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Hinter den KulissenWie der aktuelle Polizeiruf entstand

Am Sonntag läuft der Polizeiruf "Feindbild". Unser Autor hat die Produktion ein halbes Jahr begleitet. Ganz wichtig: das Drehbuchprobelesen beim Regisseur am Küchentisch.

Ein spezielles Ermittlerduo: Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Alexander Bukow (Charly Hübner). Bild: ndr

Eoin Moore hasst Tage wie diese. Es ist zwar erst acht Uhr früh, August 2010, aber der Regisseur weiß es schon jetzt. „Der späte Wurm entkommt dem frühen Vogel“, steht auf seinem T-Shirt. „Technische Motivbesichtigungen wären ein Grund, den Job aufzugeben“, sagt Moore und steigt trotzdem in den Kleinbus. Hilft ja alles nichts: „Vertrauen ist gut, Überprüfung ist besser.“ Ganz schön eingedeutscht dieser Ire, der 1988 wegen einer Frau nach Deutschland kam und blieb. Moore, ein chronisch verstrubbelter 42-Jähriger, jobbte zunächst als Gärtner und als Tonmann, ab 1991 studierte er Regie an der dffb, der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin. Bevor er sich dem Fernsehen zuwendete, drehte er Kinofilme wie „Pigs Will Fly“ und „Im Schwitzkasten“.

Vorne auf dem Beifahrersitz telefoniert der Motivaufnahmeleiter seine Kontaktnummern ab, um sicherzugehen, dass die Filmleute nicht vor verschlossenen Türen stehen. Zwischen 500 und 5.000 Euro zahlen Produktionsfirmen Motivgebern pro Drehtag - je nach Größe, Ausstattung und Verdienstausfall.

Bis 18.30 Uhr ist der Tag straff durchgetaktet: Raus ausm Auto, gucken, wieder rein, fahren, raus, gucken, rein - vier Tage dauert dieses Spiel für Moore. Am Tag zuvor haben sie in Rostock die Motive ausgewählt. 18 von 23 Tagen wird das Team wie immer in Hamburg drehen, wo der NDR sitzt und damit die nötige Infrastruktur und qualifiziertes Personal. Alles in Rostock zu drehen würde mindestens 200.000 Euro mehr kosten – angesichts eines Gesamtbudgets von knapp 1,5 Millionen Euro pro Film kann und will der Sender sich das nicht leisten.

Und so wird das Zentrallager eines Duty-free-Shop-Betreibers zum Sitz der fiktiven Firma Geiger Pharma. Der Pragmatismus von Szenenbildner Florian Langmaack erstaunt. Hier "eine schicke Apple-Tastatur" für das Chefbüro, da das Firmenlogo an die Glastür - viel mehr will er nicht verändern. Aus den Teebereitern in der Kantine sollen Laborgeräte werden. „Das muss keinen Sinn ergeben“, sagt er, „nur gut aussehen.“ Eoin Moore hält sich auffallend zurück. „Gesunde Distanz zum Kleinkram“, nennt er das, „es ist ein wichtiges Signal für die Teammitglieder, dass sie autonom arbeiten dürfen.“

Am Abend begrüßt Moore die Hauptdarsteller zur Leseprobe am Küchentisch seiner Eimsbütteler Arbeitswohnung. „Ich will nur, dass sie es weiß? Ich will nicht, dass wir eine Lösung finden, oder?“, fragt Charly Hübner, als sie beim Herzstück des Films ankommen - zumindest, was das schwierige Verhältnis der Figuren Katrin König und Alexander Bukow angeht. Hübner, dieser derb aussehende Mecklenburger Kerl, lotet die feinen Nuancen seiner Figur aus – mit Moores Hilfe. „Die Leseprobe ist richtungsweisend für mich“, sagt Hübner später, "weil ich da die entscheidenden Signale von Eoin bekomme, wo er die Geschichte hinhaben will und was ihm schnuppe ist."

taz

Die Ganze Geschichte über den Polizeiruf und viele andere Texte lesen Sie in der sonntaz vom 5./6. Februar 2011. Jetzt mit noch mehr Seiten, mehr Reportagen, Interviews und neuen Formaten. Die sonntaz kommt auch zu Ihnen nach Hause: per Wochenendabo.

Vor dem Spielen steht das Verstehen - das Einfühlen in die Psychologie ihrer Figuren, den „inneren Film“, wie Hübner das nennt. In der angesprochenen Szene gesteht Hauptkommissar Bukow seiner Kollegin König, aus Angst um das Leben seines Sohns Polizeiinterna preisgegeben zu haben. Der Bösewicht Subocek hatte den Jungen entführt, als Bukow verdeckt gegen ihn ermittelte. König wiederum, vom LKA nach Rostock abgestellt, ermittelt offen gegen Bukow und dessen kriminelle Vergangenheit, die noch Gegenwart sein könnte. So genau wissen das weder König noch die Zuschauer.

Wie es am Set weitergeht, wie im Synchronstudio an den Dialogen gefeilt wird und warum der Hauptdarsteller beim Regisseur im Gästebett pennt, erzählt die Ganze Geschichte der aktuellen sonntaz. Wie der Fall dann ausgeht, sehen Sie am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.

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3 Kommentare

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  • G
    Gross

    Mieseste Krimi-Reihe? Weil es so schwer vorstellbar ist, dass ein Bulle von der Mafia erpresst wird hier in Sauber-Deutschland? Man muss nur wie ich ein paar Freunde im Gastro-Gewerbe haben, um zu wissen, dass diese Clans mächtig sind. Und dass sie das nicht wären, hätten sie nicht auch ein paar Verbindungen zur Polizei.

     

    Und der Polizeiruf Rostock ist weder besonders laut noch besonders leise, die Figuren agieren einfach glaubwürdig, denn schließlich stehen sie oft unter ziemlichem Stress.

  • H
    Hannes

    Einspruch - mit einigen Schwächen (z.B. nicht nachvollziehbares Motiv von Subocek am Ende der Folge) ist das die spannendste und beste Krimireihe im derzeitigen deutschen Fernsehen. Weiter so.

  • S
    Steff

    Ach du meine Güte, diese Krimireihe ist mit Abstand die mieseste deutsche Krimiserie. Da inszeniert einer eine Welt von Dauersress, Dauerschreierei, von Menschen am laufenden Band als Charaktere mit minimaler Frustrationstoleranz, weswegen ständig irrational geprügelt und krakeelt wird. Warum hat dieses Rostock-Machwerk so eine geringe Einschaltquote? Mit Recht! Warum zum Henker promotet ihr solch einen miesen Streifen derart intensiv? Dann lieber mit einem echten Pathologen über die wissenschaftliche Relevanz von Börne diskutieren!