HU und FU: Den Unis fehlen die Köpfe
Die beiden wichtigsten Unis stehen ohne Präsident da. An der HU fehlt es an internen Bewerbern, an der FU trauen sie sich nicht aus der Deckung. Die Politik des Senats schrecke gute Kandidaten ab, kritisiert die FDP.
Die beiden Berliner Volluniversitäten suchen händeringend nach neuen Präsidenten. Die Humboldt-Universität (HU) musste ihre Präsidentenwahl von Anfang Februar auf den 20. April verschieben. "Der Zeitplan war zu ehrgeizig", sagte Universitätssprecherin Mirja Behrendt. Der bisherige Amtsinhaber, Christoph Markschies, will nicht noch einmal kandidieren, seine Amtszeit läuft allerdings erst Ende des Jahres aus. Aus Universitätskreisen erfuhr die taz, dass zwar mehrere Personen gefragt wurden, diese seien aber nicht bereit gewesen, parallel zu Markschies die Uni zu leiten. Die CDU fordert ihn auf, jetzt schneller den Weg für einen Nachfolger frei zu machen: "Markschies sollte früher abtreten", sagte der CDU-Wissenschaftspolitiker Nicolas Zimmer der taz.
Auch die Freie Universität (FU) hat noch keinen Nachfolger von Dieter Lenzen gefunden, der Ende Februar an die Universität Hamburg wechselt. "Wir brauchen so schnell wie möglich einen Präsidenten oder eine Präsidentin", so der Kuratoriumsvorsitzende Hans-Uwe Erichsen.
Markschies war es an der HU nicht gelungen, das begehrte Elite-Siegel der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern zu erhalten. Der Nachfolger von Markschies sollte früh bestimmt werden, damit dieser bereits das Antragsverfahren für die dritte Stufe der Exzellenzinitiative begleiten kann - die ersten Termine dazu sind bereits im Herbst.
Der CDU-Abgeordnete Zimmer kritisiert: "Wenn der Nachfolger bereits jetzt schon nebenbei an der Humboldt-Universität arbeiten soll, dann schließt das so gut wie jeden externen Kandidaten aus." Solch eine Parallelbesetzung sei keine gute Idee: "Entweder man ist ganz Präsident - oder gar nicht". Dem Kirchenhistoriker Markschies hielt er ein Zitat aus dem Matthäus-Evangelium entgegen: "Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein."
An der FU soll das Präsidium bis Mitte Mai stehen. Gesucht wird laut dem Kuratoriumsvorsitzenden Erichsen eine Person mit wissenschaftlichem Renommee, die sich auch auf Uni-Management versteht und über Kommunikationstalent verfügt. Es müsse jemand sein, der die gesamte Uni auf dem Weg in die Zukunft mitnehmen könne, sagte Erichsen. Ein Professorentitel sei dafür keine Voraussetzung. Ausländer müssen Deutschkenntnisse mitbringen.
Hajo Funke, Professor am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der FU, kann indes keine Krise erkennen. "Es gibt sehr wohl eine ganze Reihe ernstzunehmender Kandidaten - auch aus der FU selbst." Laut Asta werden einem Literaturwissenschaftler und einer Person aus dem Präsidium Ambitionen nachgesagt. Allerdings, so Funke, werden nicht alle Kandidaten auch von allen Kreisen innerhalb der Hochschulgremien unterstützt. Damit spielt Funke auf den Lagerkampf zwischen linksorientierten Kreisen und den Dieter Lenzen nahestehenden Befürwortern eines "Elitekonzepts" an. Funke, der dem ersteren Flügel zuzuordnen ist, wünscht sich von einem neuen Präsidenten vor allem "mehr Kommunikationsbereitschaft und einen transparenteren Führungsstil". Langfristig gehe es um "die Wiederöffnung der Universität gegenüber den Studierenden und einen weniger zentralistisch-autoritären Stil".
Nach Ansicht des FDP-Wissenschaftspolitikers Mirco Dragowski macht der Senat durch seine Politik das Amt der Unipräsidenten weniger attraktiv: "Die Finanzierung ist nicht geklärt, bei der Verhandlung der Hochschulverträge ist der Senat mit den Präsidenten mies umgegangen, und die Kostensteigerungen etwa durch Tarifabschlüsse sind nicht absehbar." Dies summiere sich zu "einer Situation, die gute Bewerber zurückschrecken lassen kann".
HAJO FUNKE, FU-POLITOGE
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