Zusammenlegung von Jugendeinrichtungen: Stintfang auf wackeligen Füßen

Das Haus der Jugend am Stintfang soll mit einer anderen Einrichtung zusammengelegt werden - aus Kostengründen. Dagegen wendet sich eine Initiative.

Und was nun? Am besten zur Hausaufgabenbetreuung. Bild: dpa

HAMBURG taz | Matthias Raschdorf ist sehr wütend. Regelmäßig gehen seine beiden Kinder nach der Schule ins Haus der Jugend am Stintfang, machen dort betreut ihre Hausaufgaben und können danach Inlineskaten, Fußball spielen oder Hip-Hop tanzen. Ein Angebot, auf das die Familie nicht verzichten könne: Beide Eltern sind berufstätig. Und da liegt Raschdorfs Ärger begründet.

Ob seine Kinder ihre Nachmittage auch in Zukunft am Stintfang verbringen können, ist nämlich unklar: Zuerst sollte das Haus der Jugend geschlossen werden, jetzt plant der Bezirk Mitte, es mit der anderen Jugendeinrichtung im Stadtteil Neustadt zusammenzulegen, dem Jugend- und Kulturzentrum Neustadt (JUKZ). Raschdorf ist gegen diese Fusion und engagiert sich deshalb in der Initiative "Stintfang bleibt!".

Die hat nach Raschdorfs Worten schon über 1.200 Unterschriften gesammelt - für ein eigenständiges Haus der Jugend. Für Raschdorf wäre die Zusammenlegung beider Einrichtungen ein fataler Fehler. "Gerade die Neustadt braucht qualifizierte Jugendangebote", sagt er.

Sonst dürfe sich der Bezirk nicht wundern, wenn Jugendliche auch in Zukunft Gewalttaten begehen wie die tödliche Messerattacke am Jungfernstieg vergangenes Jahr. "Eine große Jugendeinrichtung reicht in diesem Stadtteil bei weitem nicht aus."

Vor allem deshalb nicht, weil die Neustadt durch die sechsspurige Ludwig-Erhard-Straße geteilt werde. "Man kann Kindern und Jugendlichen nicht zumuten, dass sie diese große Straße überqueren müssen, um eine Jugendeinrichtung aufzusuchen", sagt Raschdorf.

Bisher decke der Stintfang die südliche Neustadt ab, das JUKZ wiederum befindet sich in der nördlichen Neustadt. Kinder- und Jugendarbeit, sagt Raschdorf, dürfe nicht zentralisiert werden.

Unumstritten ist, dass das JUKZ vergrößert werden muss: Derzeit hat die Einrichtung nur dreieinhalb Zimmer zur Verfügung und ist ständig überfüllt. Weil die Jugendlichen sich zum Teil auch auf der Straße aufhalten, beschweren sich immer wieder Nachbarn. "Wir dachten einfach, wenn das JUKZ sowieso umziehen muss, könnte man bei der Gelegenheit auch gleich beide Einrichtungen zusammenlegen", sagt Sorina Weiland, Sprecherin des Bezirksamts Mitte.

Wegen seiner Größe sei das Haus der Jugend eine der teuersten Einrichtungen der ganzen Stadt. Das stimme, sagt Raschdorf - aber nur, weil auch "Verbände wie die Pfadfinder und private Gruppen" die Räume nutzten. Kinder bräuchten eben Platz.

Nach Angaben des Bezirksamts wird am Standort Stintfang erst dann gerührt, wenn im Stadtteil geeignete Räumlichkeiten gefunden wurden, die bezahlbar und groß genug sind. Aber das gestaltet sich offenbar schwierig: Laut Bezirksamt war die Suche bisher erfolglos.

Und was passiert mit dem prominent gelegenen Gebäude, falls das Haus der Jugend umzieht? Die benachbarte Jugendherberge sei "schon länger an den Räumlichkeiten interessiert", sagt Weiland. Sie unterstreicht, dass vorerst alles beim Alten bleiben werde - mindestens bis zur Wahl am 20. Februar.

Raschdorf befürchtet, dass der Umzug nach der Wahl schnell abgewickelt werden könnte. Am heutigen Montag um 11 Uhr überreicht die Initiative dem Vorsitzenden der Bezirksversammlung Dirk Sielmann (SPD) ihre Unterschriften.

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