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Verunglückter SäuretankerStaatsanwaltschaft untersucht Wrack

Nach der Bergung des auf dem Rhein havarierten Schiffes löst sich der Stau langsam auf. Die Wiedereinführung der Lotsenpflicht ist derzeit aber kein Thema.

Der havarierte Säuretanker ist wieder aufgerichtet worden. Bild: dpa

MAINZ taz | Mehr als vier Wochen lagen Hunderte von Binnenschiffen zwischen Ludwigshafen und Mainz an den Ankerketten. An Montag nun durften die Kapitäne die Motoren wieder anwerfen. Denn der am 13. Januar ganz in der Nähe des Loreleyfelsens verunglückte Säuretanker "Waldhof", der die Fahrrinne "talwärts" blockiert hatte, wurde nach seiner vollständigen Bergung schon am Vormittag in den Loreleyhafen geschleppt und dort an der Mole festgemacht.

Bereits am Sonntag war das mit 2.400 Tonnen Schwefelsäure an Bord havarierte Schiff mit Schwimmkränen aus dem Rhein gehoben, umgedreht und aus der Fahrrinne gezogen worden. Im Verlauf einer ersten Untersuchung des Wracks machten Beamte der Wasserschutzpolizei dann einen grausigen Fund: In einem der leer gepumpten Säuretanks fand sich ein Leichnam. Bei dem Toten, der noch in der Nacht obduziert wurde, handelt es sich um eines der beiden vermissten Besatzungsmitglieder der "Waldhof", einen 63 Jahre alten Matrosen aus Sachsen.

"Technisch-nautische Lehren" aus der Havarie ziehen könne man erst, wenn die Staatsanwaltschaft die Unfallursache ermittelt habe, sagte Florian Krekel vom Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen auf Nachfrage der taz. Allerdings sei seine Behörde, die für 150 Kilometer Rhein zwischen Mainz und Bad Honnef zuständig ist, schon dabei, eine Expertenkommission "für danach" zusammenzustellen. Das Binger Amt betreut den gefährlichsten, weil mit Klippen und Untiefen aufwartenden engsten Abschnitt des Rheins. Pro Jahr kommt es dort zu bis zu 150 Unfällen. Allerdings wird auch der Zusammenstoß von zwei Pkws auf einer Rheinfähre als Flussunfall deklariert.

Die Havarie der "Waldhof" war der bislang schwerste und wegen der latenten Explosionsgefahr auch der gefährlichste Unfall am Mittelrhein. Der Havarist lag ungünstig schräg halb unter Wasser. Dazu kam das Hochwasser, das die Fließgeschwindigkeit des Rheins erhöhte. Dann drohte das Schiff abzurutschen. Zuletzt brach das Bergungsteam das Umpumpen der Säure ab, weil befürchtet wurde, dass die Tanks auseinanderbrechen könnten. Deshalb wurde ein Großteil der Ladung am Ende "kontrolliert dosiert" in den Rhein verklappt, so Innenstaatssekretär Roger Lewentz (SPD). Die Wiedereinführung der auf dem Mittelrhein bis in die 1970er Jahre hinein geltenden Lotsenpflicht sei im Moment aber kein Thema, meint Krekel vom Schifffahrtsamt.

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1 Kommentar

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  • S
    schifferfreund

    Das Unglück hätte höchst wahrscheinlich vermieden werden können, hätte man bei der Konstruktion dieser Doppelhüllenschiffe auf alte, erfahrenen Schiffer gehört. Für sie ist es eine Binsenweisheit, daß ein Längsschott die Kräfte, die das Schiff zum Kentern gebracht haben, um ca. 1/3 reduziert. Man hat bei diesen Konstruktionen bewußt und ohne Not auf den Einbau des Längsschotts verzichtet.

    Die Folgen sehen wir jetzt: 2 Tote und erheblicher Schaden für Rhein, Schiffahrt und Wirtschaft.

    Da kann ich der Staatsanwaltschaft nur sagen: ran ans Werk und fassen Sie die Richtigen!