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Verseuchtes Speiseeis in HessenAugen auf beim Waffelkauf

Fiese Masse statt leckerem Eis: Bei einer Stichprobe haben hessische Kontrolleure in 13,5 Prozent der Eis- und 72 Prozent der Sahneproben Krankheitserreger gefunden.

"Nicht mit den stolzen Preisen vereinbar": Auslage eines Eiscafés. Bild: ap

FRANKFURT/MAIN taz | Sommer, Sonne, Eiszeit, wie schön. In Hessen allerdings fand das Landeslabor in 49 von 362 Speiseeisproben (13,5 Prozent) diverse und eindeutig zu viele Keime. Bei Sahne aus Aufschlagautomaten in Cafés, Konditoreien und Eisdielen sieht es noch schlimmer aus. Hier waren von den staatlichen Lebensmittelprüfern gleich 94 von 130 Proben beanstandet worden; das sind 72 Prozent.

Die Verbraucher kaum beruhigen dürfte die Auskunft des Landeslabors auf Nachfrage des Radiosenders HR-Info, wonach keiner der nachgewiesenen Keime für den Menschen lebensbedrohlich gewesen sei. Krank machen können sie schon. Und die Dunkelziffer ist hoch: Nicht jeder, der von Durchfall, Magenkrämpfen, Erbrechen oder Kopfschmerzen geplagt wird, sucht auch gleich einen Arzt auf. Zudem lassen sich die einzelnen Symptome auch anderen Krankheitsbildern zuordnen.

"Eklig" sei das alles aber allemal, meint etwa die verbraucherpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion der hessischen CDU, Judith Lannert. Sie moniert zudem, dass die jetzt entdeckten hygienischen Mängel in den Eissalons "nicht mit den stolzen Preisen dort vereinbar" seien. Die Grünen wollen die Namen der "schwarzen Schafe" im Internet angeprangert sehen; die sauberen Lebensmittelproduzenten dagegen sollten mit einem "werbewirksamen "Smiley" ausgezeichnet werden.

Vor knapp zehn Jahren wurden in Hessen im Auftrag der Zeitschrift Ökotest schon einmal 20 Speiseeisproben analysiert. Damals war die Hälfte "hochgradig mit coliformen Keimen belastet". Das Eis hätte nicht mehr verkauft werden dürfen. Ursache für die vielen Keime im Eis ist nach Angaben des hessischen Landeslabors "ein zu sorgloser Umgang bei der Lagerung und der Verarbeitung" der Ware.

Dabei bereiteten verunreinigte "Portionierer" die meisten Probleme. Sie würden häufig nicht unter fließendem Wasser abgewaschen, sondern "mit schmutzigen Lappen nur abgewischt".

Der Vorsitzende des Bundesverbands der Lebensmittelprüfer, Martin Müller, empfiehlt denn auch, sich im Eissalon das Wasserbecken, in dem der "Portionierer" gereinigt wird, genau anzusehen. Und dann auch noch das Personal: "Schwarze Fingernägel, dreckige Schürzen!" Da habe man dann auch große Chancen auf ungesunde Keime im Eis.

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7 Kommentare

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  • E
    Eisschnecke

    Wenn die Eisdealer in ihren Eisdielen mehr für die Keimfreiheit machen würden anstelle aus dem Eis eine Karnevalsfrisur zu zwirbeln dann wäre das vielleicht nicht passiert.

     

    Das Bild jedenfalls zeigt etwas was mir mehr nach einer Perückensammlung der Hellau-Fraktion aussieht als nach einem Genußmittel.

     

    So wird Speiseeis zum Speieis und der EisDealer hat seien Hang zum Panschen unter Beweis gestellt.

  • J
    Joah

    Ich mache (ok wegen allergie :) selbst mein Eis. Mit Sojmilch, Reismilch, Fruchten, Kokos u.s.w. geht das sehr gut. (Recepten aus Buch 'Vegan Scoop').

     

    Aber es müss natürlich so sein das jeder sein Eis aus ein sauberes Geschäft kaufen kann. Und dan Bio und Vegan ;) Für mich luxe ja - aber nur ehrlich und ohne Leid.

  • IN
    Ihr Nam

    Sicher ein Problem fuer die EU! Pruefen wir doch mal in Italien.

  • B
    berta

    Mir ist vor Jahren mal so was von schlecht von gekauftem Eis geworden, dass ich seitdem tatsächlich nie wieder gekauftes Eis gegessen habe.

    Ich musste kotzen, hatte stechende, übelste Darmschmerzen und zum Schluss bekam ich auch noch einen entzündlichen Ausschlag.

     

    Das hat mir so gereicht, das ich gar nicht das Gefühl habe, auf etwas zu verzichten, sondern nur froh bin, so etwas nie wieder zu essen.

     

    An heißen Tagen mache ich mein Eis selbst:

    Aus gekochter Schokolade und Quark oder Joghurt. Schmeckt aber auch mit pürierten Früchten. Besser, billiger, sicherer und vermutlich gesünder.

  • MN
    Mein Name

    Ja, endlich einen Schritt weiter in die Sagrotangesellschaft!

  • J
    Jerzy

    Dazu kommt: Der für die Eisherstellung verwendete "Rohstoff" Kuhmilch ist aufgrund der hohen Keimbelastung und des langen Verarbeitungsweges zum Verbraucher als Hochrisikogenussmittel anzusehen.

    Ich begreife nicht, wie das Inverkehrbringen von Speiseeis aus Kuhmilch und Eiern (Salmonellen etc.) überhaupt genehmigt werden kann. Wieviele Schlaftabletten schlucken Deutschlands Lebensmittelkontrolleure eigentlich vor dem Zubettgehen ?

    Nach Duisburg ist behördenseitig niemand schuld, nach der nächsten Massenepidemie durch verseuchtes Eis natürlich auch niemand. Tolle Wurst, Deutschland.

  • H
    Hape

    Schade ist natürlich mal wieder, daß der Verbraucher nicht gesagt bekommt, WO die Proben mit Keimen belastet waren.

    Also am besten garkein Eis mehr essen oder was ist die message?