Abschluss der Consumer Electronics Show: Schöner kopieren mit "Ultraviolet"
Zum Ende der Elektronikmesse CES haben Medienkonzerne und Technikfirmen ein neues Kopierschutzverfahren vorgestellt. Es soll das Chaos lichten.
Wer im Netz legale Videos kauft, hat es nicht leicht. Egal ob man sich einen Film auf Download-Seiten oder auf hochauflösenden Blu-ray-Scheiben besorgen - Ärger über technische Einschränkungen wegen Kopierschutzmaßnahmen gehört häufig dazu. "Digital Rights Management" (DRM), auf Deutsch: digitales Rechtemanagement, nennt sich die Nervensäge. Sie sorgt dafür, dass man Blu-rays unter Umständen auf bestimmten Geräten nicht wiedergeben kann, weil weitere Kopierbeschränkungen fehlen - oder Videos nur auf Windows-PCs laufen, nicht aber auf Linux-Maschinen.
Zum Ausklang der Elektronikmesse CES haben Hollywoodstudios in Verbindung zusammen mit Technikherstellern nun Abhilfe versprochen. Ein neuer Standard namens "Ultraviolet" soll es richten. Dabei handelt es sich um eine Art Metakopierschutz: Ein DRM-Verfahren, dass es erlauben soll, einen einmal gekauften Film in andere Formate umzuwandeln. Beteiligt sind unter anderem Microsoft, Hewlett-Packard, Sony, Panasonic und Samsung.
Drei Jahre lang haben die Firmen über die Technik hinter Ultraviolet diskutiert. Mitte des Jahres soll das Projekt in den USA starten, noch vor dem Weihnachtsgeschäft sollen erste europäische Märkte folgen. Man wolle den Nutzern das Gefühl geben, dass sie digitale Inhalte "besitzen", sagte ein Manager von Sony Pictures auf der CES. Lizenzrechtliche Änderungen soll es nicht geben, aber technische. Dank Ultraviolet sei es sicher, dass einmal gekaufte Inhalte auch auf Geräten späterer Generationen liefen.
Damit das funktioniert, müssen sie mit dem Ultraviolet-Logo ausgestattet sein, ebenso wie das Empfangsgerät - Fernsehbox oder Computer. Kunden können sich einen Account bei einem Zentralserver besorgen, wo der Film über einen Zahlencode registriert wird. Der Server gibt dann Zugriff auf einen "digitalen Schrank", aus dem maximal sechs Personen pro Haushalt bedienen können. Inhalte sollen auf allen registrierten Geräten - bis zu 12 sind erlaubt - wiedergegeben werden können. Ein auf DVD gekaufter Film kann so auch auf der Spielkonsole Xbox per Streaming angesehen werden. Auch wer unterwegs ist, soll nicht verzichten müssen, zumindest, wenn das Hotel am Ferienort an Ultraviolet angeschlossen ist.
Wo geplant wird, sind Probleme nicht weit. Noch sind nicht alle großen Unterhaltungs- und Computer-Firmen am Ultraviolet-Verfahren beteiligt - Apple und Disney fehlen beispielsweise. Außerdem könnten die eingesetzten Prüfserver zum Problem werden, bei denen sich Nutzer stets anmelden müssen, bevor sie Inhalte von einem Gerät zum anderen übertragen dürfen. Sollte das System eines Tages aufgegeben werden, stünden Käufer mit leeren Händen da: Erworbene Inhalte wären auf immer und ewig auf einzelnen Geräten "eingesperrt".
Beispiele dafür gibt es aus der Vergangenheit genug. Musikangebote großer Player wie Microsoft oder Yahoo ließen sich nach der Abschaltung der zugehörigen Infrastruktur plötzlich nicht mehr nutzen. Kein Wunder, dass beispielsweise Bibliotheken die Inhalteanbieter auffordern, ihnen Materialien stets auch kopierschutzfrei zur Verfügung zu stellen, damit die Archivierung gesichert bleibt und nicht eines Tages ausfällt.
Die vielgescholtene Musikindustrie zeigt indes, wie es auch anders gehen kann: Sie hat Bemühungen zum flächendeckenden Kopierschutzeinsatz bei Downloads bereits im Jahr 2009 sang- und klanglos aufgegeben. Seither kann man bei iTunes und Co. Musik kaufen, die auf fast jedem Gerät läuft und beliebig oft übertragen werden kann. Angst, dass Songsnicht mehr verfügbar sind, weil ein Sicherheitsserver abgedreht wird, müssen Kunden seither nicht mehr haben.
Allein ein Wasserzeichen lässt Rückschlüsse auf den Käufer zu, falls dieser unrechtmäßige Kopien anlegen sollte. Die Hollywoodstudios wollen sich dagegen nicht vom nutzerfeindlichen DRM verabschieden, obwohl auch hier das Anlegen von Schwarzduplikaten längst endemische Maße angenommen hat - auch in hochauflösender Qualität, Breitbandleitungen machen es möglich.
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