piwik no script img

Fußballmannschaft am KapitalmarktSchalke 04 spielt an der Börse auf

Anleger sollen dem verschuldeten Fußballbundesligisten Millionen Euro leihen. Dafür winken fast 7 Prozent Zinsen – und ein erhebliches Risiko.

Finanzvorstand Peter Peters spricht auf der Hauptversammlung des Fußballvereins in der vergangenen Woche. Bild: dapd

HAMBURG taz | Erstmals seit dem verunglückten Börsengang von Borussia Dortmund traut sich ein deutscher Fußballverein wieder an den geregelten Kapitalmarkt. Mittels einer börsennotierten Anleihe über 50 Millionen Euro will sich der hoch verschuldete Champions-League-Teilnehmer FC Schalke 04 durch neue Schulden sanieren.

Schalkes Finanzvorstand Peter Peters begründet die Emission des Wertpapiers paradox: „Die Emission einer Mittelstandsanleihe ist für uns ein sinnvoller Schritt in eine schuldenfreie Zukunft.“ Satte 50 Millionen Euro will Schalke so einspielen.

Der Zinssatz beträgt stolze 6,75 Prozent bei einer Laufzeit von sieben Jahren. Die Zeichnungsfrist endete Freitag um Mitternacht. Mindestens 1.000 Euro mussten Kleinanleger auf den Tisch ihrer Bank legen, um eines der Wertpapiere zu kaufen; ab Sommer sollen sie an der Frankfurter Börse gehandelt werden. Die Emission richtet sich sowohl an private als auch an institutionelle Investoren.

Niedrigere Zinsen als Ziel

Mit den Einnahmen aus der Unternehmensanleihe will Schalke nicht Spieler wie Messi oder Schweinsteiger ködern. Stattdessen sollen alte Verbindlichkeiten durch neue ersetzt werden – zu besseren Konditionen. Ziel ist es laut Peters, den vor allem durch seinen Stadionbau hoch verschuldeten Klub in einem Jahrzehnt von seinen Finanzverbindlichkeiten zu befreien.

Doch bis dahin ist es ein weiter Weg: Denn obwohl Schalke in den vergangenen zwei Jahren angeblich 40 Millionen Euro Verbindlichkeiten abbauen konnte, hat der Gesamtverein inklusive diverser Tochtergesellschaften noch immer Schulden in Höhe von 228,6 Millionen Euro.

Börsen-Schalke ist daher ein riskantes Investment. Das signalisiert bereits der hohe Zinssatz von 6,75 Prozent, der Anlegern geboten wird. Entsprechend schlecht fiel auch das Urteil der Creditreform Rating AG aus: Die Analysten gaben ein mageres „BB“ – spekulative Anlage.

Schalke ist der erste Verein, der mit einer Unternehmensanleihe an die Börse geht. Der verzockte Börsengang von Borussia Dortmund nahm den meisten Fußballfirmen die Lust auf dieses Parkett. Im Oktober 2000 war die BVB-Aktie mit einem Preis von 11 Euro gestartet. Heute liegt der Kurs, trotz zweier Deutscher Meisterschaften, bei rund 2 Euro.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!