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Demonstrationen in HamburgStadtretter formieren sich

Das Netzwerk "Recht auf Stadt" kündigt Demonstrationen gegen Räumungsambitionen für die Rote Flora und den Bauwagenplatz Zomia an.

Wollen am Samstag wieder auf der Straße tanzen: Demonstranten vom Netzwerk "Recht auf Stadt". Bild: dpa

HAMBURG taz | Mit acht SprecherInnen war das Podium des Netzwerks "Recht auf Stadt" für eine Pressekonferenz eigentlich zu groß konzipiert - es zeigt aber zugleich, dass es stadtentwicklungspolitisch an diversen Orten brennt. Daher werden viele Gruppen gemeinsam am Samstag unter dem Motto "Stadt selbst machen" mit einer Demonstration auf die Straße gehen, die laut Sprecher Frank Möller einen "entschlossenen Charakter" haben werde. Die Kundgebung beginnt um 16 Uhr auf dem Schulterblatt.

Aktueller Anlass der Demo sind die Räumungsdrohungen gegen das besetzte autonome Stadtteilzentrum Rote Flora und den Wilhelmsburger Bauwagenplatz Zomia.

Erst am Wochenende hatte Flora-Eigentümer Klausmartin Kretschmer gesagt: "Ich bin mit der Flora zehn Jahre verantwortlich umgegangen. Diese Duldung kann jederzeit beendet werden." Dem entgegnet Florian Frank von der Flora-Pressegruppe: "Widerstandlos gibts die Flora nicht."

Es gehe aber zurzeit nicht allein darum, Widerstand gegen Räumungsszenarien aufzubauen, sondern "die Chance zu nutzen, in Bewegung zu kommen" und in der Stadt weitere Kontrapunkte zu setzen und die Rote Flora als "Frei- und Störraum" zu erhalten.

Auf eine politische Lösung hofft auch die Gruppe Zomia, über deren Zukunft ein Ausschuss der Stadtentwicklungsbehörde beraten wird. "Der Bedarf für Bauwagenplätze ist da - die vorhandenen Plätze sind alle voll", sagt Marie Holzapfel.

In der Schwebe ist auch die Zukunft des Gängeviertels. Verhandlungen über Rahmenbedingen sind laut Till Haupt bislang gescheitert. "Wir haben immer gesagt, dass es uns nicht nur um Künstler-Ateliers sondern auch ums Wohnen geht." Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) habe bei einem Besuch angekündigt, dass die Gespräche wieder aufgenommen werden.

Umkämpft ist auch weiterhin das abrissbedrohte "Esso Areal" zwischen Kastanienallee, Taubenstraße und Spielbudenplatz auf St. Pauli mit zwei Wohnblocks, einem Gewerberiegel sowie dem Tankstellen-Areal. "Die Häuser sind von höchster Bedeutung für den Stadtteil", sagt Eva Klein von der Initiative "Esso Häuser".

Die Initiative versucht zu verhindern, so Klein, dass durch eine Bebauungsplanänderung unter "Schirmherrschaft der Politik die Interessen der Investoren verwirklicht werden".

Gentrifizierung in Turbo-Geschwindigkeit befürchtet auch die Anwohner-Initiative "Altopia" in Altona. Auf dem Bahnhofsgelände soll das Quartier "Neue Mitte" auf einem 75 Hektar großen Areal entstehen. "Man hätte alles richtig machen können, aber man macht schon wieder alles falsch", sagt Thomas Leske.

Statt behutsam das neue Viertel unter Beteiligung der Anwohner aus den angrenzenden Stadtteilen zusammenwachsen zu lassen, werde hier aus dem "Labor auf einen Schlag" ein "Mittelstandsghetto" unter Regie der Investoren gezeugt.

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6 Kommentare

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  • BB
    @ Bob

    Das Bavaria_Quartier ist komplett vermietet und alle Mieter sind Genossen. Esgibt eine riesen lange Warteliste. Hier wurde bezahlbarer Wohnraum in zentraler Lage geschaffen. Was willst du mehr?

  • T
    Thomas

    ja, bob, habe ich. Geht natürlich nicht mitten in Ottensen. Aber Bahrenfeld hat da gleich um die Ecke schon jede Menge Wohnungen für deutlich weniger Geld. Da hier eine recht hohe Fluktuation herrscht, werden auch immer mal welche frei. Ist natürlich damit verbunden, dass man aktiv sucht und nicht darauf wartet, dass ein Vermieter an die Tür klopft.

  • H4
    Holger 40

    Die GAL, die mit dem Anspruch auftritt, die Gentrifizierung innerstädtischer Viertel verhindern zu wollen, merkt gar nicht, daß ihre MitgliederInnen/WählerInnen zu den VerursacherInnen dieses Problems gehören. In diesem Zusammenhang darf ich den den Yuppies und BoBos meinen Dank dafür auszusprechen, daß sie den Wert meiner ETW in Ottensen innerhalb von 10 Jahren mehr als verdoppelt haben. Meine ETW nutze ich natürlich nicht selbst, da ich angesagte Stadtteile nicht mag. Daher mein Aufruf an alle GALierInnen, GEW-(Ober)StudienrätInnen und sonstige AngehörigInnen des Bionade-Biedermeier: Weiter so!

    Die Aktionen des Netzwerks "Recht auf Stadt" betrachte ich mittlerweile als festen Bestandteil der in Hamburg installierten Party- und Eventkultur wie Hafengeburtstags-Party, Alstervergnügen etc.

  • B
    bob

    @Thomas:

    in letzter Zeit mal eine für Normalverdiener bezahlbare Wohnung gesucht?

    wenn man nicht in der Lage ist 12-15€/m² zu bezahlen ist das durchaus schwierig...während in der ganzen Stadt rund 1,2qm Büroflächen und unzählige Wohnungen (auch in der Hafencity, im Bavaria-Quartier, imj "Hafenpanorama"-Haus,.. ) aufgrund von Wuchermieten und/oder mangelnder Nachfrage leerstehen.

    Hamburg stinkt momentan ganz gewaltig.

    Zum Glück wird der Gegenwind stärker.

  • T
    Thomas

    Bitte rettet eine andere Stadt, diese hier ist nicht in Not.

  • P
    pablo

    Die Polizei ist nicht der Feind und am 1. MAi nicht wieder vor der Flora ins eigene Nest scheissen.....

    "Wir müssen unsere Energien bündeln, notfalls auch mal mit Benzin zündeln!

    Hauptsache dass, die Wut und der Hass die richtigen Ziele finden."