Klage gegen den Atomausstieg: Vattenfall will Entschädigung
Vattenfall verklagt Deutschland vor der Weltbank wegen Vernichtung von Vermögen. Der Konzern will sich die Stilllegung seiner AKW versilbern lassen.
HAMBURG taz | Deutschland soll den Atomausstieg rückgängig machen. Das verlangt der schwedische Staatskonzern Vattenfall von der Bundesregierung. In einem Verfahren vor der Weltbank klagt der Energiekonzern gegen das Atomausstiegsgesetz von 2011 und das Kernbrennstoffsteuergesetz von 2010. Beide würden die wirtschaftlichen Rechte Vattenfalls beeinträchtigen.
Das Bundeswirtschaftsministerium hat jetzt nach einer Anfrage der Grünen im Bundestag bestätigt, vom schwedischen Mutterkonzern und seinen deutschen Tochtergesellschaften eine "Notice of Dispute" mit der Aufforderung zur "gütlichen Beilegung" erhalten zu haben.
Dies ist der erste Schritt nach Artikel 26 der internationalen Energiecharta. Weitere Auskünfte zum Verfahren konnte das Ministerium bis Redaktionsschluss nicht geben.
Wenn Deutschland und der Energiekonzern ihren Konflikt nicht bereinigen können, würde das förmliche Verfahren vor dem Internationalen Zentrum für die Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID) der Weltbank in Washington eingeleitet werden.
Eine Million Euro am Tag
Nach der von fast 50 Staaten ratifizierten Energiecharta von 1998 genießen Unternehmen, die im Ausland investiert haben, Rechtsschutz gegen völkerrechtswidrige Maßnahmen des Gastgeberlandes. Dieses kann vor dem Schiedsgericht der Weltbank auf Rücknahme der Maßnahme oder Schadenersatz verklagt werden.
Vattenfall-Sprecherin Sandra Kühberger bestätigte das Vorgehen. "Selbstverständlich" respektiere Vattenfall den politischen Willen zum Ausstieg, so Kühberger. Allerdings möchte der Konzern eine "Entschädigung" für die Vernichtung von Vermögenswerten.
Nach früheren Unternehmensangaben entgeht Vattenfall durch die Stilllegung der beiden norddeutschen Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel etwa eine Million Euro am Tag. Die Grünen im Bundestag kritisieren, der Konzern wolle sich den Abschied von seinen Pannenreaktoren "von den deutschen Steuerzahlern versilbern lassen".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Auflösung der Ampel-Regierung
Holpriger Versuch endgültig gescheitert
Ampelkoalition zerbricht
Scholz will Vertrauensfrage stellen
Ampelkoalition gescheitert
Endlich!
+++ Ampelkoalition zerbricht +++
Lindner findet sich spitze
Scheitern der Ampelkoalition
Ampel aus die Maus
Trumps Wahlsieg in den USA
Gaga für MAGA