Die Wahrheit: Alle heißen Rooney
Es ist in Großbritannien einfach, seinen Namen zu ändern. Zu einfach. Wer mindestens 16 Jahre alt ist, kann sich bei der zuständigen Behörde...
...für 33 Pfund einen neuen Namen aussuchen. Rund 50.000 Briten tun das im Jahr. Es gibt wenige Beschränkungen: Der neue Name darf keine Ziffern, Adels- oder akademische Titel enthalten, er darf nicht vulgär oder blasphemisch sein, und man muss ihn aussprechen können. Donald Duck, One-One-Eight Taxi und Ting A Ling wurden voriges Jahr genehmigt. Ein James-Bond-Fan gab sich den Namen aller 21 Bond-Filme. Er wird das spätestens dann bereuen, wenn er ein Formblatt ausfüllen muss, auf dem nach sämtlichen Vornamen gefragt wird.
Noch mehr bereuen allerdings die Angestellten des Woodside-Wirtshauses in Crewe ihre Namenswahl. Sämtliche 28 Barleute tauften sich vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft offiziell in "Wayne Rooney" um, weil sie glaubten, dass würde dem schlichten englischen Mittelstürmer von Manchester United Auftrieb geben. Sie ließen sich T-Shirts drucken mit dem Schriftzug: "Nenn mich Rooney." Die drei Manager des Pubs änderten ihre Namen in Fabio Capello - nach dem Trainer der englischen Nationalmannschaft.
Die Kellnerin Wayne Rooney, die früher Katie Hyett hieß, glaubt nun, man habe den Spieler dadurch mit einem Fluch belegt, denn er entpuppte sich als größter Versager des Turniers. Ihre Kollegin Wayne Rooney sagt: "Mein Freund ist Fan des FC Liverpool. Seit ich Rooney heiße, schläft er aus Protest auf der Couch." Der Barmann Wayne Rooney, der bisher ein Namensvetter des schottischen Mannschaftskapitäns Darren Fletcher war, meint: "Die Namensänderungen brachten uns eine Menge Aufmerksamkeit ein, und der Laden war stets voll, wenn England spielte." Damit war es aber schnell vorbei. Nun hoffen die Wayne Rooneys aus Crewe, dass ihr Namensgeber in der neuen Saison bei Manchester United zu alter Form zurückfindet.
Der Verein werde zumindest besser abschneiden, als der Lokalrivale Manchester City, glaubt Elvis, der Wahrsager. Das Lokalblatt Manchester Evening News hat ihm zwei Eimer in den jeweiligen Vereinsfarben mit Rindfleisch, seiner Leibspeise, hingestellt. Elvis fiel über den roten United-Eimer her. Elvis ist ein Kurzkrallenotter und lebt im Blue Planet Aquarium. Ursprünglich wollte die Zeitung den Tintenfisch Paul aus Oberhausen für ihr Experiment ausleihen. Schließlich stammt Paul aus der südenglischen Küstenstadt Weymouth und hat seinen Fußballverstand bewiesen, als er die Ergebnisse bei der Weltmeisterschaft korrekt voraussagte. Doch das Transferangebot für das nasse, übersinnliche Tier wurde vom Oberhausener Aquarium abgelehnt.
Elvis muss sich also anstrengen, will er Paul nacheifern. Für 33 Pfund könnte er seinen Namen freilich in "Paul Octopus" ändern. Für "Wayne Rooney" würde er sicherlich einen Preisnachlass bekommen. Aber welcher Otter, der etwas auf sich hält, möchte schon heißen wie jemand, den man täglich gießen müsste, läge sein Intelligenzquotient fünf Punkte niedriger?
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