Einheitsfeier: Sinnlose innerlinke Differenzen
Die Hingabe, mit der innerlinke Differenzen kultiviert werden, ist sinnlos. So bleibt die Kritik in genau jener Defensive, in der ihre Gegner sie am liebsten sehen.
E s soll alles beschwingt zugehen und locker, irgendwie wie beim Kirchentag oder beim Public Viewing. Wenn es nach den Ausrichtern der zentralen Einheitsfeier geht, dann soll der 3. Oktober kein Tag sein, der Angst macht vor einem neuen Großdeutschland.
In den frühen 90er Jahren, die gekennzeichnet waren von den Pogromen in Mölln oder Lichtenhagen, fürchteten viele genau dies: Ein Deutschland, das sich nicht mehr als die "bessere Alternative" beweisen musste, in dem sich neuer Nationalismus ungezügelt breit machen werde. Entsprechend fiel damals die Reaktion auf die Einheitsfeier aus.
Der Zeitgeist ist heute ein anderer, doch noch immer ist die vermeintlich unverkrampfte Inszenierung der nationalen Einheit vielen ein Anlass zu Skepsis und Kritik. Denn tatsächlich haben die zwei Jahrzehnte auch vieles von dem gebracht, was Kritiker damals kommen sahen: Sozialabbau durch Hartz IV oder die Beteiligung an Angriffskriegen.
Kritik an diesen Dingen zu üben ist prinzipiell eine durchaus mehrheitsfähige Angelegenheit. Menschen zu erklären, warum das Deutschland, das sie feiern werden, eben auch diese Seiten hat, ein sinnvolles Unterfangen. Die Hingabe, mit der innerlinke Differenzen kultiviert werden, ist es hingegen nicht. Sie hat nur ein Ergebnis: Die Kritik bleibt in genau jener Defensive, in der ihre Gegner sie am liebsten sehen.
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