Oberschulanmeldungen: Berlins Eltern bleiben cool
Der erwartete Run auf die Plätze an den begehrten Gymnasien blieb bei den am Freitag zuende gegangenen Anmeldungen für die Oberschulen aus. Nun folgt der Praxistest für das Losverfahren.
Mit überraschendem Ergebnis ging am Freitag die Anmeldefrist für die neuen siebten Klassen der Oberschulen zuende, die zum ersten Mal den mit der Schulreform eingeführten neuen Anmelderegeln folgte. Nicht mehr der Wohnort, sondern das pädagogische Profil der Schule und die Noten der Bewerber entscheiden nun über die Schulplatzvergabe. Schulen mit zu vielen Anmeldungen verteilen 30 Prozent ihrer Plätze per Los.
Damit hat - jedenfalls theoretisch - jedes Kind an jeder Schule Chancen auf Annahme. Bisher gab bei stark nachgefragten Schulen die Nähe zwischen Wohnort und Schule den Ausschlag.
Dennoch blieb der erwartete Ansturm auf die bislang besonders begehrten Gymnasien und Sekundarschulen aus. 460 Anmeldungen verzeichnet etwa die Sophie-Scholl-Sekundarschule - 600 waren es im Jahr zuvor. Wer hier angenommen werden will, kann sich etwa durch besondere musikalische Fähigkeiten einen Platz in an der Schule erspielen.
Auch das Neuköllner Albert-Einstein-Gymnasium gehört zu den beliebten Schulen: 170 Anmeldebögen gingen hier bis Mitte der Woche ein. 2010 bewarben sich 200 Kinder auf die gut 120 Plätze in den siebten Klassen. Einen leichten Rückgang verzeichnet sogar das seit Jahren sehr nachgefragte Kreuzberger Leibniz-Gymnasium: 210 Bewerber gab es im vergangenen Jahr für vier siebte Klassen mit cirka 130 Plätzen. Im kommenden Schuljahr macht die Schule zwei Klassen mehr auf: Für deren 192 Plätze bewarben sich 202 Kinder.
An allen Schulen mit mehr Bewerbern als Plätze kommt nun das Losverfahren zum Zug. 70 Anmeldungen verzeichnete etwa Jutta Deppner, Direktorin des Kreuzberger Hermann-Hesse-Gymnasiums, bis Mitte der Woche: "Genau wie in den Jahren zuvor." 96 Plätze hat sie zu vergeben: Kommen 97 Bewerber, ist nur den 59 Notenbesten der Platz an der Schule sicher. Den Rest ermittelt das Los. Viele hätten deshalb mit der Bewerbung bis zum Schluss der Frist gewartet, glaubt Deppner: "So haben sie mehr Gewissheit über ihre Chancen."
Nun müssen die Schulen bis zum 18. März prüfen, ob sie alle Bewerber nehmen können. Falls nicht, muss die Schule laut Senatsschulverwaltung "in Abstimmung mit dem bezirklichen Schulamt" das Losverfahren durchführen. Danach verteilen die Schulämter die künftigen SiebtklässlerInnen, die auch dabei leer ausgegangen sind. Dabei werden zunächst die Zweit- und Drittwünsche geprüft. Sind auch diese Schulen voll, wird den Kindern ein Platz an der gewünschten Schulart zugewiesen. Ab dem 8. April sollen dann die Aufnahmebescheide für das kommende Schuljahr verschickt werden.
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