Kommentar Kräftemessen bei Opel: Opels härtestes Jahr
Die Opelaner müssen sich auf schlechte Nachrichten einstellen. Um überleben zu können, müssen Überkapazitäten abgebaut werden. Das wissen inzwischen auch die Mitarbeiter.
M it der avisierten Schließung der Produktionsstätte Antwerpen habe der neue Opelchef Nick Reilly von GM den Beschäftigten von Opel "den Krieg" erklärt, echauffierte sich ein Funktionär der IG Metall. Und der Betriebsratsvorsitzende Klaus Franz drohte der Konzernmutter damit, die Belegschaften würden "keinen Cent mehr" zur Sanierung des Unternehmens beisteuern, sollte das Werk in Belgien tatsächlich dichtgemacht werden.
Aber die Opelarbeiter werden sich ganz sicher nicht auf einen Kampf einlassen, den sie nur verlieren können. Und das nicht nur wegen der "Heeresleitung", die mit ihrer Fixierung auf den Übernahmekandidaten Magna schließlich schon einmal aufs falsche Pferd gesetzt hat.
Die Arbeitnehmer wissen nämlich längst genau: Jahr eins nach der Abwrackprämie wird für ein ohnehin schon angeschlagenes Unternehmen wie Opel das härteste aller Zeiten. Streiks und Blockaden sind da kontraproduktiv. Und die Opelaner haben inzwischen realisiert, dass Überkapazitäten umgehend abgebaut werden müssen, um New Opel das Überleben am Markt zu sichern.
Klaus-Peter Klingelschmitt ist Inlands-Korrespondent der taz.
Die Autofabrik in Antwerpen ist die unproduktivste der ganzen Opelfamilie. Betriebsräte dort monieren schon jetzt die "mangelnde Solidarität" etwa der Bochumer Kollegen, an denen der Kelch noch einmal vorübergegangen ist. In besagten Krieg ziehen will in Bochum also kein Mensch. Und auch die rund 5.000 Ingenieure aus dem technischen Entwicklungszentrum in Rüsselsheim mit Jobgarantie (von GM) haben kein Interesse an einer harten Auseinandersetzung mit dem Mutterkonzern. Den Kollegen in Antwerpen jedenfalls würden Arbeiterführer, die sich nun für gescheite Sozialpläne und hohe Abfindungen einsetzen, mehr nutzen als sinnloses Kriegsgeschrei.
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