hat ein Image zu verlieren.“ Er gehe daher davon aus, dass das Unternehmen sich an den Zeitplan halte.

Zunächst aber machen sich die Bauarbeiter daran, den Untergrund von der Kohle zu befreien. Die muss weg, damit die Wanne, auf der das Schloss entsteht, auch wasserdicht ist.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen