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Occupy-ProtesteMenschenketten gegen Banken

In Frankfurt und Berlin demonstrierten 18.000 Menschen gegen die Vormacht der Finanzmärkte. Sie forderten Steuern auf Finanztransaktionen und Vermögen.

Eingekreistes Parlament: Bei den Occupy-Protesten wurde eine Menschenkette um den Reichstag gebildet. Bild: dpa

FRANKFURT / BERLIN taz | Rund 10.000 Menschen protestierten am Sonnabend in Frankfurt am Main friedlich gegen die Allmacht der Banken. Erstmals rief ein breites Bündnis von Globalisierungsgegnern, Umweltschützern und Gewerkschaften dazu auf, die rund 500 Geldinstitute in den Wolkenkratzern der City zu umzingeln.

Vor dem Haupteingang der Europäischen Zentralbank (EZB) kampieren noch immer die Aktivisten von Occupy. Bereits am Freitagabend hatten sie im Bankenviertel "gegen die Macht der Finanzmärkte" demonstriert und vor der Filiale der Deutschen Bank am Roßmarkt mit Kerzen die Zahl "99" geformt, die symbolisch für die 99 Prozent der Menschheit stehe, deren Leben von nur 1 Prozent fremdbestimmt werde.

Am Sonnabend bildeten die Demonstrationsteilnehmer für rund eine halbe Stunde eine Menschenkette um die Bankentürme. Konkrete Forderungen an die Politik richtete dann auf der Abschlusskundgebung vor der Deutschen Bank der Vorsitzende des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen, Stefan Körzell.

Die Verursacher der Krise müssten jetzt umgehend mit einer Transaktionsteuer belegt und so an deren Kosten beteiligt werden, so Körzell unter dem Beifall der Zehntausend. Zudem sei die Einführung einer Vermögensteuer dringend geboten. Nur ein Prozent Steuer auf Vermögen über 500.000 Euro würde schließlich 20 Milliarden Euro in die öffentlichen Kassen spülen.

Andere Gruppen demonstrierten auf ihre spezielle Art Widerstand. Mitglieder von Attac und Robin Wood etwa seilten sich mit Protestplakaten von einem Messegebäude ab.

Nach den Worten von Occupy-Sprecher Frank Stegmeier soll jetzt breit darüber diskutiert werden, wie man künftig mit den anderen Gruppen aus dem Lager der Globalisierungsgegner und auch den Gewerkschaften weiter konstruktiv zusammenarbeiten könne.

Reichstag von 8.000 Demonstranten umzingelt

Auch in Berlin gelang die geplante Umzingelung des Reichstags und des Bundestagsgebäudes. Um 12.30 Uhr war der Protestzug unter dem Motto "Banken in die Schranken" vom Hauptbahnhof aus aufgebrochen. Die etwa 8.000 Demonstranten waren bunt gemischt: SchülerInnen liefen neben RentnerInnen, verschiedene Organisationen zeigten Flagge.

Dazu gehörten die zur Demonstration aufrufenden Campact und Attac, Parteien wie die Linke und die Grünen, Ver.di und die IG Metall, aber auch die Antifa und der Revolutionär-Sozialistische Bund. "Ich bin hier, weil die Politik sich nicht länger den Finanzmärkten unterwerfen darf", so eine ältere Demonstrantin.

VertreterInnen von Campact und Attac sorgten von Wagen herab und als Fahrradkuriere dafür, dass sich der Kreis um den Reichstag und den Sitz des Bundestags entlang der Heinrich-von-Gagern-Straße auf der einen und des Friedrich-Ebert-Platzes auf der anderen Seite um kurz nach 14 Uhr schloss. Danach zogen die Demonstranten mit Pfeifen, Trommeln und lautem Geschrei weiter zum Brandenburger Tor.

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3 Kommentare

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  • RK
    Rosa Kreuzberg

    An : j.e. s

     

    Tja, doller Vorschlag. Nur : auch Aktivisten müssen

    montags zur Arbeit, weil sie für ihren Broterwerb sorgen müssen, allerdings nicht an den Börsen.

  • S
    Silvia

    kuckst du hier-sehr emotional...dafür geh' ich auch inn' knast...meine kids wissen bescheid-die kommen mich dann besuchen...yeah:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=AShiFl3APQA&feature=player_embedded

  • J
    j.e.s

    Liebe Leute,

    ihr solltet am Montag in der Früh vor den Börsen demonstrieren. Dann wenn die ganzen Geldhaie und Zocker zur "Arbeit" gehen wollen...