piwik no script img

Syrisch-libanesischer GrenzkonfliktSoldaten verwehren medizinische Hilfe

In der syrischen-libanesischen Grenzstadt Tal Kalach herrschen grausige Zustände. Dort warten viele Verletzte auf medizinische Hilfe. In Daraa wurde ein Massengrab entdeckt.

Rauchwolken über der syrischem Grenzstadt Tal Kalach. Bild: dpa

ISTANBUL/BERLIN dpa/taz | In der syrischen Stadt Tal Kalach warten nach Angaben der Protestbewegung Dutzende von Verletzten darauf, behandelt zu werden. Scharfschützen und Soldaten verhinderten die medizinische Versorgung der von den Sicherheitskräften verwundeten Regimegegner, teilten die Oppositionellen am Dienstag auf ihren Websites mit.

Das örtliche Krankenhaus sei seit dem Sonntag von der Armee besetzt, auf den Dächern seien Scharfschützen postiert. Die Soldaten hätten zudem mehrere Apotheken verwüstet. Mehrere Rekruten hätten sich jedoch geweigert, auf die Bevölkerung zu schießen, und vor den eigenen Truppen die Flucht ergriffen.

Tal Kalach liegt nahe der libanesischen Grenze. Etwa 5.500 syrische Familien aus der Grenzregion hatten in den vergangenen zwei Wochen im Libanon Schutz gesucht, nachdem die Sicherheitskräfte das Feuer auf Demonstranten eröffnet hatten. Seit dem Wochenende sind in Tal Kalach nach Informationen einer lokalen Menschenrechtsorganisation 14 Zivilisten getötet worden.

Die regierungsnahen syrischen Medien meldeten am Dienstag, in der südlichen Stadt Daraa seien am Sonntag fünf Leichen gefunden worden. Die Polizei habe Ermittlungen aufgenommen. Aktivisten hatten am Montag berichtet, auf einem Feld in Daraa sei ein Grab mit mindestens 20 zum Teil stark verstümmelten Leichen entdeckt worden.

Soldaten hätten die Leichen weggebracht. Seit Beginn der Proteste in Syrien am 18. März wurden nach Schätzungen der Organisation syrischer Menschenrechtsbeobachter 761 Zivilisten und 126 Angehörige der Sicherheitskräfte getötet.

Von den syrisch-palästinensischen Demonstranten, die am Sonntag auf dem Golan die Grenze zu Israel überschritten, ist es einem gelungen, bis Tel Aviv vorzudringen. Ein israelischer Polizeisprecher bestätigte am Dienstag, der 28-Jährige habe sich am Vorabend der Polizei gestellt.

Er habe sich seinen Traum erfüllen wollen, das Geburtshaus seiner Vorfahren im Tel Aviver Vorort Jaffa zu besuchen, sagte der Enkel palästinensischer Flüchtlinge über seine gut 200 Kilometer lange Fahrt im Feindesland.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • S
    Stefan

    Ein Besuch des großelterlichen Geburtshauses - welch rührende PR-Story. Ja, gemeine Besatzer und Diebe, diese Israelis.

    Was würde eigentlich passieren, wenn ein junger Israeli einfach so zu dem Geburtshaus seiner Vorfahren gehen würde - in einem beliebigen inzwischen judenreinem arabischen Land. Dort, von wo seine Vorfahren vertrieben wurden? Nur so ein Gedanke.