fahrpreiserhöhungen: Auf dem falschen Dampfer
Es ist ein Trauerspiel: Kaum wurden im August die Fahrpreise im Personennahverkehr deutlich erhöht, möchte sich die BVG, die eigentlich den Berlinern gehört, im nächsten Jahr schon wieder einen kräftigen Schluck aus der Pulle genehmigen – auf Kosten der Kunden. Dieses Ansinnen hat der Aufsichtsrat des regionalen Verkehrsverbundes jetzt abgelehnt. Aber aufgehoben ist nicht aufgeschoben. Leider.
KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER
Denn das Procedere der Fahrpreiserhöhungen folgt stets demselben Muster: BVG und S-Bahn, die größten Anbieter der Region, fordern kräftige Zuwächse so schnell wie möglich; am Ende werden leicht abgemilderte Preiserhöhungen zu einem späteren Zeitpunkt genehmigt.
Dreist allerdings ist, dass die BVG die jetzige Preisrunde so früh einläutet – war doch der hohe Preisaufschlag im August damit begründet worden, dass dann längere Zeit Ruhe an der Preisfront herrsche. Schließlich sind im nächsten Herbst Abgeordnetenhauswahlen – und die möchte sich kein Senatspolitiker durch höhere Nahverkehrspreise vermiesen lassen.
Das hat nun offenbar auch der neue BVG-Chef Andreas Sturmowski eingesehen. Nicht schon im nächsten Jahr, sondern zum 1. Januar 2007 sollten die Preise steigen, rudert Sturmowski jetzt zurück. Ein Einsehen, auf dem falschen Dampfer zu sein, ist das nicht – sondern pure, allerdings nicht gerade geschickte Taktik. Nach dem Motto: Wenn sich schon vor der Wahl höhere Preise nicht durchsetzen lassen, dann eben ein paar Monate später.
Der neue BVG-Chef knüpft mit seiner Preispolitik direkt an seine Vorgänger an. Schade, etwas mehr Innovation würden sich die Berliner und ihre zahlreichen Gäste schon wünschen. Damit sie sich das im internationalen Vergleich gute Nahverkehrssystem auch leisten können.
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