Tagesschau-App für das iPhone: Es gibt keine App dafür
Die iPhone-App der "Tagesschau" könnte schon längst auf dem Markt sein, wenn die Intendanten wüssten, was das denn genau ist. Nun will man sich erst einmal beraten.
Wenn heute die Intendanten der ARD in der Berliner Dependance des Deutschlandradios zusammenkommen, um ihre Aktivitäten abzustimmen, treffen mit ihnen zwar neun mediale Schwergewichte aufeinander - sie konnten sich zuletzt immerhin pro Jahr auf 5.557.272.174,99 Euro an Gebühren stützen. Doch ein Blick auf ihre Agenda zeigt auch, wie wenig Mumm die öffentlich-rechtlichen Hierarchen bisweilen an den Tag legen.
Neben der Programmierung des Ersten, das noch auf den Amtsantritt von Günther Jauch als nunmehr fünfte Talkgröße des Senders vorbereitet werden muss, steht auch die Handyapplikation (App) der "Tagesschau" auf dem Zettel. An der wird zwar im federführenden NDR in Hamburg bereits seit Mitte 2009 gewerkelt, doch die zunächst für iPhones und iPads entwickelte App lässt noch immer auf sich warten.
Das zuletzt größte Hindernis ist die krass hemmende föderale Struktur der ARD, weil sich die Intendanten auch in dieses Projekt einmischen wollen. Wie zu hören ist, zittern sie noch immer vor dem Aufschrei der Verlage und Privatsender, die schon im Vorfeld fleißig vor der nahenden digitalen Expansion ihrer gebührenfinanzierten Konkurrenz warnten. Aus dem Springer Verlag drang zwischenzeitlich sogar ein Hilferuf, weil man etliche Arbeitsplätze gefährdet sah.
Die Intendanten, die nun alle unbedingt mitreden wollen, haben zunächst gewiss das Richtige getan: Sie haben den sogenannten Dreistufentest abgewartet, mit dem ihre Kontrollgremien die Digitalaktivitäten gecheckt haben. Die App aber wurde von diesem Bürokratiemonster nicht beanstandet. Auch die Rechtsaufsicht, in diesem Fall also die Hamburger Staatskanzlei, meldete abschließend keine Einwände an. Grüner konnte die Ampel da gar nicht mehr werden.
Das aber war im Sommer. Jetzt rieselt schon der Schnee. Und während die Intendanten auf einen günstigen Zeitpunkt warten, an dem mit möglichst wenig Gegenwind aus der Privatlobby zu rechnen ist, bremsen sie ARD-aktuell aus, das mit der Zeit gehen will. So muss "Tagesschau"-Chefredakteur Kai Gniffke ihnen heute erst einmal einen "Ergebnisbericht" vortragen.
Für Gniffke, der sich im Vorfeld nicht äußern wollte, muss das so etwas wie die Hölle sein, versucht er sich doch mit seinem Onlinechef Jörg Sadrozinski allen Klischees zu widersetzen, die in der "Tagesschau" einen unbeweglichen und eingerosteten Tanker sehen - zu erkennen etwa in der Pionierarbeit, die "Tagesschau" als erstes deutsches News-Format konsequent auf internetfähigen Fernsehern zu platzieren.
Das wirklich Erschreckende an diesem Vorgang aber ist, dass sich die Intendanten der ARD mit diesem Thema überhaupt befassen. Das beweist letztlich nur, wie wenig sie von der Sache verstehen: Die App ist nichts anderes als eine Optimierung von tagesschau.de für moderne Mobiltelefone. Wer einen Blick auf die finale Version geworfen hat, der weiß: Dort ist nur das zu sehen, was ohnehin schon im Netz steht - jetzt eben angepasst auf die Darstellung und das Bedienkonzept des iPhones.
Verlegern wie Privatsendern ist es hingegen gelungen, mit ihren üppigen Protesten die Bedeutung der geplanten "Tagesschau"-App großzureden. Und weil auch viele Medienpolitiker technische Kenntnisse vermissen lassen, ist dieses Konzept aufgegangen. Was kommen soll, ist aber alles andere als ein neues Angebot. Je länger die ARD noch damit auf sich warten lässt, desto alberner wird folglich die ganze Nummer. Also los jetzt!
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