Kolumne Älter werden: Völkerrechtswidrige Mondverschwörung
Sammeltassen, Feuerzeuge und Freizeithemden mit Osama bin Laden? Gibt es alles!
L iebe Altersgenossinnen- und genossen der Generation 50 plus (undogmatisch) links. Sicher haben Sie in dieser Zeitung auch gelesen, dass der Ami den nur mit einem Nachthemd (Standard) bekleideten unbewaffneten Religionsstifter (al-Qaida) Osama bin Laden in seiner Villa nahe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad völkerrechtswidrig abgeknallt hat.
Und dass der Ami unserem Alterskameraden (geb. 1957 oder 1958), der eigentlich Usama ibn Muhammad ibn Awad ibn Ladin hieß - die ihren Karl May (die Orientbände) kennenden Leserinnen und Leser wissen jetzt schon, dass jener Muhammad der Vater vom Osama ist, und der alte Awad sein Opa -, auch noch völkerrechtswidrig das Gesicht weggeschossen hat.
Exkurs: Der ibn Usama bin Laden hat jetzt die USA verklagt, weil die Ermordung seines Pappis ein krimineller Akt gewesen sei. Heiliger Halef! Wo bitteschön muss das dann nach dem Völkerrecht verhandelt werden? In New York (G. Zero) oder in Madrid? In London oder in Bombay? In Nairobi oder …? Exkurs Ende.
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT ist Korrespondent bei der taz für Hessen, Rheinland Pfalz und das Saarland.
Der Ami machte danach noch schnell Fotos vom toten Osama, die er, der Ami, aber nicht herzeigen will. Wahrscheinlich wieder alles verwackelt. Der Ami jedenfalls kippte den Rest vom bin Laden dann einfach von einem auch völkerrechtswidrig vor dem indischen Subkontinent kreuzenden Kriegsschiff ins Meer. Klappe auf - und bin Laden ab zu die Haifische. Tiefseetauchen ist jetzt erste Pilgerpflicht.
Aber ist der weltberühmte Abu Terror wirklich so tot, wie uns der Ami weiszumachen versucht? Kürzlich las ich nämlich irgendwo, dass der angebliche Showdown in Abbottabad von CIA, YMCA und Pepsi in Hollywood in Szene gesetzt worden sei, so wie schon 1969 die Mondlandung.
Der Ami habe in dem von ihm, dem Ami, selbst angezettelten Krieg gegen den Terrorismus halt endlich auch einmal einen finalen Fahndungserfolg vorweisen wollen. Das Spektakel soll in einer vom FBI geleasten Villa am Mulholland Drive mit Laienschauspielern in nur einer Stunde heruntergedreht worden sein. Aber hat nicht die Religionsgemeinschaft al-Qaida den Tod ihres (An-)Führers längst bestätigt? Hä!? Wen interessiert denn das!?
Bin Laden ist doch längst zum Che Guevara für (geistig) Arme hochsterilisiert (L. Matthäus) worden. Das Porträt des (Freiheits-)Kämpfers gegen den US-Imperialismus prangt auf Sammeltassen, Feuerzeugen und Freizeithemden. Interessiert? Gehen Sie online.
Zu jeder Devotionalie gibt es schließlich einen Beipackzettel mit den neuesten Verschwörungstheorien. Oder ins Kino. In "Die Mondverschwörung" von Thomas Frickel. Gefährlich-geschmacklose Dummschwätzer treten darin gleich am laufenden Band auf. Nicht jede(r) hält das bis zum Schluss aus. Doch der Irrsinn habe durchaus Methode, meint der Regisseur. Dranbleiben.
Epilog: Lieber Ami (franz. = Freund). Herzlichen Dank dafür, dass wir von My Generation das noch miterleben durften: Dass der Massenmörder bin Laden endlich in seinen 7. Himmel geschickt wurde. Genau da wollte der islamistische Psychopath letztendlich doch auch immer hin. Hamdulillah!
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