Kommentar Affäre mit einer 16jährigen: Wenn Privates politisch wird
Von Boettichers Affäre ist moralisch fragwürdig und politisch brisant zugleich, denn sie widerspricht den Grundüberzeugungen einer konservativen Partei.
D as Private ist eben doch politisch. Diese Erfahrung müssen Schleswig-Holsteins CDU und ihr designierter Spitzenmann Christian von Boetticher nun machen. Der Grat, auf dem alle Beteiligten wandern, ist jedoch schmal. Unter Journalisten, die oft mehr wissen als sie schreiben, gilt der Grundsatz: Privat bleibt, was nicht juristisch bedeutsam, moralisch fragwürdig oder politisch brisant ist.
Von Boettichers Affäre ist moralisch fragwürdig und politisch brisant zugleich, denn sie widerspricht den Grundüberzeugungen einer konservativen Partei. An Führungskräfte in unehelicher Gemeinschaft hat die Partei sich inzwischen gewöhnt, außereheliche Kinder werden schulterzuckend akzeptiert, die Affären verwitweter Ministerpräsidenten auch.
Selbst an schwulen Regierungschefs stört sich ebenso niemand mehr wie an lesbischen Bundesministerinnen. Aber eine Liaison mit einem minderjährigen Mädchen geht zu weit – zumindest für die CDU und große Teile ihrer Wählerschaft. Die moralisch möglicherweise fragwürdige Affäre zwischen einem erwachsenen, erfolgreichen Mann und einer Heranwachsenden kann deshalb für die CDU nicht tolerierbar sein.
"Soll, kann, darf so einer Landesvater werden?" war die Frage, welche die Partei zu beantworten hatte. Denn an der Spitze braucht sie jemanden, der im Land eine Mehrheit erreichen kann. Und derjenige kann von Boetticher nicht mehr sein.
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