Kommentar Brustimplantate: Her mit dem Register
Silikonimplantate und Prothesen mit schlechter Qualität – das schadet nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Glaubwürdigkeit einer ganzen Branche.
J ede fünfte Patientin mit einer Silikonbrust muss laut einer aktuellen Studie innerhalb von zehn Jahren wieder unter das Messer – um sich das defekte Kissen wieder entfernen zu lassen. Warum? Weil es geplatzt oder auf andere Weise hinüber ist.
Als der Skandal um die miserablen Silikonimplantate bekannt wurde, blieb so manche Häme nicht aus: Wer sich so ein Ding einpflanzen lässt, um obenrum perfekt zu sein, der muss auch die Folgen dafür tragen. Unabhängig davon, dass eine solche Haltung zynisch ist – ganz so einfach ist das leider nicht.
Betroffen sind nämlich nicht nur Frauen, die sie sich das Implantat aus ästhetischen Gründen einpflanzen ließen, sondern zahlreiche Frauen nach einer Krebs-OP. Und: Auch viele andere Medizinprodukte, zum Beispiel künstliche Hüftgelenke, Knieprothesen, Wirbelkörper, weisen vielfach eine schlechte Qualität auf.
ist taz-Redakteurin für Geschlechterpolitik.
Das Problem ist, dass niemand so genau weiß, wie viele medizinische Implantate welchen Schaden anrichten können. Denn es gibt bisher kaum Statistiken zu Reklamationen und Reimplantationen.
Das geht nicht. Denn hier wird nicht nur mit der Gesundheit von Menschen gespielt, sondern darüber hinaus die Glaubwürdigkeit einer ganzen Branche verspielt. Trotzdem wird felsenfest behauptet, die Prothesen, Gelenke und Kissen seien eingehend geprüft worden.
Wie kann man das ändern? Dazu bedarf es belastbarer Zahlen, also einer Art Register, das Fälle sammelt und auswertet. Ist bekannt, unter welchen Umständen ein Silikonkissen platzt und wie häufig ein Hüftgelenk bricht, können gezielt Maßnahmen ergriffen werden, die helfen, Skandale wie den mit den Brustimplantaten zu vermeiden beziehungsweise zügig medizinische Abhilfe schaffen.
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