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Debatte Iran und der WestenDie Brandbeschleuniger

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

Der Konflikt zwischen Teheran und dem Westen kann jederzeit zu einem Krieg im Mittleren Osten führen. Die Folgen wären nicht kalkulierbar.

Die Beerdigung des iranischen Atomwissenschaftlers Mostafa Ahmadi Roshan geriet zu einer Massendemonstration. Bild: reuters

V or wenigen Tagen berichtete die New York Times, US-Präsident Barak Obama habe dem religiösen Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, über geheime Kanäle eine persönliche Warnung zukommen lassen: Sollte Iran die Straße von Hormus für die internationale Schifffahrt sperren, würden die USA die Durchfahrt gewaltsam erzwingen. Mit anderen Worten: Es gäbe Krieg.

Um seine Drohung zu unterstreichen, ist neben der sowieso in Bahrain stationierten 5. US-Flotte bereits der zweite Flugzeugträgerverband zusätzlich auf dem Weg zum Golf, und aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen heißt es, die US Army sei dabei, in Kuwait eine schnelle Eingreiftruppe zusammenzuziehen. Der kleine Bruder Großbritannien ist auch bereits wieder an Washingtons Seite und hat seinen modernsten Zerstörer an den Golf geschickt.

Damit nicht genug: Vergangene Woche explodierte in Teheran wieder ein Auto, in dem einer der am Atomprogramm des Iran beteiligten Chemiker saß. Er wurde, gemeinsam mit seinem Fahrer, durch eine vermutlich vom israelischen Geheimdienst Mossad angebrachte Bombe getötet.

taz
Jürgen Gottschlich

ist Türkeikorrespondent der taz und lebt in Istanbul. 2008 publizierte er das Buch "Türkei. Ein Land jenseits der Klischees". Er bereist und berichtet regelmäßig über die Länder des Nahen und Mittleren Ostens.

Die Beerdigung von Mostafa Ahmadi Roshan geriet zu einer überaus emotionalen Massendemonstration, bei der die USA ebenso wie Israel scharf angegriffen wurden.

Teheraner Machtdemonstration

Schon zuvor hatte Iran selbstbewusst sein militärisches Potenzial zur Schau gestellt: Bei Übungen über die Dauer von zehn Tagen demonstrierten die Marine, die Schnellboote der Pasdaran, die Luftwaffe und die iranischen Raketenstreitkräfte, dass sie angeblich sofort in der Lage wären, die Meerenge am Ausgang des Persischen Golfs zu schließen und so ein Fünftel des gesamten weltweiten Ölnachschubs zu stoppen.

Alles verbale Drohgebärden, wie sie zwischen Teheran und diversen westlichen Hauptstädten seit Jahren zum schlechten Ton gehören, oder steckt dieses Mal mehr dahinter? Es spricht einiges dafür, dass in der jetzigen Situation aus verbaler Kraftmeierei schnell ein ernster militärischer Konflikt werden könnte. Denn es geht nicht nur um einen klar begrenzten Konflikt zwischen den USA und dem Regime in Teheran.

Iran liegt im Zentrum einer Region, in der sich die zunehmenden Spannungen jederzeit in blutigen Auseinandersetzungen entladen können, die alle das Zeug dazu haben, als Brandbeschleuniger in einem Großkonflikt zu dienen.

Dabei ziehen sich die Bruchlinien von Afghanistan bis zum Mittelmeer. In Afghanistan dreht sich seit Beginn dieses Jahres alles darum, wie die USA und ihre verbündeten Nato-Truppen es schaffen können, innerhalb von zwei Jahren aus dem Land zu kommen, ohne dort ein völliges Chaos zu hinterlassen. Denkbar ist dies nur, wenn Pakistan diesen Prozess unterstützt, und danach sieht es überhaupt nicht aus.

Das Land steht kurz vor einem Militärputsch, was die US-Situation östlich des Iran deutlich verschlechtern würde. Zwar gehört der Iran bislang zur Anti-Taliban-Fraktion, doch für eine Politik nach dem Motto "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" bieten Pakistan und Afghanistan in den kommenden Monaten den Hardlinern in Teheran ein weites Betätigungsfeld.

Sunniten gegen Schiiten

Viel brisanter aber ist die Situation an den westlichen und südlichen Grenzen des Iran. In Syrien kämpft das Regime von Präsident Baschar al-Assad ums Überleben. In geopolitischen Machtkonstellationen, völlig jenseits von Menschenrechts- oder Demokratiefragen, ist der Aufstand in Syrien eine sunnitische Rebellion gegen das aufs Engste mit Iran verbündete alawitische Assad-Regime. Die Herrscher in Teheran können Assad nicht fallen lassen, weil dann auch die Hisbollah, ihre schiitischen Verbündeten im Libanon, in Bedrängnis gerieten. Die Hisbollah aber sind die iranischen Fußtruppen gegen Israel.

Weil das so ist, verschärft sich auch im Irak gerade wieder der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten in einem regional gefährlichen Ausmaß. Ermuntert durch Teheran, versucht die Regierung von al-Maliki, die Sunniten an die Wand zu drücken und gleichzeitig das Assad-Regime zu unterstützen.

Das alles ist für die amerikanischen Interessen in der Region höchst abträglich und ruft in Washington unweigerlich jene auf den Plan, die immer noch glauben, militärische Machtdemonstrationen könnten zu politischen Lösungen führen. Dass diese Leute in Israels derzeitiger Regierung einen zuverlässigen Verbündeten haben, macht die Situation für Obama nicht einfacher.

Die Einzigen, die derzeit versuchen, den Konflikt mit dem Iran - aus wohlverstandenem eigenem Interesse heraus - zu entschärfen, sind die Türken. Vor zehn Tagen reiste der türkische Außenminister nach Teheran, und letzte Woche erwiderte der iranische Parlamentspräsident Ali Laridschani den Besuch in Ankara.

Druck statt Verhandlungen

Intensiv bemüht sich die türkische Regierung, die Gespräche über das iranische Atomprogramm, das ja angeblich der Grund für all die Spannungen ist, wieder in Gang zu bringen. Allen Rückschlägen zum Trotz hofft Ankara, nach nunmehr einem Jahr Funkstille eine neue Gesprächsrunde zwischen dem Iran und der "5 plus 1"-Verhandlungsgruppe (Sicherheitsratsmitglieder plus Deutschland) initiieren zu können.

Teheran hat zugestimmt, nach Istanbul zu kommen; von der anderen Seite, die durch die EU-Außenbeauftragte Ashton koordiniert wird, ist bislang nichts zu hören. Stattdessen wollen sich die EU-Staaten bei einem Treffen der Außenminister am 23. Januar dem Ölembargo der USA gegen Iran anschließen. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle findet, dass Teheran "offensichtlich auf Konfrontation setzt und das leider nicht ohne Folgen bleiben kann". Statt zu verhandeln, soll der Druck auf Teheran erhöht werden.

Die deutsche Politik war da schon einmal weiter, als sie gemeinsam mit Frankreich selbst der Regierung unter Präsident Bush Verhandlungen mit dem Iran abrang. Doch die Kriegsgefahr am Golf spielt in Deutschland keine Rolle mehr. Die politische Restenergie, die die Eurokrise noch übrig gelassen hat, wird stattdessen in der "Causa Christian Wulff" verpulvert.

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Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
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13 Kommentare

 / 
  • MA
    Meryem Azimi

    Was die Bemühungen des Westens, angebliche Bedrohungen des Friedens und der Freiheit zu beseitigen gebracht haben, können wir an Millionen Toten in Irak, Afghanistan und jetzt auch Libyen sehen, von all den langwierigen Folgen wie Vergiftung durch Uranmunition ganz zu schweigen. Moralisch haben wir jeden Vorteil lange verspielt und dass es darum geht, Unterdrücker zu stürzen, glaubt doch niemand mehr ernsthaft - oder anscheinend doch, unverständlich, wie man die ewig gleichen Propagandalügen ("Juden ins Meer treiben" "von der Landkarte radieren" - nie gefallene Bemerkungen)noch nachplappern kann. Ob man Iran nun seine friedlichen atomaren Absichten abnehmen will oder nicht - etwas anderes beweisen kann niemand. Man darf sich aber wohl wundern, warum denn jegliche Kompromißangebote auf die Iran sich eingelassen hat, an amerikanischem Widerstand scheitern? Hier setzen sich offensichtlich die Kriegshetzer durch und finden wirklich genug nützliche Idioten - die sicherlich noch nie einen Krieg mitgemacht haben und gerne für diesen plädieren, solange er sich fern von zu Hause abspielt und nur ein paar Iraner trifft, die ja auch noch selber schuld haben. Großzügig übersieht man dabei die Rechte Irans aus dem NPT, Völkerrecht, Seerecht sowieso. Leider sind Stimmen, die diese Politik kritisieren viel zu selten, es gibt sie aber doch, sogar in den USA: http://irananders.de/home/news/article/streitschrift-iran-politik-ist-zu-ueberdenken.html

  • K
    Karola

    Ob es nun Schiieten gegen Suniten oder sonst wen geht, ist hier in diesem Szenario, in dem tüchtig mit dem Säbel gerasselt wird meiner Meinung nach unwichtig, denn auch diese Bevölkerungsgruppen könnten miteinander auskommen, wenn nicht ständig eine gegen die andere ausgespielt würde.

     

    Es geht um die Freiheit der eigenen Länder, die über ihre Geschicke selber bestimmen wollen und nicht bestimmen lassen von günstig gesonnen Ausländern wie USA oder dem Westen.

     

    Es geht auch nicht um das Atomprogramm Irans sondern um Staaten-Bildung nach amerikanischem Muster, wie in den anderen Staaten, Irak, Afghanistan, Libyen.

     

    Westerwelle täte gut daran, sich als Aussenminister Deutschlands einer de-eskalierenden Politik zu widmen, als mit in das Horn der anderen, die immer schon kriegsgeil ihre Junged in Kriegen verbraten haben, zu blasen.

     

    Es ist möglich, miteinander zu reden. Aber aus geostragischen und auch aus größenwahnsinnigen Gründen und Feigheit vor dem eigenen Haus, entwickelt Obama eine Politik, die von Frieden keine Spur mehr zeigt.

     

    Unsere Regierung und Westerwelle, haben die Macht, zumindest zu fordern, dass de-eskalierend verhandelt wird.

  • F
    FeilchenX

    Lieber Hans Lotus,

     

    stehen sie eigentlich in lohn und Brot der Israelis?

     

    Fals nicht: diesen eindruck erwecken Sie dennoch.

     

    Was man eingestehen muss: der Iran hält sich die Möglichkeit der nuklearen Waffentechnologie offenbar weiterhin offen. Das ist aber nur vernünftig, betrachtet man die strategische Lage (eingekreist von "Feinden"). Und letztendlich kann eine nukleare bewaffnung in diesem Fall ja nur defensiven Ansprüchen genügen. jedweder Erstschlag wäre Selbstmord.

     

    Dass aber der Iran mit der "Auslöschung" Israels droht, das ist eine Propaganda-Lüge. Diese dürfte zurück gehen auf das Interview, in dem die verhängnisvollen Worte "von der Landkarte radieren" fielen. Leider wird das aber im Westen stets aus dem Zusammenhang gerissen.

    Die Frage des Reporters damals lautete ungefähr so: Herr Ahmadinedschad, wenn irgendwann in der Zukunft Israel den Iran mit Kernwaffen angreifen würde, um ihr Land von der Landkarte zu tilgen, und der Iran würde zu diesem Zeitpunkt ebenfalls über Kernwaffen verfügen, würden Sie dann nicht Gleiches mit Gleichen erwidern?

    Und die positive Antwort auf diese Frage wird seitdem als Drohung nacherzählt, A. wolle Israel von der Landkarte radieren. Was für ein Blödsinn.

    Abgesehen davon, dass es dem Iran NUR abträglich wäre, einen Krieg gegen israel und die USA als Agressor zu beginnen. Der Iran würde dann nämlich tatsächlich von der Landkarte getilgt werden.

     

    Darüber hinaus, das betrifft den Vorwurf des Terrorismus, sind es wohl kaum die iranischen Revolutionsgarden, die immer wieder innerhalb der Staatsgrenzen des Iran mit terroristischen Mitteln wichtige Menschen liquidieren. Diese zweifelhafte Ehre dürfte ja wohl dem Mossad zukommen.

     

    Stellen Sie sich nur mal vor, was hier in Deutschland los wäre, wenn in zwei Jahren vier wichtige Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kernphysik (oder so) durch Attentate gestorben wären.

  • HL
    Hans Lotus

    @reiner tiroch

     

    - Wer hat bitte bei dem Verhalten des Irans und dem ständigen Fintieren mit der Atom-Kontrollbehörde noch ernsthafte Zweifel daran, dass das Land nach der Bombe strebt?

     

    - Zwischen dem Iran und Israel gibt es einen "kleinen" Unterschied. Der Iran droht mit der Auslöschung eines Landes (Israel) bzw. seiner jüdischen Bevölkerung und unterstützt finanziell und materiell so ziemlich alle Terrorgruppen in der Gegend - Hauptsache es geht gegen Israel. Ein vergleichbares Verhalten findet man auf israelischer Seite nicht; Israel will eigentlich nur in Ruhe gelassen werden.

     

    - Der Siedlungsbau Israels findet auf Gebieten statt, die sie in den vergangenen Kriegen (wo die Aggression immer von den arabischen Nachbarn ausging) erobert hatten. Dieses Land ist also Kriegsgewinn und Israel hat jedes Recht, darauf zu machen was es will. Das wäre genau so, als ob Deutschland halb Polen zurückverlangen würde oder wir den Tschechen vorschreiben möchten, was sie in Böhmen und Mähren zu machen haben. Ein völlig abartiger Gedanke? Ja, sicher - nur warum belästigt man nur ausgerechnet Israel ständig mit solch irrealen Anliegen?

  • RT
    reiner tiroch

    Israel und die USA behaupten einfach, dass der Iran bald die A-Bombe hat was stark bezweifelt werden kann. Ausserdem drängt sich die Frage auf warum der Iran keine haben soll, während andere (Israel) 400 davon hat? israel will doch nur, dass kein Staat um ihn herum irgendwie wirtschaftlich auf die Höhe kommt. oder warum genehmigt sich Israel rotzfrech 1100 illegal gebaute Siedlungen wo die ganze Welt dagegen ist? Wenn nun der Iran zugebombt wird, darf israel auch nichts dagegen haben, wenn andere die 1100 Siedlungen plattmacht, oder?

  • V
    vic

    Nein, ich vergesse die gefährlichen Machtspielchen der zwei Kampfhähne Ahmadinedschad und Obama nicht.

    Doch überdies sollten wir nicht so tun, als wäre mit unserem Bundespräsidenen alles in Ordnung.

    Der ewige Konflikt USA vs. Iran wird nach einem Wahlsieg der Rebublikaner eher verschärft, soviel ist sicher.

    Da vom Westen die Rede ist- ich habe keine Probleme mit dem Iran.

  • HL
    Hans Lotus

    Ja, Herr Gottschlich,

     

    wieviel Zeit und Tricksereien wollen Sie denn Teheran noch zugestehen? Bis das große Ziel - die Vertreibung der Juden in Israel ins Meer - mit Hilfe einer iranischen A-Bombe dann endlich realisiert werden kann?

     

    Und ja natürlich können und müssen letztendlich Konflikte leider manchmal auch militärisch gelöst werden; die Niederwerfung Hitler-Deutschlands und der lang anhaltende Frieden in Mitteleuropa sind beredtes Beispiel dafür.

     

    Und die Türkei sollten Sie lieber nicht als Beispiel für einen geeigneten Vermittler nennen. Die Türkei provoziert Israel, Zypern und Frankreich. Es ist eher so, dass die Türkei des 21. Jahrhunderts mit dem Iran in der Zwischenzeit gut zusammenpasst.

  • D
    daweed

    Warum wollen die Amis nicht Saudi-Arabien (die noch schlimmere Gesetze habe) angreifen?

     

    Weil die schon willige Helfer sind.

     

    Der böse Iran dagegen will über sich selbst bestimmen und das dürfen selbst Amerikaner nicht mehr, siehe NDAA vom Dezember!

  • C
    cyberwatch1

    Leider kann und muß ich in allem Bestätigen das wir uns in einer Situation befinden das es nicht nur bei weiterem verbalem bleibt.Die Iraner bluffen nicht!

    Das sie militärisch unterlegen sind wissen sie gena, aber auch das sie das ganze Gefüge im nahen Osten aus dem Gleichgewicht bringen können auch.

    Wenn die Gemeinschaft den Iran wirtschaftlich an die Wand drängt,und das alles nur durch Israel die Oberhand in der Region zu behalten,werden iraner nicht klein bei geben und es wird ernst werden,sie werden ihre Drohungen Wahr machen !!

  • N
    never!Land

    Ich mache mir derzeit wenig Sorgen um einen solchen Krieg.

     

    Der Nahostkonflikt ist derzeit auf der Achse der weitgehend isolierten Atommacht Israel und der hegemonialen Großmacht Iran gebunden - keiner dieser beiden Akteure kann sich einen Krieg leisten, weil er notwendigerweise in der totalen Vernichtung der eigenen Existenz münden würde; es gibt also ein insofern ähnliches Szenario zum Kalten Krieg.

    Und natürlich gibt es in diesem Kalten Krieg Geheimdienstoperationen, die dem Feind schaden sollen, aber nicht genug Anlass bieten, alles zu riskieren. Das gilt insbesondere für den Mossad, weil Israels nukleares Abschreckungspotenzial deutlich größer ist, als das konventionelle des Iran.

     

    Die wirklich unsichere Komponente sind die USA: Sind die christlichen Fundamentalisten der extremen Rechten, die in den USA längst "die Mitte" bilden, bereit, die ungläubigen Juden zu opfern, um die konkurrierende Großmacht Iran zu schwächen und damit einen neuen Weltkrieg zu riskieren - und ich glaube, das sind sie nicht, weil die finanziellen Risiken für das angeschlagene Imperium zu groß sind.

     

    Nun folgt eine politische Stärkung des Irans, insbesondere durch die politische Delegitimierung seiner Gegner: Die imperialistischen USA und das fundamentalistisch-antimuslimische Israel, welche sich beide vor allem durch ihre "Menschenrechtspolitik" in Misskredit bringen, sowie der Sa'udis durch deren Buckeln vor jenen imperialistischen USA.

    Normalerweise spricht man in der Politik von nützlichen Idioten...im Streit mit dem Islam spielt Israel zum Beispiel gern den nützlichen Idioten der USA...doch benehmen sich die USA und ihre Vasallen derzeit selbst so idiotisch, dass man selbst Obama, jenen kriegstreibenden und per Drohnen mordenden Friedensnobelpreistrager, als nützlichen Idioten Teherans bezeichnen müsste...und das ist es, was mir wirklich Sorgen macht: Dass die anerkannten Verteidiger von "Demokratie" und "Menschenrechten" bald in Peking und in Neu-Delhi zu finden sein werden.

  • Q
    qwertz

    Sehr schöner Kommentar. Danke dafür. was aber etwas untergeht hier ist der wirtschaftlich/strategische Hintergrund, den man zumindest mal unterstellen kann. Dazu zwei Zitate aus Wikipedia (Stichwort: Iran):

     

    "Der Iran stand 2010 mit rund 203,2 Mio. Tonnen gefördertem Erdöl an vierter Stelle der ölfördernden Länder . Das Land verfügt über bekannte Erdölreserven von etwa 18 Mrd. Tonnen (136 Mrd. Barrel) und damit die drittgrößten Erdölreserven weltweit."

     

    "Im Jahr 2005 nahm der Iran mit ca. 80 Mrd. m³ gefördertem Erdgas den siebten Platz der weltweiten Erdgasförderung ein. Mit geschätzten 27 Billionen m³ Erdgasvorräten steht der Iran an zweiter Stelle der weltweiten Erdgasreserven."

  • H
    H.M.

    Danke, Herr Gottschlich, für diesen sehr guten Kommentar.

  • KS
    Kritische Stimme

    Minister Westerwelle muesste vor Gericht geladen werden fuer die Beschaedigung von deutschen Interessen. 1.Die weltweiten Sanktionen von vielen Laendern,darunter Iran,kosten viele Arbeitsplaetze in Deutschland+Europa und beschaedigen den internationalen Handelsruf von Deutschland. 2.Die Oelsanktionen von Iran beschaedigen die Belange der deutschen Autofahrer(ueber 50% der Bevoelkerung) wegen Hochtreibung der Benzinpreise , zu gleicher Zeit bewirken die Sanktionen eine erhoehte Gefahr von Krieg,weil wenn man ein Land dermassen isoliert das man da nicht mehr normal leben kann,muss es zum Krieg kommen,abgesehen von der Etik+Moral die ganz verwerflich ist