Frankreich vor dem Viertelfinale: Zeit für ein ganz großes Spiel
Frankreichs Nationalmannschaft geht mit geballter Offensivkraft in das Viertelfinale gegen England. Denn sie haben Marie-Laure Delie – und es ist ihre Zeit.
BERLIN taz | Cece soll halten. Nach der Roten Karte für Stammtorhüterin Bérangère Sapowicz im letzten Spiel der WM-Gruppe A gegen Deutschland wird Céline Deville, Freunde und der Boulevard nennen sie Cece, im Viertelfinale gegen England (9.7., 18 Uhr, ZDF) zwischen den Pfosten stehen.
Ihr kommt in Leverkusen eine wichtige Aufgabe zu. Denn in Frankreich ist man doch ein wenig schockiert über die 2:4-Niederlage gegen die Gastgeber. Vier Tore, so viele Treffer haben die Franzosen schon seit August 2009 nicht mehr kassiert. Da haben sie mit 0:4 gegen Japan verloren. Gerade eben hatten sie ihre Defensive noch über den grünen Klee gelobt, und jetzt das.
Glücklich sind die Französinnen nicht, dass im ersten K.-o.-Spiel nicht die Stammtorhüterin hinter der verunsicherten Abwehr stehen wird, sondern Deville. Die kennt diese Situation schon. Bei der EM in Finnland 2009 ersetzte sie im Viertelfinale die als Nummer eins gestartete Sarah Bouhaddi, nachdem sich diese im Training verletzt hatte. An Deville lag es jedenfalls nicht, dass Frankreich gegen die Niederlande im Elfmeterschießen ausgeschieden ist. Nach 120 Minuten stand es 0:0.
Deville bevorzugt ein Spiel von Anfang an
Deville selbst geht gut gelaunt in das Spiel gegen England. Ein Spiel von Anfang an zu bestreiten, findet sie dann doch angenehmer als einen Auftritt nach einer unvorhergesehenen Einwechslung. „Klar muss man immer bereit sein, aber man betritt das Spielfeld, ohne zuvor einen Ball berührt zu haben, und soll dann gleich einen Elfmeter halten“, sagt sie. Schwierig findet sie das, obwohl die 29-Jährige, die in der nächsten Saison für Olympique Lyon spielen wird, auch das schon einmal erlebt hat – im Algarve Cup, nachdem Sarah Bouhaddi vom Platz gestellt worden ist.
Themawechsel. Über Marie-Laure Delie reden sie eh lieber in Frankreich. 23 Jahre als ist die Angreiferin aus Montpellier, 23 Länderspiele hat sie gemacht und dabei 23 Tore geschossen. Und gegen England erwartet Trainer Bruno Bini wieder viel von ihr. „So ist es eben mit Stürmerinnen, hat er gesagt. Es gibt Phasen, da treffen sie nicht, und dann kommt ihre Zeit. Gerade ist die Zeit der Marie-Laure.“ Ihre Bälle soll sie aus dem Mittelfeld bekommen, das vor allem beim Sieg gegen Kanada so spektakulär agiert hat.
„Sie haben Hunger“
Louisa Necib soll anders als im Spiel gegen Deutschland wieder gemeinsam mit Camille Abily für die entscheidenden Ideen sorgen. Zwischen den beiden könnte Gaetane Thiney die Lücken nutzen, die Delie eventuell reißt. „Ich will die beste Mannschaft aufstellen, die wir haben“, sagt Bruno Bini, der Trainer der französischen Auswahl.
Er jedenfalls glaubt an einen offensiven Auftritt der „Mädchen“, wie er seine Spielerinnen zu nennen pflegt. „Sie haben Hunger“, sagt er. Die Niederlage gegen Deutschland hätten sie längst verdaut. „Sie sind wieder da, zurückgeschwungen wie Pendel“. Ganz viel hat er vor. „Es ist gut, was bis jetzt passiert ist, sehr gut sogar“, so Bini. „Am Samstag um 21 Uhr werden unsere 21 Spielerinnen ein großes Spiel verlassen haben.“
Hope Powell, die Trainerin der englischen Auswahl, weiß um die Qualitäten der französischen „Youngsters“, wie sie sagt. In der Tat ist ein Großteil der französischen Spielerinnen 2009 U19-Europameisterinnen geworden. Das sei alles bekannt und könne sie nicht schockieren. „Beide Teams wissen, worum es geht. Sie haben ein paar talentierte Spielerinnen genauso wie wir.“ So einfach ist das.
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