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FDP kriegt's nicht kleingeredetMaulwurf Metzner soll gehen

Zunächst wollte die FDP an Helmut Metzner festhalten, der Interna an die US-Botschaft verraten hat. Jetzt wird über seinen Abgang aus der Parteizentrale verhandelt.

Guido Westerwellles ehemaliger Büroleiter soll jetzt wohl doch ganz gehen. Bild: reuters

BERLIN taz | Nun soll der Maulwurf gehen: Während die FDP-Spitze nach außen bemüht ist, den Fall Helmut Metzner kleinzureden, wurden in der Partei Gespräche mit einem Anwalt Metzners über die Auflösung seines Vertrages geführt. "Diese Gespräche könnten zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses führen", hieß es am Mittwochvormittag noch. Später wurde es offiziell: Metzner muss gehen.

Durch die Enthüllungen von Wikileaks war letzte Woche herausgekommen, dass eine "gut platzierte Quelle" aus der FDP der amerikanischen Botschaft Informationen aus den Koalitionsverhandlungen übermittelt hatte. Einige Tage später stellte sich Guido Westerwelles Büroleiter in der Parteizentrale Metzner als diese heraus. Zur Zeit der Koalitionsverhandlungen leitete Metzner dort die Abteilung Strategie und Kampagnen, der damalige Generalsekretär Dirk Niebel war sein Chef. Auf die Frage, ob und ab wann Niebel von den Berichten Metzners an die amerikanische Botschaft wusste, antwortete der Entwicklungsminister der taz ausweichend: "Teil seiner Aufgaben war es, Kontakt zu ausländischen Vertretungen zu halten. Diese Aufgaben hat er wahrgenommen", sagte Niebel.

Innerhalb der FDP wurde in den Vortagen betont, Metzner habe nur erweitertes "Zeitungswissen" weitergegeben. Dennoch hätten sich seine Tätigkeiten "im Grenzbereich" des Erlaubten befunden, hieß es. Als Büroleiter Westerwelles wurde Metzner entmachtet, weil er sich nach den Wikileaks-Enthüllungen nicht frühzeitig als Informant geoutet hat und es damit an Vertrauen fehle.

Dass Metzner nun entgegen früheren Äußerungen die Parteizentrale verlassen soll, liegt an seinen öffentlichen Äußerungen vom Wochenende. In der Bams hatte er gesagt, er müsse seine "Existenz sichern", deshalb habe er einen Anwalt eingeschaltet. Das hat die FDP-Spitze vergrätzt. Die Entscheidung ist indes umstritten. Aus Parteikreisen heißt es, die Entscheidung sei "eine Sauerei". Metzner sei unschuldig fallen gelassen worden.

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