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Kehrseiten der PrivatkassenZum Schluss zahlt man drauf

Die Beiträge bei privaten Krankenkassen können sich im Rentenalter verdreifachen. Viele Versicherte können sich das nicht leisten – haben aber keinen Ausweg.

Ein Krankenzimmer von innen zu sehen ist für viele privat Versicherte kaum erschwinglich. Bild: mathias the dread / photocase.com

BERLIN taz | Jahrzehntelang war die private Krankenversicherung (PKV) so etwas wie ein Synonym für Luxusmedizin, Einzelzimmer im Krankenhaus, Chefarztbehandlung, kurze Wartezeiten, Erstattung homöopathischer und kostenintensiver innovativer Therapien inklusive. Die Kehrseite dieses unsolidarischen Systems bekommen derzeit vor allem Rentner und Ältere zu spüren: Ihre Beiträge in der PKV steigen enorm. Von Anhebungen zwischen 20 und 50 Prozent berichten Verbraucherzentralen.

Nur aufgrund der höheren Krankheitskosten im Alter dürfen die Privaten die Beiträge zwar nicht erhöhen. Denn dafür bilden die Versicherten ja in jüngeren Jahren ihre "Altersrückstellung", eine Art individuelles Sparguthaben. Das wird verzinst und soll die Ausgaben im Alter abfedern. Doch oft genügt das Geld nicht; neue und kostenintensive Behandlungen, Medikamente oder Diagnoseverfahren sprengen das Budget.

Zudem steigt die Lebenserwartung. Daher werden Beiträge erhöht, Selbstbehalte und Risikozuschläge steigen - und zwar, anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung, unabhängig von der Höhe des Einkommens oder der Rente. Als Faustformel nennen Verbraucherschützer: Wer sich mit Anfang 30 privat krankenversichert, muss bis ins Rentenalter mit einer Verdreifachung der Beiträge rechnen.

Was das in der Praxis heißt, dokumentieren drei exemplarisch ausgewählte Fälle. Auf Wunsch der Betroffenen wurden die Namen geändert.

"Als Bypasspatient nimmt mich keiner"

Rentner Franz Huber bekommt im November 2010 Post von seiner privaten Kasse. Sein bisheriger Tarif werde "angepasst" zum 1. Januar 2011 - um 104,51 Euro pro Monat. Das entspricht einer Steigerung um 25 Prozent. Statt einer Begründung erfährt Huber: "Der neue Beitrag wird ab 01.01.2011 automatisch von Ihrem Konto abgebucht." Klar, Huber könnte jetzt darauf bestehen, innerhalb der privaten Kasse in einen anderen Tarif oder aber die Versicherung ganz zu wechseln. Dann aber müsste er sich, wie ein Neukunde, einer neuerlichen Gesundheitsprüfung unterziehen, anhand der sich sein Beitrag bemisst.

Die Privaten

Rein: In Deutschland gibt es 46 private Krankenversicherungen (PKV). Privat versichern kann sich, wer angestellt ist und mehr als 50.850 Euro im Jahr verdient. Selbständige und Beamte können unabhängig vom Einkommen in die PKV eintreten. Für Beamte ist dies attraktiv, weil sie keinen vollen Versicherungsschutz abschließen müssen. Einen Teil der Kosten übernimmt für sie der Staat (Beihilfe). Kinder und Ehepartner dürfen nur dann mit wechseln, wenn sie weniger als 400 Euro im Monat verdienen. Die Mitversicherung von Ehepartnern und Kindern ohne eigenes Einkommen in der PKV ist nicht kostenlos.

Raus: Einmal Privatversicherte können nur dann zurück in die gesetzliche Versicherung, wenn ihr Verdienst unter die Versicherungspflichtgrenze sinkt, sie arbeitslos werden oder vor dem 30. Geburtstag ein Studium beginnen. Ab 55 kommt praktisch niemand mehr zurück in die GKV. Grund: Wer als junger Mensch von den günstigen privaten Tarifen profitiert und sich damit der gesetzlichen Solidarversichertengemeinschaft entzogen hat, soll im hohen Alter, wenn die Beiträge der PKV steigen, nicht die Solidargemeinschaft in Anspruch nehmen dürfen. Auch ein Wechsel zwischen privaten Kassen ist schwierig, weil die Versicherten in dem Fall ihre angesparten Altersrückstellungen verlören. Innerhalb ihrer PKV haben Versicherte jedoch das Recht, im Fall von Beitragserhöhungen in einen anderen Tarif zu wechseln. (hh)

"Als Bypasspatient, der ich seit 16 Jahren bin, nimmt mich aber keine andere Versicherung", weiß der Rentner - es sei denn zu Mondtarifen. Bliebe also noch der Wechsel in den "Basistarif", der jedem privat Versichertem zusteht und dessen Leistungsvolumen in etwa dem der gesetzlichen Krankenversicherung entspricht. Dafür allerdings, sagt Huber, sei er nicht in die PKV gegangen, um als Rentner wie ein gesetzlich Versicherter behandelt zu werden.

Zudem kostet selbst der Basistarif monatlich 581 Euro. Und weil Ärzte für basistarifversicherte Privatpatienten nur nach einen abgespeckten Satz abrechnen dürfen, weigern sich viele, solche Patienten zu behandeln. Das ist zwar illegal, "aber versuchen Sie mal, in der Praxis daran etwas zu ändern", sagt Huber.

"Ich werde nicht mehr zum Arzt gehen können"

Maria Schmidt, geboren 1953, verliert im Jahr 2000 ihren Job, mit 47 Jahren. Ihr ist klar: "Für den Arbeitsmarkt bin ich nicht mehr attraktiv." Sie macht sich selbständig, die PKV umwirbt sie. Schmidt, die seit Beginn ihrer Lehre im Jahr 1961 gesetzlich versichert war, wechselt 2003 schließlich zu einer Privatkasse. Anfang 2011 muss sie Insolvenz anmelden. Mit verheerenden Folgen: Die Versicherungsbeiträge steigen weiter wie bisher.

Der Weg zurück in die gesetzlichen Krankenkassen ist ihr aus Altersgründen verbaut; Schmidt wird dieses Jahr 59. Derzeit zahlt sie monatlich 363,34 Euro plus 300 Euro Eigenanteil jährlich, Tendenz steigend. Ihre Rente, die sie jetzt beantragt hat, wird bei 600 Euro liegen. Sie sagt: "Ich werde nicht mal mehr zum Arzt gehen können." Denn selbst wenn sie das Geld für Beiträge irgendwie zusammenkratzt - den Eigenanteil wird sie nicht auch noch bezahlen können.

Besonders prekär ist die Lage von nichtberufstätigen Beamtengattinnen, die günstige private Versicherungstarife sowie staatliche Beihilfe genossen - bis ihre Ehemänner sich im Alter von ihnen trennten. Nach einer Scheidung müssen sich diese Frauen privat neu versichern - zu horrenden Tarifen, und das, obwohl ihre Renten oder ihr Unterhalt oft nur gering sind.

Sabine Weber etwa verfügt seit ihrer Scheidung über 700 Euro monatlich; 600 davon soll sie für die private Krankenversicherung bezahlen. Weil das unmöglich ist, hat sie die PKV-Zahlungen eingestellt. Das heißt aber auch: Arztbesuche sind gar nicht mehr drin - obwohl sie stark behindert ist und medizinische Hilfe benötigt.

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24 Kommentare

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  • Q
    Quiddje

    Zitat: "Dafür allerdings, sagt Huber, sei er nicht in die PKV gegangen, um als Rentner wie ein gesetzlich Versicherter behandelt zu werden."

    Anders gesagt also: Er will, wie in jungen Jahren, weniger als der "gesetzliche" zahlen, aber dafür wie ein Privatpatient behandelt werden.

    Wieso sollte ich Mitleid mit jemandem haben, der illusorische Wünsche hat?

     

    Anders gefragt:

    Wer hat Mitleid mit meinen Kindern, die ein I-Phone mit Internet-Flatrate haben wollen, aber dafür nur den Basistarif des Netzbetreibers zahlen können (die haben wirklich nicht mehr Taschengeld)?

    Und wo ist der Mitleid heischende TAZ-Artikel darüber?

    • @Quiddje:

      Es ist schon richtig, dass viele Versicherte eine Wunschvorstellung als Privatpatient haben und diese sich dann an der Realität blamiert. Wer wirklich die Vorzüge der privaten Krankenversicherung genießen möchte, muss dafür sehr tief in die Tasche greifen.

       

      Selbst dann gibt es keine Gewissheit, ob die Beiträge nicht doch rapide und massiv steigen. Es gibt laut Stiftung Warentest nämlich nur eine Hand voll Versicherer mit einer halbwegs stabilen Beitragsentwicklung http://www.test-private-krankenversicherung.net/

  • HW
    Hans Wurst

    Maria Schmidt, geboren 1953, mit 8 Jahren im Jahre 1961 die Lehre angefangen? Die Zeiten nach dem Krieg waren wohl hart, oder Kinderarbeit noch nicht Verboten. *möp*

  • R
    reigschmeckter

    Das Gesundheitssystem ist an so vielen Stellen krank dass ich gar nicht alles aufzählen kann.

     

    Meines Wissens hatten die Holländer auch ein zweiklassen GKV/PKV System und schafften es zu reformieren - dazu hab ich mal eine Reportage gesehen. Man sieht also: es geht. Und: es wird meist in den Medien totgeschwiegen. Aber solange Großspenden an die 4 Parteien CDU/CSU/FDP/SPD nahezu in gleichem Umfang gehen, glaube ich nicht an eine umfassende Änderung.

     

    @Slimak:

    Könnte Ihren Kommentar unterschreiben, wenn da nur nicht die Sache mit dem Leistungsumfang wäre. Nicht jeder hat die Zeit/Geld/Ausdauer, sich mit dem System anzulegen. Manche Patienten sind dann schlicht tot.

  • M
    Mitch

    Der Artikel ist nicht nur "schlecht recherchiert", sondern teilweise schlichtweg falsch: Dass ein Wechsel innerhalb einer PKV in einen anderen Tarif nur mit neuer Gesundheitsprüfung möglich ist, ist Unsinn. Es gibt den § 204 VVG, der diesen Wechsel ausdrücklich erlaubt - ohne neue Gesundheitsprüfung! Voraussetzung dazu natürlich: Das Risiko erhöht sich nicht (man darf also nicht ohne Gesundheitsprüfung in einen besseren Tarif wechseln - aber das war ja im hier unterstellten Fall auch nicht angezeigt, sondern ein Wechsel in einen günstigeren Tarif mit schlechteren Leistungen), dann muss die PKV den Wechsel erlauben.

    Und noch eine Anmerkung: Wer die PKV als "Kostensparmodell" versteht, hat entweder gar nichts begriffen, ist auf schlechte Werbung reingefallen oder sollte seinen Berater verklagen. Die Einsparungen, die man als junger Memsch oft in der PKV hat, MÜSSEN zurückgelegt werden, um im Alter beitragsentlastend zur Verfügung zu stehen. Das ist ja gerade der Grund, warum nur den sog. "Besserverdienenden" erlaubt wird, in die PKV zu gehen. Top-Leistungen für ein "paa Maak fuffzich" gibt es nun mal nicht.

  • S
    sanglier

    da ganze gesundheitssystem ist krank - lobbys und die dahinter stehenden kreise verdienen sich da eine goldene nase. und sind gut im verhindern sozial verträglicher reformen - warum auch? pkvs - geschenkt, der hauptzweck profitorientierter unternehmen ist nun mal die generierung von gewinn. die gesetzlichen: schauen sie sich mal die gehaltsstruktur, besonders der vorstände an! der staat (bund, länder, gemeinden): mit seinem irren beihilfesystem verhindert er solidarität und zwingt beamte (und oft deren familien) in die pkvs.

  • S
    Slimak

    Immer dieses dekadent dumm-deutsche Argument namens Sozialneid - damit diskreditieren sich die so Argumentierenden nur selbst . Politische Denke ist ja auch kein deutsches Allgemeingut. Natürlich gehören die Privaten in die Tonne, und zwar sofort. Was wir brauchen ist eine Krankenversicherung, in die alle einzahlen. So ein System könnte für sich in Anspruch nehmen, solidarisch zu sein, vorausgesetzt es gibt keinen Unfug wie die Beitragsbemessungsgrenze. Und seit unser Gesundheitsminister der FDPler Daniel Bahr heitßt (Kindergartengruppe Bullerbü), werden die Ärzte mit Geld überschüttet.

     

    Übrigens: Ich kenne keinen armen Arzt - also Schluss mit diesem Unfug und der dämlichen Behauptung, Ärzte könnten sich nur mittels Privatpatienten über Wasser halten. Es gibt keine konsistente Argumentation, die untermauern könnte, warum die Bezahlung einer Leistung vom Leistungsempfänger abhängen sollte. Auch in einer Debatte wie dieser zeigt sich wie immer, dass der Blick über den Tellerrand vielen nicht gelingt. Vielleicht auch das ein Ergebnis der Tatsache, dass die Bildungspolitik in der Beamtenrepublik Deutschland erbärmlich ist und selbstverständlich jene privilegiert, die keiner weiteren Privilegien bedürfen.

     

    Meinen Dank an Heike Haarhoff für diesen Beitrag - wie immer sozialkritisch und realitätsbezogen. Manchen KommentatorInnen würde ich raten, doch zukünftig lieber die Blödzeitung zu lesen - da passt der geäußerte Mainstream-Dünnsinn mit Sicherheit besser hin. Und wer hier argumentiert, jemand sei gesundet, weil er/sie als PrivatpatientIn Anspruch auf eine bessere medizinische Versorgung hat, sollte den Allerwertesten hochkriegen, um dafür zu streiten, dass allen die optimale Behandlung zuteil wird. Sowas nennt man übrigens Solidarität - schon mal gehört geschweige denn gelebt?

  • B
    Bochumer

    Der Artikel ist teilweise schlecht recherchiert. Es gibt PKVs, die sehr schlechte (weil zu billige) Tarife angeboten haben. Die haben eine ungesunde Mitgliederstruktur und da wird es teuer.

    Dann gibt eben gute Tarife, die zwar auch teurer werden, aber eben nicht explodieren. Wer da bei der Wahl des Tarifs sich blenden lässt, hat Pech gehabt. Allerdings könnte der Gesetzgeber dieses Problem auch durch einen Zwang zur seriösen Planung behandeln.

     

    Auch die Beispiele mit den sitzgelassenen Frauen sind hart. Die haben natürlich keine Chance. Das ist aber die Folge unflexibler Regelungen.

     

    Ich bin gerade von Privat in Gesetzlich gewechselt, und ganz froh darüber. Allerdings ist der schlechtere Schutz deutlich teurer, obwohl (oder weil?) ich in einem guten Tarif einer seriösen Kasse war.

  • S
    Sonia

    Mein Mitleid hält sich in Grenzen, denn die Leute wissen doch, was auf sie zukommt.

     

    Ich war mal in einer PV - nie wieder: da wurden mir die schlimmsten Krankheiten angedichtet und ich wurde bestens von allerhand überfreundlichen Oberärzten hofiert. Nee danke, da bin ich lieber GKV und dann heißt es nach langem Warten im Wartesaal:

     

    "Was, stellen Sie sich nicht so an, jede zweite Frau klagt über genau diese Schmerzen. Damit müssen Sie leben." :-)

     

    Herzerfrischend! Dann weiß ich wenigstens, dass ich gesund bin bzw. selbst dafür sorgen muss, gesund zu bleiben.

  • SS
    Stephan Schulz

    zu "broxx":

    So ein Quatsch, dass wir Ärzte ohne die Privaten nicht leben könnten. Mag ja sein, dass manche von uns früher noch mehr verdient haben, aktuell sind aber die meisten Menschen in meinem Umfeld wirtschaftlich immer noch schlechter dran als ich.

    Ansonsten gibt es wohl zwei Gründe für das Problem: Das ist einmal die "Geiz ist geil"-Mentalität: Da geht manch ein Gutverdiener in jungen Jahren in die private Versicherung, weil's dort billiger scheint und wundert sich im Alter, dass dieser Ausstieg aus dem Solidarsystem dann etwas mehr kostet. Das andere aber ist ein Systemfehler: Selbständige, obwohl oft keine Großverdiener, können sich bei den gestzlichen Versicherungen nur zu unsinnig hohen Beiträgen versichern und gehen deshalb zu den Privaten - hier wäre eine Veränderung im GKV-System notwendig.

  • T
    tazn

    So sozial geht es hier in Deutschland zu, dass Kommentatoren Krankenversicherte, die auf Privatkassen reingefallen sind, verhöhnen. Privatkassen wären absolut unnötig, wenn es gleiche Leistungen für alle in einer einzigen Gesamtdeutschen Kasse gäbe. Die Ärzte haben sich durch ihr betrügerisches Verhalten in der Vergangenheit ihre Probleme selbst herangezogen (und korrekt arbeitende Ärzte hängen da leider mit drin). Der Krankenversicherte kann ja wohl nicht der Buhmann sein. Wenn man dann noch die Leitung der Kassen vernünftigen Menschen unterstellt, müsste eigentlich alles klappen, denn insgesamt ist recht viel Geld da in den Kassen. Neuerdings haben sie jede Menge Plus zu verzeichnen.

  • M
    Michaela

    Als sie noch jung und gesund waren und gut verdienten, hatten die Betroffenen kein Problem damit, die Solidargemeinschaft der Gesetzlichen Krankenversicherung zu verlassen. Zurück blieben die Älteren, schlechter Verdienenden, chronisch oder gar schwer Kranken, welche in der Folge immer schlechter versorgt wurden, auch was die Vorsorge betrifft, immer mehr selbst bezahlen müssen (Praxisgebühr, Zuzahlungen, Vorsorgeuntersuchungen usw.) - wenn sie es denn können. Die Wartezeiten und das Durchschleusen im Eilverfahren ("Patientengespräche", die man ehrlicherweise nicht mehr als Anamnese bzw. diagnostisch bezeichnen kann, dafür ist gar keine Zeit) muss man ja wohl nicht mehr erwähnen.

     

    Vielleicht färbt ja schon der Freiheitsbegiff unseres zukünftigen Bundespräsidenten auf mich ab (wie war das mit Freiheit und Eigenverntwortung?! Dass die Beiträge im Alter stark ansteigen, war jedenfalls noch nie ein Geheimnis), aber mein Mitleid mit den nun älteren, krank oder arbeitslos gewordenen Privatversicherten hält sich in überschaubaren Grenzen.

  • J
    Jörn

    Das Mitleid über Leute, die ersteinmal viel Geld sparen wollen und gleichzeitig eine Luxusversorgung bekommen, hält sich in Grenzen. Das gilt gerade auch für Ehefrauen von Beamten, die schliesslich mit dem Versorgungsausgleich auch nach einer Scheidung gut versorgt sind. Echte Probleme haben allenfalls Selbständige, die von den gesetzlichen Krankenkassen durch aberwitzige Annahmen über ihre Einküfte geradezu in die Arme der privaten Krankenkasse getrieben werden.

    Allerdings sollte das Gesetz geändert werden, so dass Privatversicherte ihre Altersrückstellungen mitnehmen können. Eine private Krankenversicherung, die eine Beitragserhöhung macht, gewinnt sonst immer. Entweder durch den höheren Beitrag oder dadurch dass die Rückstellungen an die Versicherung gehen wenn der Vertrag gekündigt wird.

  • W
    Wolfgang

    Jahrelang schossen die Privatkassenpatienten erhobenen Hauptes an den Kassenpatienten in den Wartezimmern vorbei.

    Nur wer die Musik bestellt, muss auch zahlen.

    Es ist wie in der Ehe, zu Anfang alles bestens und dann teilweise eine Ernüchterung: es wird teuer, schöne Frauen kosten Geld und Nerven und keine Ehe ist so viel wert, wie eine Ehescheidung kostet.

    Allgemein dürfte auch bekannt sein, verschenken tut keiner was.

  • SB
    Siegfried Bosch

    "Besonders prekär ist die Lage von nichtberufstätigen Beamtengattinnen, die günstige private Versicherungstarife sowie staatliche Beihilfe genossen - bis ihre Ehemänner sich im Alter von ihnen trennten. Nach einer Scheidung müssen sich diese Frauen privat neu versichern - zu horrenden Tarifen, und das, obwohl ihre Renten oder ihr Unterhalt oft nur gering sind": Und was ist mit den Männern? Die werden wie üblich von der TAZ vergessen.

     

    Außerdem ist es sehr perfide, wie die TAZ hier den Männern den aktiven Part der Trennung zuweist und die Frauen damit zu Opfern macht, obwohl Frauen die Mehrheit der Scheidungen einreichen.

  • F
    Fordler

    "Ab 55 kommt praktisch niemand mehr zurück in die GKV. Grund: Wer als junger Mensch von den günstigen privaten Tarifen profitiert und sich damit der gesetzlichen Solidarversichertengemeinschaft entzogen hat, soll im hohen Alter, wenn die Beiträge der PKV steigen, nicht die Solidargemeinschaft in Anspruch nehmen dürfen".

     

    Folgende Anmerkung: Wer in die GKV will muß unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze verdienen. Freiwillig krankenversichert kann nur jemand werden, der vorher auch in der GKV war und nun mehr verdient als die BBG.

     

    Wer also, wie in meinem Fall nach mehrjähriger Bundeswehrzeit mit freier Heilfürsorge, ins Arbeitsleben zurückkehrt und dabei gleich oberhalb der BBG verdient, kann nicht in die GKV.

    Ein klassisches Eigentor, da Höchstzahler ausgeschlossen werden.

  • F
    Fordler

    "Wer sich mit Anfang 30 privat krankenversichert, muss bis ins Rentenalter mit einer Verdreifachung der Beiträge rechnen".

     

    Habe gerade mal ein wenig gegoogled und nachgerechnet.

    In meinem Fall ist es 32 Jahre her als ich 30 war

    Damals, 1980 galt die Beitragsbemessungsgrenze von 4200 DM bei einem Beitragssatz von 11,4 %. Das waren dann 478,80 : 2 = 238,40 DM oder vereinfacht ca.120€.

     

    Heute liegt die BBG bei 5600€ und 15,5 %

    Das sind unter Anrechnung der 0,9 % Regel etwa 868€. Davon ca 460€ Arbeitnehmeranteil.

     

    460 : 120 = 3,83

     

    Also der Beitrag zur GKV het sich fast vervierfacht!!

  • JU
    Ja und?

    Jahrelang haben die Leute einen deutlich geringeren Anteil ihres Einkommens gezahlt als normale weniger verdienende Berufstätige, weil sie zu den Rosinen gehörten, die sich die PKVs rausgepickt haben. Nun gehören sie nicht mehr dazu und wundern sich, dass es teurer wird.

     

    Habe überhaupt kein Verständnis für das Gejammer, wer Solidarität will, darf sich vorher nicht unsolidarisch verhalten haben.

  • M
    menschenfreund

    Private Krankenkassen beginnen schon in ihren Bezeichnungen mit der Lüge: sie sind Kassen für die Gesunden.

    Ansonsten haben sie keine Existenzberechtigung, weil sie ausschließlich davon leben, den Rahm abzuschöpfen, den die Pflichtversicherungen dringend brauchen. Ausgemachte Schädlingen also - weg damit, aber schnell!

  • B
    broxx

    Was heißt denn unsolidarisches System? Ohne die privaten wäre die Ärzte schon lange pleite! Private KV hält Arztpraxen am Leben, so gesehen sind die gesetzlichen unsolidarisch. Und wenn Adipöse, Junkies und andere selbst verschuldete immer noch krankenversichert sind-tja, dann liegts an den privaten. Sonst könnte eine gesetzliche sich diese Leute gar nicht leisten.

    Und wenn Beiträge sich vervielfachen liegts an beschissenen Tarifen und/oder beschissener Beratung. Sowohl meine Eltern (beide über 70) als auch ich/meine Frau sind privat versichert und wollen wirklich nicht mehr zurück in eine gesetzliche. Außerdem muß die gesetzliche diese Rentner wieder aufnehmen. Nebenbei ist die private für viele die letzte Hoffnung, da gesetzliche diverse Behandlungsmethoden nicht bezahlen. Eine Freundin von uns wäre in der gesetzlichen an Leukämie gestorben, dank der privaten hat sie nun ein weiteres Leben und kann dadurch älter als 40 werden.

     

    Liebe Frau Haarhoff, ist das vielleicht nur Sozialneid?

  • H
    Horst

    Das nennt man Freiheit.

    Glauben Sie nicht?

    Fragen Sie mal Herrn Gauck!

  • P
    pablo

    natürlich ist es für die rentner schlimm aber sie haben es sich so ausgesucht und damit werden sie leben müssen. sich erst aus der gesetzlichen verabschieden und im lebensabend auf hohem niveau jammern das es teuer wird. im übrigen können sich beamte auch in der DKV versichern wie jeder der über der beitragsbemessungsgrenze liegt oder selbstständige. sie müssen dann halt nur ebenfalls den arbeitnehmer und arbeitgeber anteil tragen und das ist zwar am anfang teurer aber unter dem strich rechnet es sich wenn man nicht das entsprechende konto zusammen bekommt.

  • A
    Atze

    Da kommt einem echt die Wut. Ich erlebe gleiches gerade bei meinem Dad. Unglaublich was sich so viele in dieser perversen Gesellschaft raus nehmen. Asozial statt sozial...

     

    Ich kann garnicht soviel essen, wie ich kotzen möchte!!!

  • F
    Friederike

    Die PKV's haben gut abgeschöpft als die Beiträge noch zahlbar waren. Ich habe einmal für eine gearbeitet und natürlich erlebt, wenn Abstürze kamen, auch wenn jemand insolvent wurde. Im glücklichsten Fall haben sie einen Standardtarif bekommen, den sie noch zahlen konnten.

    Heute sehe ich das so, das viele billig-billig davon kommen wollten, statt in die GKV einzuzahlen. Wenn es nach mir ginge, würde es ein staatliches Gesundheitswesen geben-denn Krebs oder Schlaganfall kennt keine Standesunterschiede und jeder Mensch sollte gleich gut versorgt sein und behandelt werden. Wir leben in einer neuen Zeit und da muss man wenigstens die Gesetze ändern, das entweder die Leute in die GKV zurück können- oder aber die PKV zu gleichen Tarifen gezwungen wird. Wir haben bereits eine 3 Klassenmedizin. Ich kann mir auch selten den Arzt leisten- weil ich zu den ärmsten im Land gehöre. Schon eine Knochendichtemessung mit 60 Euro kann ich nicht bezahlen, oder andere Untersuchungen. Wenn wir dahin kommen, das man Menschen auf gut Deutsch gesagt "verrecken" lässt nur weil sie nichts mehr bezahlen können, dann sind wir ärmer im Land als wir es sowieso schon sind. Hier sind kluge Köpfe gefragt und nicht so Jünglinge wie die letzten "Gesundheitskatastrophen"_Minister. Ich kenne genügend alte Menschen, die verzweifelt sind- und die sind in der GKV. Geht mal in die Heime, in die Krankenhäuser-da ist der Unterschied wie Tag und Nacht- und das darf in einer angebl. demokratischen Gesellschaft nicht sein.