Ermittler sprechen von Einzeltäter: Moscheen-Brandstifter gefasst
Nach mehreren Anschlägen auf Berliner Moscheen hat die Berliner Polizei einen Mann festgenommen. Hinweise auf politische Motive liegen derzeit nicht vor.
BERLIN dpa | Das Motiv des mutmaßlichen Moscheen-Brandstifters von Berlin ist weiterhin unklar. Bei dem am Freitag festgenommenen Mann gebe es keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund oder auf Verbindungen zu einer extremistischen Gruppierung, sagte am Sonntag eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Im Raum stehe die Vermutung, dass der 30-Jährige psychische Probleme habe und seine Taten mit dem "Wunsch nach Aufmerksamkeit" zu tun hätten. Die Ermittler halten ihn für einen Einzeltäter.
Nach mehreren Brandanschlägen auf Berliner Moscheen war der Mann im Stadtteil Britz gefasst worden. Laut Staatsanwaltschaft gilt er in vier Fällen als dringend tatverdächtig - unter anderem bei dem Anschlag auf die Wilmersdorfer Ahmadiyya- Moschee vor zwei Wochen. Darüber hinaus habe er aber auch mehrere weitere Attacken auf islamische Gotteshäuser gestanden. Am Samstag wurde deshalb ein Haftbefehl erlassen.
In den vergangenen Monaten waren mehrere Berliner Moscheen das Ziel von Brandanschlägen. Allein viermal traf es die Sehitlik-Moschee am Neuköllner Columbiadamm, die größte Moschee der Hauptstadt. In sämtlichen Fällen gab es nur geringen Sachschaden. Menschen wurden nicht verletzt.
Die Ermittler waren dem 30-Jährigen durch einen kopierten Artikel der Berliner Boulevardzeitung B.Z. auf die Spur gekommen. Deshalb waren am Freitag auch die Redaktionsräume des Blattes durchsucht worden. Der B.Z. zufolge hatte der Brandstifter an mehreren Tatorten die Kopie eines Artikels hinterlassen. Dieser habe die Ermittler dann zu einem Farbkopierer in der Redaktion geführt, weil das Gerät - wie bei modernen Kopierern üblich - eine für Nutzer unsichtbare Signatur hinterlassen habe.
Den Angaben zufolge hatte eine Mitarbeiterin die Kopie angefertigt und an einen Mann geschickt, der um diesen alten Artikel gebeten hatte. So stieß die Polizei auf den 30-Jährigen, der schließlich in der Nähe des U-Bahnhofs Blaschkoallee festgenommen wurde.
Bislang war er der Polizei nie aufgefallen, weder durch Straftaten noch durch extremistische Aktivitäten. Seine Nachbarn beschrieben ihn in mehreren Zeitungen als verhaltensauffällig. Er soll sich etwa wiederholt am offenen Fenster seiner Wohnung ausgepeitscht haben.
Die Anschlagsserie auf die Moscheen hatten Ende 2010 eine erregte Debatte ausgelöst. Nicht nur Parteien und islamische Organisationen verurteilten die Brandstiftungen, sondern auch der Zentralrat der Juden in Deutschland. Dessen Präsidentin Charlotte Knobloch sah die Taten als Indiz für ein Erstarken rechtsradikalen Gedankenguts.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um Termin für Bundestagswahl
Vor März wird das nichts
Bewertung aus dem Bundesinnenministerium
Auch Hamas-Dreiecke nun verboten
Energiepläne der Union
Der die Windräder abbauen will
Einigung zwischen Union und SPD
Vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar
SPD nach Ampel-Aus
It’s soziale Sicherheit, stupid
Wirbel um Berichterstattung in Amsterdam
Medien zeigen falsches Hetz-Video