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SchanzenviertelGeheime Gespräche um Rote Flora

Verhandlungen über den Rückkauf des Stadtteilzentrums durch die Stadt stehen bevor.

Könnte bald wieder der Stadt gehören: die Rote Flora. Bild: dpa

Der Rückkauf des besetzten Stadtteilzentrums Roten Flora vom Event-Investor Klausmartin Kretschmer durch die Stadt könnte schon bald konkrete Züge annehmen. Zurzeit lotet ein Arbeitskreis der schwarz-grünen Koalition Lösungen aus. "Man kommt mit Kretschmer ins Gespräch", sagt die GAL-Abgeordnete Antje Möller. Kommende Woche soll nach taz-Information Altonas Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose (parteilos) mit Kretschmer Gespräche führen. Was Warmke-Rose nicht bestätigen möchte: "Ich habe die Information nicht", sagte Bezirksamtssprecher Niels Fischer gestern.

Altonas CDU-Fraktionschef Uwe Szczesny dagegen bestätigt die anstehenden Verhandlungen: "Es sind Gespräche vorgesehen." Damit solle verhindert werden, dass Kretschmer die Drohung wahrmache, die Rote Flora 2012 räumen zu lassen. "Es ist wünschenswert, dass die Stadt wieder Eigentümerin wird", sagt Szczesny, "und sensibel mit den Nutzern umgeht." Die Federführung der Verhandlungen liege bei der Finanzbehörde.

Nach Informationen der taz ist von der städtischen Liegenschaftsverwaltung der Verkehrswert der Immobilie auf 1,2 Millionen Euro festgelegt worden. "Das kommt nicht von uns", dementiert wiederum Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde. Kretschmer soll dem Vernehmen nach fünf Millionen Euro gefordert haben. Er hatte die Flora 2001 für 370.000 Mark gekauft, um dem damaligen rot-grünen Senat im Wahlkampf eine Räumungsdebatte zu ersparen.

Kretschmer hatte sich verpflichtet, das frühere Varieté-Theater als Kulturzentrum zu erhalten - auch über einen Weiterverkauf hinaus. Zudem war eine Vermarktung der Immobilie ausgeschlossen worden, jeder Erlös über den Verkehrswert hinaus sollte in die Stadtkasse fließen.

In der Roten Flora selbst werden die Verkaufsverhandlungen "gelassen" gesehen: "Wir warten ab."

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2 Kommentare

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  • B
    Boojakasha

    Etwas undifferenzierte Sichtweise auf die Flora und deren Sympathisanten, meiner Meinung nach. Die reine Reduzierung auf gewalttätige Konflikte rund um das alte Theater werden dem Projekt Rote Flora nicht gerecht. Eine undifferenzierte Auslegung, die ihr Hauptaugenmerk nahezu ausschließlich auf die Anomie im Umfeld legt, genügt nicht aus, um von einer fehlenden oder nicht vorhandenen Alternative zu sprechen. Für mich stellt es im Kosumkontext definitiv eine Alternative dar, dass ich regelmäßig, für sehr kleines Geld, fantastische Konzerte sehen kann. Eine wirkliche Alternative zu völlig überteuerte Konzerte in Hamburg. Ob ein Konsens zum Begriff der Alternative allerdings möglich ist, mag ich bezweifeln, dafür bedarf es einer Auseinandersetzung über die Definition des "Normalen", als Ausgang einer "Alternativdebatte".

  • DK
    Dirk Kähler

    Es ist gut, dass mal über dieses Haus gesprochen wird. Ich bin FÜR alternative Stadtmodelle und sympatisiere sehr mit Hausbesetzern, die dem neoliberalen Stadtbild etwas entgegen setzen. Die Rote Flora tut das nicht. Jedenfalls ist das für mich nicht erkennbar. Ich spreche mich ausdrücklich gegen autonome Gewalt aus und ich bin sicher nicht allein und ganz bestimmt kein Prophet, wenn ich vorhersage, dass es in jedem Fall zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Vertretern dieses angeblich so alternativen Stadtteilzentrums kommen wird, wenn es dort zu grundlegenden Veränderungen kommen sollte und zwar so, wie wir es noch nie gesehen haben. Dem und der vergangenen Gewalt kann und darf man sich nicht beugen. Schön wäre es, wenn an dieser Stelle mal wirklich etwas Alternatives entstünde. Etwas mit Strahlkraft und nicht etwas, auf das die neoliberalen Stadtväter und Mütter mit dem Finger zeigen.