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Deutsche BankRiskantes Doppel

Kapitalismuskritiker protestieren auf der Hauptversammlung des größten deutschen Bankhauses gegen den neuen Chef Jain. Sie rufen zum Bankenwechsel auf.

Ackermann übt sich in Selbstkritik, aber die neuen Strahlemänner Jain (re.) und Fitschen wirken sehr davon entfernt. Bild: dpa

HAMBURG taz | Eine Doppelspitze tritt wie erwartet die Nachfolge des scheidenden Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Josef Ackermann, an. Umrahmt wurde die Hauptversammlung in der Frankfurter Festhalle von Protesten des Bündnisses „Andere Banken braucht das Land!“. Kapitalismuskritiker zogen eine Gülle-Spur um den Eingang, um gegen die „dreckigen Geschäfte“ der Bank zu protestieren.

Der bisherige Deutschland-Chef Jürgen Fitschen, dessen Vertrag nur drei Jahre läuft, soll die Bodenhaftung eines der weltgrößten Geldgiganten sichern, Anshuman Jain in den kommenden fünf Jahren weiterhin für große Profite sorgen. Auf die Kritik an dem hochspekulativen Investmentbanking der Deutschen Bank ging Jain in seiner Antrittsrede nicht ein. Bisher leitete der Brite das Investmentbanking in London.

Und verkaufte die Art von Papieren, die 2007 die Finanzkrise verursachten. Das brachte die Großbank weltweit unter die Top Five beim Zocken mit Währungen, riskanten Wertpapieren und der Finanzierung von Hedgefonds. Im vergangenen Jahr lieferte Jains Sparte 56 Prozent aller Gewinne der Bank.

Der scheidende Ackermann übt sich in Selbstkritik

Dagegen gab sich der scheidende Ackermann selbstkritisch. Der Schweizer hatte in seinen zehn Jahren an der Spitze die verstärkte Ausrichtung auf das umstrittene Investmentbanking zu verantworten, und er hatte Jain gefördert. Angesichts zahlreicher gerichtlicher Klagen, mit denen sich die Bank wegen ihrer Geschäfte mit schrottigen Hypothekenwertpapieren in den USA konfrontiert sieht, räumte er ein, die Bank hätte manches besser nicht gemacht. Kein Geschäft sei es wert, das Markenimage des Hauses zu riskieren: „Diesem Grundsatz sind wir aus heutiger Sicht, in den Jahren des allgemeinen Überschwungs vor der Finanzkrise, nicht immer voll gerecht geworden.“

Vor und in der Frankfurter Festhalle protestierte das Bündnis „Andere Banken braucht das Land!“ gegen die Beteiligung der Bank an Steuerflucht, Waffenhandel und Nahrungsmittelspekulation. Das Komikerduo Onkel Fisch unterhielt mit seiner Version eines Songs der Band Fettes Brot: „Soll ich übel zocken, oder lass ich’s lieber sein? Klar doch, ich bin der Jain.“ Jannika Röminger von Attac rief die Kunden zu einem Bankwechsel auf.

Die Berufung Jains scheint das falsche Signal zu sein

Dafür plädiert auch Kapitalmarktkritiker Rudolf Hickel. Der Wirtschaftswissenschaftler hält die Berufung Jains für „das völlig falsche Signal“. Jain stehe für eine Zockermentalität, für das aggressive Investment- und Spekulationsbanking. Jain sei zudem verantwortlich für das Tun von Greg Lippmann, der eine Hauptrolle in dem Bericht des Kongresses in Washington über die Gründe der Finanzkrise spielt. Die Investmentsparte der Deutschen Bank habe unter Jain „wissentlich Drecksgeschäfte gemacht“.

Nach dieser Entscheidung der wichtigsten Aktionäre für Jain könne man sich von der DB nur abwenden. „Was man aus der Finanzmarktkrise lernen musste, sich von dem aggressiven spekulativen Eigenhandel abzuwenden, wird ignoriert.“ So werde die nächste Krise vorbereitet.

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3 Kommentare

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  • M
    Marie

    Wenn es Ihnen nicht gleichgütig ist, was und wen Sie mit Ihrem Geld unterstützen, wechseln Sie zu diesen Banken:

     

    GLS Bank (auch Giro- und Geschäftskonten)

    Ethikbank (auch Giro- und Geschäftskonten)

    Triodos Bank

    Umweltbank

  • WI
    Was im Auge?

    Äh, habe ich das richtig gelesen? Jain rechts? Verdrehte Welt.

  • B
    Blubbzterin

    Haha, sogenannte "Kapitalismuskritker" schlagen also zur "Lösung" den Wechsel der Bank vor. Die haben offensichtlich nichts verstanden, denn es kann im Kapitalismus erstens niemals allgemeine Maxime sein, dass nur Banken, die "gute" Geschäfte machen, existieren und irgendwo investieren; ähnlich wie beim "fairen" bzw. "strategischen" Konsum, denn nur ein Bruchteil kann sich diesen Luxus leisten, und des weiteren ist nunmal das _grundlegende Prinzip_ jeder Produktion, jeder geschäftlichen Tätigkeit die Profitmaximierung, die eben _nicht_ Resultat von "bösen", "gierigen" oder wie auch immer beschriebener Bankerinnen oder Kapitalistinnen ist, sondern Ergebnis der destruktiven Konkurrenz vermittels des Marktes - Wer Kapitalistin bleiben will, muss nunmal so profitabel wie möglich [1] sein, da gibt es keinen Weg drum rum.

    Da es für eine Bank natürlich hoch profitabel ist, zB in Kriegsgüter oder Atomkrams zu investieren, wird sich auch weiterhin jemensch finden, der Geld hat und es verzinst wieder zurückbekommen will. Aus diesen Zwängen ausbrechen können nur Kleinstbanken die gesamtgesellschaftlich unerheblich sind und es auch bleiben.

     

    [1] Das kommt natürlich immer auf die Stellung auf dem Mark an. Ein Markenunternehmen in einer wirtschaftlichen Nische, das in Relation sehr hohe Preise für seine Produkte fordert bzw. ein teures Image hat, steht auch in Konkurrenz zu anderen Unternehmen, die eine ähnliche Strategie verfolgen. Profite machen ist, und das meistens auf Kosten der Arbeiterinnen, ist nicht die Ausnahme, sondern das Prinzip des Wirtschaftens. Ausbeutung ist kein moralischer Vorwurf, sondern liegt als lohnabhängige Arbeiterin immer vor.