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die warheitAlle Tassen in den Klapsmühl-Schränken

Dieser Zeitung war neulich zu entnehmen, dass es in der russischen Sprache die Konstruktion "Ich habe eine Tasse" nicht gibt. Es heißt stattdessen: "Die Tasse ist bei mir." Kombiniere ...

D ieser Zeitung war neulich zu entnehmen, dass es in der russischen Sprache die Konstruktion "Ich habe eine Tasse" nicht gibt. Es heißt stattdessen: "Die Tasse ist bei mir." Kombiniere: Der erste Satz möchte Besitz anzeigen, der zweite beschwört, so habe ich es verstanden, die Flüchtigkeit der Dinge, die Vergänglichkeit des Daseins schlechthin - eine wahre wie triviale Einsicht. Dieser grammatischen Feinheit sann ich eine Weile lang nach.

Diverse Rätsel, Vermutungen, Fragen schlichen sich an. Primo: Die Erwägung, ob mir die Tasse gehört, stellt sich weitaus seltener als die, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe. Von wem oder woher sie stammen, wohin einige entflohen, wie viele lädiert oder zersprungen sind, sei dem Zufall überlassen, dem zur Seite sein Bruder, das Geheimnis, steht, wie der Regisseur Luis Buñuel in seinen Memoiren wachruft.

Ein weiterer Punkt scheint zu sein, wie viele trübe Tassen an dem Ensemble teilhaben. Oder womit sie gefüllt sind, zumal in der russischen Variante: Wodka oder Pfefferminztee? Ist eine Tasse aus feinstem Porzellan, eine andere aus billigstem Plastik? Der Kalauer-Katalog will kein Ende nehmen. Deshalb pirschen wir an den Anfang zurück.

Dass es in den meisten Schränken auf diesem Planeten an Tassen mangelt, damit dürfte man offene Türen einrennen oder, um es amerikanisch zu sagen: "I preach to the choir". Den Wahnwitz hierzulande erwähnte beispielhaft ein Autor, den wir Kirchenchoristen schätzen, fast auf den Tag genau vor 28 Jahren. Am 2. Dezember 1983 schrieb Jörg Fauser an seine Eltern: "Ich glaube allerdings auch, dass diese BRD, betrachtet man sie von außen, z. B. von Thailand, Mittelamerika oder Afrika, manchmal an eine große staatliche Irrenanstalt erinnern muss." Und sieben Jahre später, lässt sich ergänzen, plusterte sie sich auf, die große staatliche Irrenanstalt, per Eingemeindung Ostdeutschlands.

Wie gesagt, es ist nicht die einzige gelegentliche Klapsmühle auf Erden, doch wir beschränken uns an dieser Stelle darauf, da wir hierorts a bissl was mitkriegen, sogar im Hinblick auf die leider nicht geschlossene Psychiatriestation, in der gefährliche Vollidioten und diabolische Typen sinistren Kalküls hausen. Ich meine jene, die vornehm zwar von "genetischen" Bedingungen sprechen, aber "rassische" Unterschiede unter uns Erdbewohnern meinen.

In den Schrank oder in die Schädel dieser trüben Zeitgenossen, die begeistert "Zahlen und Fakten" aus Sarrazins Bestseller zu Rate ziehen, könnte man etwas eingravieren, das wir weiß Gott seit Jahrtausenden wissen und worauf der Genetiker und Autor Albert Jacquard lapidar hinwies: "Die zur Bestimmung von Rassen eingesetzten Methoden sind für bestimmte Arten wie etwa Rinder oder Hunde erfolgreich, für unsere Spezies jedoch stehen sie vor einer Unmöglichkeit, denn die Abweichungen zwischen den Individuen sind so groß, dass sie jede Abweichung zwischen den Populationen unerheblich machen."

Nun denn: Ein Gläschen Wodka oder Rum / Aufs tapfre Individuum.

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1 Kommentar

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  • H
    HCL

    Ich möchte nicht versäumen auf den sog. "genetischen Flaschenhals" (-> Wikipedia) in der Entwicklung des H.sapiens hinzuweisen. Dadurch verliert der Rassissmus jegliche Sinnhaftigkeit, und die Milieutheorie erscheint zutreffender. Wie wenig egoistischer Wettbewerb nahe Verwandten egal welcher Couleur ausstehen kann, zeigen 500 Jahre Adelsherrschaft in Europa und deren Erbfolgekriege um den Besitz der jeweiligen Cousins. Also hoch die Tassen, dann müssen wir sie schon nicht im Schrank belassen!