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Die Höfe unter dem Hammer

STADTPLANUNG Bremens einst beliebteste Flaniermeile sollte Dienstag zwangsversteigert werden. Der Termin ist geplatzt, für die Zukunft der Meile ist damit Zeit gewonnen

Auf den Höfen stehen die meisten Kneipen leer. Bild: kawe

„Auf den Höfen“ – das war einmal Bremens angesagteste Flaniermeile mit kleinen Diskos, Restaurants, Kneipen wie dem brasilianischen „Dos mas“ und diversen Betrieben – einem Töpfer, einem Friseur oder einem „Atelier“ für Bastelbögen. Nachts stand der Hinterhof im Viertel bei schönem Wetter so voll, dass kaum ein Durchkommen war. Die Beschwerden der Anwohner über den Lärm füllten Aktenordner. Bremens erster alternativer Fahrrad-Laden mit Namen „Radschlag“ wurde dort gegründet – von dem Taxi-Fahrer Hucky Heck, der später Ortsamtsleiter wurde.

Besitzer der Hinterhof-Zeile auf dem Gelände einer ehemaligen Marmorfabrik ist Helmut Hubrich, ein ehemaligen Boxer. Hubrich kümmerte sich um vieles, um wesentliche Dinge wie die Nebenkostenabrechnung, aber genauso wenig wie um erforderliche Investitionen. Legendär wurde das „Up’n Swutsch“-Studio, das in den 1980er-Jahren auf den Höfen existierte. Als der Alternativbetrieb, der den kleinen Platz vor dem Studio gepflastert hatte, von Hubrich sein Geld nicht bekam, kamen die Pflasterer des Nachts wieder und holten sich wenigstens ihre wertvollen Steine wieder. Das Fernsehstudio existierte dort, bis das im Wasser im Keller stand, durch das einmal sogar Willy Brandt gewatet sein soll.

Es gab immer Ärger mit Hubrich, erinnert sich Hucky Heck, aber bergab ging es mit den Höfen erst, als in den 1990er-Jahren die Schlachte das Publikum anlockte. Inzwischen stehen die Höfe unter Zwangsverwaltung, Hubrick hat 4,9 Millionen Euro Bankschulden, sagt er. Am Dienstag sollte der Gebäudekomplex zwangsversteigert werden, der Termin wurde aber aufgehoben – auf Antrag von Hubrich. Er findet die vom Gutachter festgestellten 3,7 Millionen Euro zu viel, immerhin gibt es einen erheblichen Sanierungsstau. Der inzwischen 72-jährige Hubrich hat, sagt er, eine Bremer Architektin, die das Projekt übernehmen würde, allerdings zu einem geringeren Preis. Aber die Hypo-Real-Estate-Bank bewegt sich nicht und der Zwangsverwalter Thomas Klipfel „kriegt im Jahr 68.519,65 Euro – für Nichtstun“, sagt Hubrich verärgert.

Das wertvollste Objekt des Höfen-Projektes ist sicherlich das große Vorderhaus an den „Häfen“, bekannt durch die Möbelfirma Popo, die das Erdgeschoss gemietet hat. Auf die kleinen Lädchen und Gebäude im hinteren Bereich hat eine Intitiative um den Architekten Wolfgang Weiß ihr Auge geworfen – sie könnte sich vorstellen, dass eine Genossenschaft das ganze Objekt kauft und den Handwerkerhof für eine „sozial, kulturell und ökologisch attraktive Zukunft“ zur Verfügung stellt. Man habe diese Idee als „Stein ins Wasser geworfen“, sagt Weiß, Geld oder eine Bankbürgschaft hätte er aber nicht gehabt, wenn es Anfang der kommenden Woche zur Zwangsversteigerung gekommen wäre.

Es hätte möglicherweise solventere Bieter gegeben – es gab Nachfragen beim Ortsamtsleiter und auch beim Bauordnungsamt. Bisher erlaubt der alte Bebauungsplan von 1959 im Grunde fast alles, also auch eine Mischnutzung durch teure Stadtvillen und moderne Büros. Von Investoren, die darauf setzen und die alten Strukturen dafür weitgehend abreißen müssten, könnte die Bank das höchste Gebot erwarten.

Wenn sie nun aber ein neues Gutachten erstellen lassen muss, wird das weder teuer. Hubrich hofft, dass die Bank einlenkt und an einen Bieter verkauft, der das bisherige Nutzungsmodell fortsetzen würde.

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