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die wahrheitFee in Feinstrumpfhose

"Es schneit, dann fällt der regen nieder, / dann schneit es, regnet es und schneit; / dann regnet es die ganze zeit, / es regnet, und dann schneit es wieder."

Ror Wolfs bekanntes Gedicht belegte schon vor Jahren die Überflüssigkeit jeglicher Versuche, "das Wetter" (Ulrich Wickert) auch nur ansatzweise exakt vorherzusagen, was freilich nicht zu entsprechender Zurückhaltung der Branche führte. Im Gegenteil: Die Ankündigung niederfallenden Regens zelebriert das Fernsehen, indem es "das Wetter" mit sympathischen Gesichtern und Körpern aufwerten möchte. ARD-Ikonen wie etwa dem zum Strömungsfilm eurythmisierenden Sven Plöger setzt das ZDF die "Wetterfrösche" Gunther Thiersch und Katja Horneffer entgegen - und nicht zuletzt Inge Niedek, die allerdings bei einer Wahl zur "schönsten Wetterfee" leider chancenlos wäre.

Nun zeichnen sich Feen dadurch aus, dass man sich von ihnen etwas wünschen kann, was dann auch in Erfüllung geht - in Sachen Wetter eine heikle Angelegenheit. Doch die Zuseher wollen nicht nur wissen, ob es anderntags sonnig oder wolkig werden wird, sie treiben noch ganz andere Begehrlichkeiten um, wie den "Autor" namens "wandt", der auf der Internetseite fernsehfrauen.de einen ausgefallenen Wunsch äußert: "Suche Bilder und Video von Inge Niedek ZDF Wetter vom 28. 07. 2008 Sie Trug was selten ist ein Kleid und Feinstrumpfhose."

Die Unwägbarkeiten des Wetters wie auch der Erwartungshaltung der Fans sind Inge Niedek wohl bekannt, woraus sie in einem Porträt der Website wortwandel.de entsprechende Konsequenzen hinsichtlich der erforderlichen Berufsqualifikationen zog: "Den Wetterbericht müssen Fachleute machen und auch vortragen." So verfasste "die ehemalige Mitarbeiterin der Lufthansa" ihre Diplomarbeit über "Meteorologische Faktoren bei Flugzeugunfällen unter besonderer Berücksichtigung von kritischen Windverhältnissen", um anschließend ein kommunikatives Verhältnis zum Fernsehpublikum aufzubauen. Das flüssig vorgetragene Ergebnis klingt dann so: "Groß Schauer und Regen ist nicht in Sicht". Die meteorologischen Faktoren bei Sprachunfällen unter besonderer Berücksichtigung von kritischen Studioverhältnissen sind seither täglich Brot und Not der Fachfrau Inge Niedek.

Dass sie Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Komitees für Katastrophenvorsorge ist, feit sie, so wills scheinen, nicht vor einem katastrophalen Umgang mit Syntax und Semantik. Bei näherem Hinhören entpuppen sich ihre Satzansätze jedoch als subtile Emanationen des immens komplexen Wettersystems - sie ist eine Meteorologin und hasst das Ungefähre, weiß aber um das Dilemma ihres Berufsstands: Die Kapriolen des Wetters nämlich "birgen eine gewisse Ungewissheit". Eine Ungewissheit, die ihren Niederschlag dann auch in der Sprache findet. In der Niedekschen Sprache.

Mit wirren Satz- und Sinngebäuden verfertigt Inge Niedek ihre Gedanken beim Reden: "Es wird frostig bleiben von der Temperatur her" oder "Schnee fällt so ab oberhalb 900 bis 1.500 Meter" oder "Im Osten wirds mehr und mehr immer noch Schnee bleiben." Oder doch nicht? Denn: "Aus Westen ziehen Regenwolken ran. Es sind durchweg Regenwolken." Kongenial auch die souveräne Prognose: "Richtung Westen Regen oder auch trocken". Doch einfach nur Regen? Nein: "Im Prinzip Regen". Was die trostlose Diagnose Dauerregen jedoch erträglicher gestaltet: "Im Westen ein paar Schauer. Da kommen dann einzelne Schauer dazu", auch das wirkt weniger niederschmetternd als die Ankündigung unaufhörlichen Gallerns und Fisselns.

Allerdings sind nicht nur die wechselhaften Phänomene des Wetters windelweiche Angelegenheiten, auch die Geografie birgt Tücken: "Ganz Nordeuropa zum Teil wechselhaft" und "Selbst Skandinavien oder auch Finnland 25 Grad." Und wie verhält es sich mit Island, wo wir "um eine Aschewolke fürchten müssen"? Zum Glück und bekanntlich sind die Dinge im Süden, illuminiert vom intensiven Leuchten des mediterranen Firmaments, transparenter: "Man sieht die kühle Luft über dem Mittelmeerraum." Woraus man dann nur erfreut schließen kann: "Südeuropa sieht gut aus." Überhaupt: "Sieht alles ganz gut aus." Wie man es ja auch nicht anders erwarten kann vom Wetter in jenem "Zweiten", mit dem man bekanntlich grundsätzlich besser sieht.

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1 Kommentar

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  • HV
    Henri v. Kleist

    Aber: »wenn eine Vorstellung verworren ausgedrückt wird, so folgt der Schluss noch gar nicht, dass sie auch verworren gedacht worden sei: vielmehr könnte es sein, dass die verworrenst ausgedrückten grade am deutlichsten gedacht werden.«

     

    Mein ja nur.